rheinische ART
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rheinische ART 07/2013

ARCHIV 2013

DIE REVIERE DER ANDEREN 

Kohle - Welten

UNESCO-Weltkulturerbe "Zeche Zollverein" in Essen. Die ehemals größte Steinkohlezeche der Welt wurde 1847 gegründet und 1986 stillgelegt

 

Jahrzehntelang galt der Kohleabbau an der Ruhr und am Niederrhein als das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft in der Nachkriegszeit. Praktisch als Paradebeispiel des sogenannten deutschen Wirtschaftswunders, mit dem Fortschritt und Reichtum einhergingen. Heute zählen diese Gebiete zu den altindustriellen Regionen. Kohle, der Motor für die Stahl- und Eisenproduktion, kommt vielfach woanders her. Das Ruhr Museum in Essen widmet dem Rohstoff eine interessante Schau in der ehemaligen Zeche Zollverein.

 

Kohle.Gobal – Eine Reise in die Reviere der anderen, so der Titel der großen Sonderausstellung, signalisiert, dass es sich um ein Thema von Weltbedeutung handelt. Es sei keine nostalgische Rückschau mit Kohle-Folklore, wie Ruhr Museumsleiter Heinrich Theodor Grütter betont, vielmehr ein breit angelegter Blick auf die Chancen und Risiken eines Energieträgers, der weltweit betrachtet seinen Höhepunkt noch längst nicht erreicht hat.

 

Alte und neue Produzenten

 

Denn nie zuvor wurde so viel Kohle abgebaut, befördert und verbraucht wie heute. Es gibt Experten, die diesem Energieträger eine positive Zukunft zusprechen, wobei die neuen Technologien und Veredlungsformen Anlass der Prognosen sind. Kohle ist auf allen Kontinenten zu finden, nahezu jedes dritte Land der Erde fördert das Sedimentgestein, fast alle Staaten sind Kohleverbraucher. Die größten Reserven verzeichnen die USA, Russland, China, Indien, Indonesien, Kolumbien, die Europäische Union und Australien. Allein Deutschland nimmt mit seinem rheinischen Braunkohletagebau, dem „rheinischen Revier“, heute einen Platz unter den zehn wichtigsten Kohleländern der Welt ein. Die neuen Kohleregionen sind Zuwanderungsgebiete, wie ehedem das Ruhrgebiet mit der Steinkohle auch. Und die umwälzenden Veränderungen, die in den deutschen Revieren aufgrund der Weltmarkteinflüsse zu einem Strukturwandel führten, stehen den jungen Kohleländern noch bevor.

 

"German Miners" - Bergleute im Ruhrgebiet 1968. Foto Milton Rogovin

 

Essen, Bocholder Straße im Jahre 1956. Der Stadtteil Bochold war in den Boomjahren des Bergbaus einer der bevölkerungsreichsten der Ruhrmetropole und Standort der Zeche "Carolus Magnus", die 1841 in Betrieb ging

Ende einer Epoche

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten galt Kohle als „schwarzes Gold“. Heute dagegen steht fossile Energie und allen voran die Kohle im Mittelpunkt aktueller Energie- und Umweltdebatten. So hat der von der Bundesregierung für 2022 beschlossene Atomausstieg die Diskussion um einen neuen Energiemix mit einem steigenden Anteil erneuerbarer Energien angeheizt. Zudem führte dies zu Kontroversen um die Sicherheit der Energieversorgung und die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen, denn das letzte subventionierte Steinkohlebergwerk in Deutschland soll 2018 schließen. Damit endet in einem der bekanntesten industriellen Ballungsräume der Welt eine Epoche. Woher kommt dann die Steinkohle, die Deutschland - das Kohleland – nach über 150 Jahren erstmals komplett importieren muss? In welche Länder führt die „Out of Europe Strategie“ der einst regional konzentrierten deutschen Kohle- und Energieunternehmen? In welche „neuen“ Kohleländer wandern die stillgelegten Zechen, die zerlegt in ihre Einzelteile und mit logistisch ausgefeilten Verfahren auf dem Seeweg den alten Kontinent verlassen?

   Anlass genug, sich im Rahmen einer Ausstellung der Kohle und ihrer weltweiten Verflechtungen anzunehmen und die Besucher auf eine Reise in die Kohlereviere der anderen mitzunehmen – und das an einem Ort, wo früher täglich 12.000 Tonnen Steinkohle sortiert, gespeichert und verteilt wurden: in die Bunker des Ruhr Museums, die sich in der sog. Kohlewäsche des UNESCO-Welterbes "Zeche Zollverein" befinden. Es ist ein Industriedenkmal der Superlative und die ehemals größten Steinkohlezeche der Welt.

 

Das Essener Ruhr Museum hat sich mit Partnern wie zum Beispiel dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum und den Industriemuseen in Dortmund und Oberhausen zusammengeschlossen, um bis 2018 kontinuierlich den Kohleausstieg zu begleiten. Die aktuelle Ausstellung ist der Auftakt dazu.

K2M

 

Die Sonderausstellung „Kohle.Gobal – Eine Reise in die Reviere der anderen“ wird bis zum 24. November 2013 gezeigt.

Ruhr Museum
Gelände der Zeche Zollverein Areal A (Schacht XII, A 14 Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen Tel. +49 (0) 201 24681 444
Öffnungszeiten:
täglich 10.00 – 18.00 Uhr
MI 12 – 20 Uhr

SA, SO 11 – 18 Uhr

 

 

©Fotos (3) RuhrMuseum

 

 

 

 

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