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rheinische ART 03/2015

Archiv 2015

DIE GROSSE / Kunstpreis der Künstler 2015
Felix Droese


Sie hat ihn gekürt, die Düsseldorfer Künstlerschaft, und erwählte Felix Droese zu ihrem Preisträger 2015 für den „Kunstpreis der Künstler“. Mit seiner Wahl setzt die Künstlergemeinschaft auch ein besonderes Zeichen. Ihre Botschaft: Kunst kann auch anders!

 

Felix Droese lebt am Naturschutzgebiet Neanderthal bei Mettmann. Foto privat,  ©Irmel Droese, 2014

 

Mit Felix Droese (*1950) wird eine über das Rheinland hinaus anerkannte Künstler-Persönlichkeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt. In Zeiten einer starken Ökonomisierung von Kunst wirkt seine Person wie ein Kontrapunkt, denn ihm, dem Mainstream—Fernen, dient die Kunst als Feld der Revolte. Zu den Schlagworten, die sein Œuvre ausmachen, gehören „Haus der Waffenlosigkeit“ oder „Aldi-Multiple“. In seinen Arbeiten reflektiert der ehemalige Brüning- und Beuys-Schüler die Gegenwart: kritisch, direkt und ohne Pathos.


Der politisch engagierte und gesellschaftskritische documenta- wie Biennale Venedig-Teilnehmer nimmt innerhalb der Künstlerschaft sicherlich eine prominente Stellung ein. Anlässlich der Medienkonferenz zur Vorstellung seiner Person als Preisträger fanden die Organisatoren denn auch treffende Worte, - und Felix Droese selbst anschließend noch sehr viel mehr. Sein Auftritt war eine authentische Inszenierung und seine Rede eine verblüffende Mischung aus einem Plädoyer für die Kunst und Ereignissen aus seinem Künstlerleben. Danach erübrigte sich jede Frage, warum man ihn mit der Auszeichnung „Kunstpreis der Künstler“ ehrt.


In einem Plauderton, der einen provozierenden Humor – oder gar Zynismus? - nicht missen ließ, erzählte er seine Geschichten. Davon, dass er sich freue, den Preis zu erhalten, und dass er natürlich nicht damit gerechnet habe. Er sei aus einer älteren Generation, die - besonders in einer Stadt wie Düsseldorf, die mit der Kunstakademie jährlich junge Talente hervorbringt - schneller als anderswo aus der öffentlichen Wahrnehmung herausfällt. Das „unbändige Überangebot an junger Kunst“ gebe dem Künstler in unserer Gesellschaft zehn Jahre, so Droese, in denen er wirken kann. „Danach sollte er entweder tot sein oder wenigstens nicht mehr stören.“

 

Felix Droese Das Plakat, dass auf "Die Grosse" und den Preisträger aufmerksam macht, zeigt den Holzschnitt "Kain und Abel". Kain hat den Stein erhoben, bereit auf den am Boden liegenden Abel einzuschlagen... Bild ©Felix Droese Foto ©Die Grosse


Michael Kortländer, Vorsitzender des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. und Organisator der Kunstschau „Die Grosse“, bemerkte zu Droeses Wahl, dass „Künstler anders auf Künstler schauen“, als dies Kuratoren oder Galeristen tun, und Kay Heymer vom Museum Kunstpalast bezeichnete Droese respektvoll als einen „politisch engagierten Künstler“, zu dem das „Verhältnis nicht immer konfliktfrei“ sei.

     Über den institutionellen Begriff der „Schönen Künste“ hinaus sieht Droese Kunst im gesellschaftlichen Kontext. Nun war Kunst schon immer ein Mittel der Kommunikation. Wird sie durch Protagonisten wie Droese einflussreich, relevant oder gar wirkmächtig? Nun denn, das Potential ist da. Beuys hat es vorgemacht.


Hinschauen Zumindest heftet Droeses Kunst eine ungeschriebene Legende an mit der Aufforderung, genau hinzuschauen. „Geld“ beispielsweise ist ihm so wichtig, dass er sein eigenes druckt. Chinesisches, russisches, Spielgeld, Totengeld ... alles, wenn man ihm glauben darf, befindet sich in seinem Atelier. „Repräsentant der Freiheit im Kapitalismus ist das Geld“, bringt Droese seine Erkenntnis hierzu auf den Punkt.


Der Ökonomisierung der Kunst, die immer neue Höhenflüge kennt, setzte er 2003 mit weiteren Künstlerkollegen mittels der Aldi-Kunstaktion ein besonderes Zeichen entgegen. „Ich hatte die Kunde, sie die Kunden“, resümiert Droese diese Aktion. Damals verkaufte Aldi als Discounter von jedem Künstler signierte Drucke zu einem sehr kleinen Preis in einer Auflage von 20.000 Stück. Der Künstler bekam für jedes Exemplar einen Euro. Danach galt er als „Kunstmarktkaputtmacher“, wurde kaum mehr ausgestellt und sah sich vermehrt einer Kritik gegenüber die da meinte, was er mache „ist doch keine Kunst“.

     Droese nahm allerdings einen besonderen Standpunkt ein. „Ohne pekuniären Wert ist man kopiersicher“, ist eine seiner Aussagen, und er sieht das als Qualitätsprinzip, denn eine seiner Stärken sei die Fälschungssicherheit. Gute oder schlechte, richtige oder falsche Kunst ist damit kein Thema.

 

Seit 1970 sei er in Düsseldorf aktiv und mit der Zeit, wie er festgestellt habe, „wächst man aus seiner eigenen Biografie heraus“. Erfahrungen sind für ihn essentiell. Für seine Person bedeutet das heute, sich gesellschaftlich nicht mehr so gefordert zu fühlen und damit Zeit zu haben, über wirklich wichtige Dinge nachzudenken.

     Was das auch immer für ihn ist – ein Nonkonformist seiner Güte hat ganz eigene Gedanken. „Wir sind nicht umsonst da und wir sind auch nicht blöd“, meint der Künstler in Richtung Politik. Als „wache Geister“ beschreibt er die Künstler, aber auch die Medien, und setzt mit Blick auf die aktuellen Kunstverkäufe aus öffentlichem Besitz hinzu: „Es kommt raus.“ An der ganzen Thematik begrüßt er aber eins: dass die Kunst aus dem Verborgenen wieder ans Licht geholt wird.


 Felix Droese lebt mit seiner Frau, der Künstlerin Irmel Droese, am Naturschutzgebiet Neanderthal bei Mettmann. Der „Kunstpreis der Künstler“ wird ihm zur Eröffnung der Ausstellung Die Grosse (08.03. - 29.03.2015), an der wieder über 130 Künstler teilnehmen, im Museum Kunstpalast verliehen. In der Begründung heißt es: "Die Düsseldorfer Künstlerschaft ehrt mit diesem Preis Felix Droese für sein beeindruckendes künstlerisches Werk, insbesondere seine einzigartige Position."
Irmgard Ruhs-Woitschützke


 

 

 

 

 

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