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rheinische ART 10/2019

Archiv 2019

FOTO-INVENTUR
Vom Leben in Industrieregionen


Viele agrare Räume sind heute industriell oder mischgewerblich überformt. Es sind Lebensräume zwischen Kraftwerken und Rübenäckern, Strommasten und Gemüsekulturen, Industriebetrieben und Getreidefeldern.

 

Carl Schütz Das Lendersdorfer Walzwerk, 1838, Öl auf Leinwand (auf Hartfaser aufgezogen) © Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren

 

Vom Leben in derartigen Wirtschaftsgebieten berichtet eine fotografische Inventur im Leopold-Hoesch-Museum Düren. Die Ausstellung ist der erste Teil eines zweiteiligen Expo-Projektes, das sich mit künstlerischen Darstellungen von Industrielandschaften im ländlichen Raum auseinandersetzt. Es ist eine Schau, die den Besucher auffordert, sich mit den eigenen Wahrnehmungen und vor allem mit den Widersprüchen dieses Landschaftstypus zu befassen.

 

Albert Renger-Patzsch Zeche Victoria Mathias in Essen, 1931 (Gelatine-silberabzug 2001) © Archiv Ann und Jürgen Wilde, Zülpich; VG Bild-Kunst, Bonn, 2019 / Bestand: Die Photo-graphische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln

Die Dürener Kuratoren haben eine erlesene Liste von Fotografen zusammengestellt, um der Thematik Tiefe zu geben. Angefangen mit den Aufnahmen August Sanders und Albert Renger-Patzschs aus den 1920er und 1930er Jahren bis hin zu Bernd und Hilla Becher sowie zeitgenössischen Positionen etwa von Joachim Brohm, versammelt die Schau unter dem Titel „Vom Leben in Industrielandschaften – Eine fotografische Bestandsaufnahme“ zahlreiche Lichtbildner, die sehr unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen entwickelten, um die Lebensrealität in den rasant wachsenden Industrielandschaften abzubilden.


Bemerkenswert ist das Ausgangsmotiv der Präsentation, das für die Sammlung des Leopold-Hoesch-Museum ikonischen Charakter besitzt: Carl Schütz´ Gemälde Das Lendersdorfer Walzwerk aus dem Jahr 1838 (siehe oben).

     Denn das Bild der Fabrik der Unternehmerfamilie Hoesch in Düren-Lendersdorf ist ein typisches Beispiel für das ausgeprägte Selbstbewusstsein und die Art der Selbstdarstellung der Gründer-Generation zur Zeit der frühen, hier insbesondere der rheinischen Industrialisierung.

     Bis heute ist die Landschaft um Düren, zwischen Garzweiler und den Stauseen der Eifel, durch die industrielle Nutzung geprägt. Ähnliche Bilder einer Überformung der agrar-ländlichen Strukturen finden sich an vielen anderen Orten der Welt, wie es in der Schau heißt, etwa in der Lausitz, den Alpen oder Fukushima in Japan.

 

Joachim Brohm Bochum 1983 © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

 

Die Ausstellungsmacher betonen, dass die grundlegende Frage, inwiefern Fotografie der Komplexität sozialer Realität gerecht werden kann, eine mit der Geschichte des Mediums zutiefst verbundene sei.

     Das Haus verweist auf eine bekannte wie berühmte, die Fototheorie betreffende Aussage Berthold Brechts, die dieser ohne Namensnennung auf eine Fotografie von Renger-Patzsch münzte.

     Sie wurde als Zitat in Walter Benjamins „Kleine(r) Geschichte der Photographie“ von 1931 publiziert: „Eine Photographie der Kruppwerke oder A.E.G. ergibt beinahe nichts über diese Institute. Die eigentliche Realität ist in die Funktionale gerutscht. Die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen, also etwa die Fabrik, gibt die letzteren nicht mehr heraus.“ Was der Kulturkritiker meinte? Weniger denn je sage die einfache ´Wiedergabe der Realität` etwas über die Realität aus.
K2M


Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst. Der zweite Teil des Projektes titelt „Vom Leben in Industrielandschaften und ihrem Wandel“ und wird ab Februar 2021 im Leopold-Hoesch-Museum in Düren gezeigt.


Die Ausstellung „Vom Leben in Industrielandschaften – Eine fotografische Bestandsaufnahme“ schließt am 16. Februar 2020.
Leopold-Hoesch-Museum
Hoeschplatz 1
52349 Düren
Tel Tel. 02421 – 25 2593
Öffnungszeiten
DI, MI, FR –SO 10 – 17 Uhr
DO 10 – 19 Uhr

 

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