rheinische ART
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rheinische ART 08/2013

 

ARCHIV 2013
10. Manifesta in St. Petersburg

 

König(liches) im zarischen Palast


Die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, die seit fast 20 Jahren als wanderndes Kunstforum unter dem Namen „Manifesta“ durch Europa tourt, findet 2014 in St. Petersburg statt. Chefkurator wird zur Freude vieler Kunstenthusiasten der ehemalige Direktor des Kölner Ludwig-Museums Kasper König.

 

Strahlt heute wie früher zarische Pracht aus: Palastplatz mit Alexandersäule und dem von Katharina II. gebauten Winterpalast mit angrenzenden Gebäuden, heute Heimstatt der staatlichen Kunstsammlung Ermitage. Mit 317 Bildern, erworben bei dem Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky, begründete die Zarin 1764 ihre Kunstsammlung. Da am Hofe Französisch gesprochen wurde, erhielten die ersten neben dem Winterpalais errichteten Sammlungsräume die französische Bezeichnung Ermitage (Einsiedelei).

Foto rART


Ein großer Name an einem großen Ort. Denn St. Petersburg, die ehemalige Hauptstadt des Zarenreiches, gilt als die kulturelle Hauptstadt Russlands, als Stadt der Museen und als Hort zahlreicher informeller Kunstverbände und subkultureller Entwicklungspools. Die 10. Manifesta, die damit erstmals in dem riesigen Flächenstaat Station macht, wird in der altehrwürdigen Ermitage gezeigt, und zwar in jenem neuen Gebäudeteil, der die moderne und zeitgenössische Kunst beherbergt.

Kasper König
Foto Roman Mensing, Museum Ludwig

   Das Organisationskomitee der IFM (International Foundation Manifesta) erklärte zur Berufung von Kasper König (* 1943), dass mit ihm eine der großen, zentralen Figuren der zeitgenössischen Kunstwelt als Kurator gewonnen werden konnte. Wichtig seien Königs weitreichende Erfahrung, die eine ganze Generation umfasse, ebenso sein Know-how in Sachen zeitgenössischer Kunst und seine enge Beziehung zu internationalen Künstlern.
   Es könnte noch ein weiterer Aspekt eine Rolle gespielt haben. König beherrscht das Spiel mit den Medien und die Manifesta mit König als Kurator dürfte viel publizistische Aufmerksamkeit erfahren. Kasper König war von 2000 bis 2012 höchst erfolgreicher Direktor des Museums Ludwig in Köln. Er katapultierte es in die erste Riege internationaler zeitgenössischer Museen. Das Kölner Haus, sicherlich das größte und bedeutendste des Sammlerehepaares Ludwig, unterhält seit 1997 ebenfalls in St. Petersburg eine Dependance (mehr). Wie sich die Großausstellung in der vitalen Hafenstadt im Sommer 2014 konzeptionell gestalten wird, ist noch unklar. Als neuer künstlerischer Leiter der Manifesta wolle er aber, so Kasper König, in St. Petersburg eine Ausstellung entwickeln, „die gleichermaßen intelligent wie spielerisch ist.“ Dazu beabsichtige er, die Ermitage-Sammlung mit aktueller Kunstproduktion in ein zwangloses „dialogisches“ Miteinander zu bringen. Diese Absicht dürfte ungefähr so sein, wie die Ermitage selbst: Ziemlich groß.

Nach der Unterzeichnung des Kuratorenvertrags (von rechts): Kasper König, Prof. Dr. Mikhail Borisovich Piotrovsky, Hedwig Fijen (IFM-Direktorin) und Swetlana Datsenko (Ermitage Dependance Amsterdam). Foto Rustam Zagidullin / International Foundation Manifesta

   Gleichzeitig mit der Manifesta kann die Ermitage einen runden Geburtstag zelebrieren, das edle Museum feiert sein 250-jähriges Jubiläum. Direktor Mikhail B. Piotrovsky betonte in diesem Zusammenhang, dass die Ermitage schon zu den Zeiten von Katharina II. großes Interesse an der zeitgenössischen Kunst bekundet habe. Heutzutage werde dort das ambitionierte Programm „Ermitage XX-XXI“ umgesetzt. Piotrovsky: „Die Ermitage des 21. Jahrhunderts, jene Ermitage, die jetzt existiert und ausgebaut wird, ist eine globale Ermitage, die weltweit aktiv und dynamisch präsent ist, die die ganze Welt sozusagen mit der Hohen Kunst und den historischen Erfahrungen Russlands nährt…“
   St. Petersburg versteht sich nicht nur als Zentrum klassischer Künste. Vizebürgermeister Wassili Kitschedschi: „Die zeitgenössische Kunst Petersburgs lebt, das sieht man am Beispiel vieler wunderbarer Kunstzentren.“ Dass Zeitgenössisches und Modernes bereits vor Jahrzehnten in der Stadt existierte, zeige der legendäre stilprägende Untergrund-Künstlerbund „Mitki“, ein Zusammenschluss von Malern, Dichtern und Musikern in den 1980er Jahren, also noch zu Zeiten der UdSSR. Da hieß die Metropole noch Leningrad und die urbane Bohème und die „Mitki“-Mitglieder pflegten einen eigenen, progressiven Lebensstil: mit Kunst unter der Fuchtel des KGB und unter Staatschef Breschnews erstarrtem politischen System.


► Träger der Manifesta ist die Stiftung International Foundation Manifesta (IFM) mit Sitz in Amsterdam. Die erste Biennale fand 1996 in Rotterdam statt. Das Forum wechselt regelmäßig die europäischen Ausstellungsorte. Es gab bislang unter anderen Ausstellungen in Spanien, Luxemburg, Niederlande, Slowenien, Italien, Deutschland und Belgien. Die Idee des Kunstforums ist es, aktuelle nationale und internationale Kunst zu präsentieren, in der sich die politische und soziale Wirklichkeit widerspiegelt. Die letzte 2012 in Belgien an mehreren Standorten durchgeführte Exposition besuchten nach Aussage der Organisatoren etwa 100.000 Kunstinteressierte.
ruwoi

 

Die Manifesta 10: Europäische Biennale für zeitgenössische Kunst findet vom 28. Juni bis 31. Oktober 2014 statt.
Ermitage Museum St. Petersburg/ Russland
International Foundation Manifesta

Prinsengracht 175 hs
NL-1015 DS Amsterdam
Niederlande


www.manifesta.org
www.hermitagemuseum.org

 

 

 

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