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rheinische ART 11/2015

Archiv 2015

FUSSBALLMUSEUM DORTMUND
Das Runde im Eckigen


Es gibt Museen, die unter glücklicheren Sternen eröffnet wurden. Über dem neuen Deutschen Fußballmuseum (DFM) in Dortmund, als „Ballfahrtsort“ vorab gepriesen , schwebte zum Auftakt (leider) viel Unappetitliches.

 

Das Deutsche Fußballmuseum (DFM) in Dortmund. Markant: Die Stirnseite dient als Medienwand. Das Prinzip des „Public Viewing“, das seit der Fußball-WM 2006 große Popularität genießt, wurde zu einem integralen Teil der Architektur. Auf dem Vorplatz stimmen übergroße Spielerskulpturen auf das Thema Fußball ein. Foto © HPP Architekten/ Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG, Düsseldorf 2015

 

Der WM-Skandal, Intransparenz bei UEFA und FIFA, vermutete schwarze Kassen, juristische Schlammschlachten von Verbandsprotagonisten und Lichtgestalten der Kickerszene: Der deutsche Fußball steht derzeit stark im Fokus von Medien und Öffentlichkeit und die katastrophale Lage lastete auch auf der Dortmunder Museumspremiere.

 

Frontteil in Glas, Lichtimpulse schießen Richtung Eingang und leiten die Besucher ins Foyer, in dem die Impulse eine Ball-Skulptur formen. © HPP Architekten, Foto HG Esch 2015

 

Seitenfassade aus Leichtmetall mit Stanzungen, LED-hinterleuchtet. Das Besondere der Fassade ist ihre Wandelbarkeit. Aktuelle "Fußball-Botschaften" können visualisiert nach außen getragen werden. © HPP Architekten, Foto HG Esch 2015

 

Detailansicht Stanzungen in der Seitenfassade. Die optischen Botschaften hinter den Stanzungen sind austauschbar. © HPP Architekten, Foto HG Esch 2015

 

Eröffnung Dabei gab es einiges zu feiern. Denn nach drei Jahren Bauzeit hat der Deutsche Fußballbund (DFB) nun endlich sein Prestigeobjekt realisiert. Auf rund 7.700 Quadratmetern Gesamtfläche präsentiert er dort gut 140 Jahre deutsche Fußballgeschichte.

     DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Besucher dürfen sich auf außergewöhnliche Exponate freuen.“ Da hat der Mann Recht. Es ist schon erstaunlich, was aus der Fußballwelt alles museal verarbeitet werden kann.


Architektur  Der von den renommierten Düsseldorfer Architekten Hentrich-Petschnigg & Partner (HPP Architekten) entworfene Neubau befindet sich in allerbester und vor allem verkehrsgünstiger Lage, direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof. Wie ein Riegel liegt der kantige und fast fensterlose Bau zwischen Bahnhof und Innenstadt: Fast 90 Meter lang, 25 Meter breit und gut 20 Meter hoch.

     Die neue und „dauerhafte Heimat“ des deutschen Fußballs in dem „aufgeständerten und keilförmig eingeschnittenen“ Haus leite sich von der Form her sowohl aus dem städtebaulichen Umfeld als auch „…aus dem vom Szenografie-Büro TRIAD Berlin umgesetzten Ausstellungskonzept“ ab, erläutern HPP-Architekten.

     Ja, das städtebauliche Umfeld. In Dortmund ist es eine mehr oder weniger attraktive Gebäudezeile, als städtische Kunst- und Kulturmeile eingestuft, in Sichtweite das Dortmunder "U", mit Bahnhofsmilieu am mehrspurigen Königswall. Alles zusammen bildet das nördliche Entrée zur City.

     Der Fußballtempel soll „Dynamik und Emotion des Sports“ nach außen tragen, ist zu lesen. Die eingebaute "Public Viewing"-Wand wird hierzu einen Beitrag leisten. Der Betrachter aber wird unwillkürlich an die alte Fußballweisheit erinnert: „Das Runde muss ins Eckige!“ 

 

Im „Zeit-Raum“ lässt sich die Geschichte des DFB von der Gründung im Jahr 1900 bis heute anhand von 115 Exponaten erkunden, eines für jedes Jahr. Nach einem Exkurs zum Fußball während des 1. und 2. Weltkriegs schließt der Bereich mit einem Blick in das gesellschaftliche Engagement des DFB. © HPP Architekten/TRIAD, Foto HG Esch 2015

 

Aufgang zur Dauerausstellung auf 3.400 Quadratmetern Schaufläche, die in fünf Ausstellungsabteilungen gegliedert ist. © HPP Architekten, Foto HG Esch 2015 

 

Interieur  Es ist ein durchaus großes Haus, in der das offene Erdgeschoss in ein als Arena bezeichnetes Untergeschoss übergeht. Hier sind Wechselausstellungen und Veranstaltungen vorgesehen.

