rheinische ART
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rheinische ART 11/2013

ARCHIV 2013
Kunst mit wissenschaftlichen NASA-Bildern


Katharina Sieverdings Sonnensystem


Nach Bonn und der Düsseldorfer Quadriennale 2010 ist die Sonne nun ganz im Westen, im niederrheinischen neugotischen Schloss Moyland bei Bedburg-Hau, aufgegangen. Katharina Sieverding, Pionierin der künstlerischen Licht-Sonne-Fotografie, präsentiert dort eine umfassende Werkschau und ein aktuelles künstlerisches Statement.

 

 

DAS BILD WURDE AUS

©GRÜNDEN ENTFERNT.

 

Katharina Sieverding, WELTLINIE 1968-2013, Raumansicht
Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland/Maurice Dorren


WER SICH bislang unter Sieverdings Arbeit mit der thematischen Grundkonstante „Licht“ nicht viel vorstellen konnte, kann in dieser Sonderausstellung das ultimative Lichtspektakel der Beuys-Schülerin erfahren. In „WELTLINIE 1968-2013“, so der Titel der eigens für das Museum Schloss Moyland konzipierten Schau, bietet sich dem unbedarften Auge ein imponierendes und famoses Faszinosum, bestehend aus raumfüllenden Vier-Kanal-Projektionen und zahlreichen großformatigen Fotoarbeiten. Hier blickt Katharina Sieverding (* 1944, Prag) zurück auf die wichtigsten Stationen ihres 45jährigen künstlerischen Schaffens und aktualisiert ihre Positionen durch die installative Zusammenschau mit neuesten Arbeiten.

   Es ist immer wieder das Licht, das ihr gesamtes Werk beherrscht. „Die Sonne ist unantastbar, sie ist der Souverän im Kosmos, das Symbol für Geistigkeit“, kommentiert die Düsseldorferin ihre Inszenierung in Moyland, womit das Haus fast den Charakter einer Lichtburg erhält. Dort trifft der Besucher bei den Großfotos zwar nur auf Lichtspuren auf dem Fotopapier, bei den Projektionen jedoch auf eine fast strahlend gleißende blaue Sonne. Sie bildet das Highlight der Ausstellung. Übertragen in eine neue, monumentale und fast zwei Stunden dauernde Filmprojektion, betitelt mit „Die Sonne um Mitternacht schauen (blue)“, geht es um nichts geringeres als kosmische Zusammenhänge von Mensch und Universum.
   Die Foto- und Videokünstlerin hat dafür drei Jahre lang kontinuierlich rund 100.000 visuelle Satellitendaten - im Klartext: Bilder über Sonnenaktivitäten - der zivilen US-Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt (NASA) heruntergeladen und zu einem dynamischen Bild der Sonnenoberfläche künstlerisch verdichtet. So wird wissenschaftliches Arbeitsmaterial zu digital aufbereiteter spektakulärer Kunst. Katharina Sieverding selbst sieht ihre Projektion als eine „Biografie der Sonne von 2010 bis 2013“. Obwohl sich die mehrfache documenta-Teilnehmerin bereits seit Beginn ihrer künstlerischen Karriere stets mit dem „Phänomen Sonne“ beschäftigt, verfestigt sich der Eindruck: So viel Sieverding-Sonne gab es noch nie.
   Sie selbst fehlt natürlich auch nicht, denn ihr eigenes Portrait ist Sieverdings zweiter Protagonist in ihren Arbeiten. Immer wieder erscheint ihr Gesicht und verbindet sich mit Situativem. Das Museum Schloss Moyland würdigt mit der Ausstellung das Werk einer Künstlerin aus Nordrhein-Westfalen, die international zu den herausragenden kreativen Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst gerechnet wird. Katharina Sieverdings Arbeiten zeichnen sich ebenso durch die Aktualität der Themen aus wie durch das Ausloten aller Möglichkeiten der experimentellen Fotografie und ihrer multimedialen Transformation. Überhaupt ist der Terminus Transformation ihr Faible. So setzt sie in der Moyland-Ausstellung Bilder ihres Lebens, aus dem Zeitraum 1968 bis 2013, aneinander und nennt den Prozess „Weltlinie“. Damit werden diese Lebensabschnitte zu Bausteinen der politischen Lage und Welt, der sich verändernden Gesellschaft und der menschlichen Beziehungen. „Kalter Krieg, heißer Krieg, die rote Linie. Darum geht es.“

 

Die Künstlerin Katharina

Sieverding 2010 im

Kunstmuseum Bonn.

Ihre Markenzeichen:

rote Haare und Sonnenbrille

► Neben dem Fixpunkt der Ausstellung, der imposanten weil raumhohen Sonne, die aus den Einzelbildern einer NASA-Sonde generiert wurde, sind - abgesehen von den typischen eigenen Gesichtsdarstellungen - hunderte von Fotos aus den letzten vier Schaffensjahrzehnten interessant. Darunter ein Bilderfries mit Titelfotos des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ aus den Jahren 1977 - 1982. Es sind Sieverdings Erinnerungen an die Zeit der „Rote Armee Fraktion“ (RAF), des Kalten Krieges, Brokdorf, Pershing II und des Nato-Doppelbeschlusses, garniert mit allerlei fotografierten zeitgenössischen Kunstunterlagen und Collagen. Sieverdings hier arrangierte Verbindung zwischen Kunst, Zeitgeschichte und Politthematik steht damit in der besten Tradition ihrer Mentors Joseph Beuys.
bra/K2M


Die Ausstellung „Katharina Sieverding: Weltlinie 1968 - 2013“ ist bis zum 24. November 2013 zu sehen.
Museum Schloss Moyland
Am Schloss 4
47548 Bedburg-Hau
Tel. 02824 / 9510-0

Öffnungszeiten
Sommer (1. April – 30. September)
DI – FR 11 – 18 Uhr
SA und SO 10 – 18 Uhr Winter (1. Oktober – 31. März)
DI – SO 11 – 17 Uhr

 

 

 

Foto © rART, Schloss Moyland

 

 

 

 

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