     Die Geschichte des deutschen Fußballs wird in der Dauerausstellung in den Obergeschossen präsentiert, die der Besucher etwa über Rolltreppen erreicht. Der Mythos „deutscher Fußball“ wird hier „außerhalb des üblichen Fußballgeschehens erlebbar gemacht“ - 1.600 Exponate kann der Gast auf langen Wegen abschreiten: von Helmut Rahns Weltmeisterschuh aus dem Jahre 1954 bis zur Pokalgalerie. Von der Größe her alles überragend: das Exponat „Mannschaftsbus“ der Weltmeister von 2014.

     Insgesamt fünf Themenbereiche gliedern die deutsche Fußballtradition in verdauliche Happen. Darunter einer unter dem Titel „1. Halbzeit“ für die Deutsche Nationalmannschaft und ein anderer als „2. Halbzeit“ für den Vereinsfußball.

 

Erlebniswelt "2. Halbzeit". Vereinsfußball in Deutschland, DFB-Pokalspiele, Medien und Fußball sind die Kernthemen. Eine interaktive Sprecherkabine bietet die Möglichkeit, sich als Fußballkommentator zu versuchen. Foto © DFM/ Deutsches Fußballmuseum 2015

  

Die Idee zum Bau dieser Pilgerstätte nationalen fußballerischen Lebens brachte der DFB nach der WM in Deutschland 2006 auf den Tisch, veranschlagt wurden 36 Millionen Euro Baukosten. Insgesamt stellte der Verband 17,5 Millionen Euro für das Ball-Haus bereit, generiert aus Sponsorengeldern und Überschüssen aus dem WM-Turnier. Das Land NRW legte weitere 18,5 Millionen dazu, die Stadt Dortmund stellte das schmale Innenstadt-Filetgrundstück bereit. Museumsbetreiber ist die gemeinnützige DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum GmbH, deren Träger der DFB und die Kommune Dortmund sind.

 

Erlebniswelt "Halbzeitpause" mit Informationen über Training und Taktik mit multitouch Tischen. © HPP Architekten, Foto HG Esch 2015

 

 

Multifunktionshalle im Untergeschoss Foto © DFM/ Deutsches Fußballmuseum 2015

 

Schatzkammer mit Pokalen. „Zum Ende der ersten Ausstellungshalbzeit erleben die Gäste in erhabener Stille mit Blick auf die bedeutendsten Trophäen die großen Heiligtümer des deutschen Fußballs: Die Erfolge der Nationalmannschaft sind zum Greifen nah.“ (DFM-Text) Foto © DFM/ Deutsches Fußballmuseum 2015

 

Konzeption  Das inhaltliche, räumliche und dramaturgische Konzept für das Deutsche Fußballmuseum stammt von der Berliner Projektgesellschaft TRIAD. Ihr Ziel war es, das Phänomen Fußball und seine Faszination stark emotional und lebendig zu inszenieren. Die Leitidee und das Museumsmotto des Dortmunder Hauses orientieren sich an dem Anspruch, der zentrale Erinnerungsort des deutschen Fußballs zu sein: Wir sind Fußball! 

     Die fünf Ausstellungsbereiche sind wie eine Fußballveranstaltung aufgebaut: Alles beginnt mit einer emotionalen Einstimmung des Gastes („Anstoß“), es folgt die Welt der Nationalmannschaften und des deutschen Fußballs („1. Halbzeit“). Über Taktik, Training und Trainer informiert der dritte Bereich, „Halbzeitpause“ genannt. Der Vereinsfußball ist Ausstellungsobjekt in der „2. Halbzeit“. Und zu guter Letzt heißt es „Nachspielzeit“. Der Besucher kann durch technisch innovative wie durch klassische Vermittlungsformen auf diese Weise den gesamten Facettenreichtum des Fußballs erleben.

     Eine Multivision zur Geschichte des deutschen Fußballs, die „Schatzkammer“ mit den wertvollsten Pokalen der Nationalmannschaft sowie die „ Hall of Frame“ für die großen deutschen Spieler- und Trainerpersönlichkeiten bilden weitere szenografische und emotionale Höhepunkte der Ausstellung.

cpw/bra

 

 HPP ist eine der erfolgreichsten Architektenpartnerschaften Deutschlands. Über 80 Jahre nach der Gründung durch Helmut Hentrich wird das Büro heute von der vierten Architektengeneration geführt. Zu den bekanntesten Projekten der Firmengeschichte zählen das Dreischeibenhaus in Düsseldorf (mehr), die Sanierung des Leipziger Hauptbahnhofes und der Düsseldorfer Tonhalle. Das Thema Fußball ist seit der Planung der Multifunktionsarena „AufSchalke“ ständiger HPP-Begleiter. Beleg dafür sind unter anderem die Volkswagen Arena in Wolfsburg, die Modernisierung und Erweiterung der BayArena in Leverkusen, die Baltic Arena in Danzig (mit RKW) sowie die Erweiterung des Frankenstadions in Nürnberg. Bei laufendem Betrieb wird derzeit das Erfurter Steigerwaldstadion in eine Multifunktionsarena umgebaut.

 

Deutsches Fußballmuseum
Königswall 20 / Platz der Deutschen Einheit 1 
44137 Dortmund
Telefon:0231 - 4764660
Öffnungszeiten
DI - SO 9 - 18 Uhr

 

 

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