rheinische ART
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rheinische ART 05/2022

Archiv 2022
FOTOGRAFIE
Im Schatten Sanders
 

Der „Vater der modernen deutschen Fotografie“ und Protagonist der Neuen Sachlichkeit, August Sander (1876-1964), schuf epochemachende Lichtbilder und Bildreihen, die ein einzigartiges Spiegelbild der Gesellschaft seiner Zeit liefern.

 

August Sander Jungbauern, 1914, aus: Menschen des 20. Jahrhunderts, Sammlung Gegenwartskunst MGK Siegen, © Die Photographische Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Köln – August Sander Archiv; VG Bild-Kunst, Bonn, 2022

 

Ausstellungsplakat. Motiv von Collier Schorr, Wes Portrait, 2009–2018, Courtesy die Künstlerin und Modern Art, London und 303 Gallery, New York. Foto © MGK Siegen

 

Sanders „vergleichende Photografie“, sein methodisches Arbeiten und sein radikales Bestreben nach „wahrheitsgetreuen“ Abbildungen hatten großen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen.

     In Siegen zeigt das Museum für Gegenwartskunst (MGK) in der Ausstellung „Nach August Sander“ derartige Einflüsse.

 

Die Schau verbindet das Werk des weltbekannten und aus dem Westerwald stammenden Fotopioniers (mehr) mit einer gegenwärtigen Perspektive von 13 Künstlern und Künstlerinnen.

     Im Zentrum der Präsentation stehen entsprechend des Titels 70 Fotoabzüge, die Sander Anfang der 1960er Jahre für Ausstellungen im Siegerland zusammengestellt hatte und die als Geschenk der Kunstmäzenin und Sammlerin Barbara Lambrecht-Schadeberg zum 20. Geburtstag des MGK Siegen erstmals präsentiert werden.

     Ausgehend von dieser wichtigen Werkgruppe, so heißt es in Siegen, richte die Ausstellung den Blick auf Menschenbilder des 21. Jahrhunderts und eröffne eine weitergehende Auseinandersetzung mit Typenbildern der Gegenwart.

 

Mohamed Bourouissa und Alice Ifergan-Rey Je vous raconte comment Mohamed Bourouissa a changé des chômeurs en sculpture dans un camion à Marseille (Ich erzähle Ihnen, wie Mohamed Bourouissa in Marseille in einem Lastwagen Arbeitslose in Skulpturen verwandelte), 2019, Still, © Mohamed Bourouissa / VG Bild-Kunst, Bonn 2022 und Alice Ifergan-Rey

 

Tobias Zielony aus der Serie „Golden“, 2018, Courtesy der Künstler und KOW, Berlin. Bildquelle © MGK Siegen

 

Gezeigt werden künstlerische Positionen, die das Schaffen von August Sander direkt und indirekt wiederaufleben lassen. Darunter Arbeiten aktuell namhafter Fotovertreter wie Tobias Zielony (mehr).

     Es ist ein „bewusster Zeitsprung von etwa 100 Jahren“, mit dem die veränderten Lebensauffassungen und neuen Einflüsse auf den einzelnen Menschen sichtbar gemacht werden. 

     Bemerkenswert ist, dass trotz der historischen Referenz die Schau „Nach August Sander“ nicht ausschließlich im Medium der Fotografie verharrt, sondern auch Videoinstallationen und Skulpturen im Spiegel unserer Zeit aufbietet. 

     Die kühl-sachlichen Schwarz-Weiß-Fotografien von August Sander bleiben bis heute faszinierende und bestechende Arbeiten. Dies mag an Sanders sehr markanten Auffassung von Fotografie liegen, mit denen er über Jahrzehnte zum Beispiel Berufsgruppen und gesellschaftliche Schichten portraitierte.

 

August Sander Polizeibeamter. Der Wachtmeister, 1925, Sammlung Gegenwartskunst MGK Siegen, © Die Photographische Sammlung/ SK Stiftung Kultur, Köln – August Sander Archiv; VG Bild-Kunst, Bonn, 2022

Es sind neben Bildnissen von Handwerkern, Beamten, Kaufleuten und Künstlern auch beeindruckende Abbilder von Behinderten, Kranken und Gebrechlichen.

     Er hasse, so wird Sander zitiert, nichts mehr als „zuckerhaltige Fotographie“ mit Tricks, Posen und Auswirkungen. Bereits in den Zwanzigerjahren bezeugten zahlreiche Besprechungen namhafter zeitgenössischer Literaten wie Kurt Tucholsky, Thomas Mann und Walter Benjamin die große Resonanz von Sanders erster Ausstellung, die ihm 1927 der Kölner Kunstverein ausrichtete.

     Zwei Jahre später veröffentlichte er sein erstes Buch unter dem Titel „Antlitz der Zeit“ mit einer Auswahl von 60 Portraits, quasi als Vorläufer des legendären Mappenwerkes „Menschen des 20. Jahrhunderts“ mit 610 Portraits.

     Dabei stand nie die Persönlichkeit eines Einzelnen im Vordergrund, sondern stets die Berufsgruppe, dem dieser Mensch angehörte oder die gesellschaftliche Position, die er einnahm. Sanders Portraits zeigen überwiegend Menschen aus dem Rheinland und des Westerwälder Raums.

rART/ bra


► Die Schau enthält Beiträge von August Sander und Mohamed Bourouissa, Jos de Gruyter & Harald Thys, Hans Eijkelboom, Omer Fast, Soham Gupta, Sharon Hayes, Bouchra Khalili, Ilya Lipkin, Sandra Schäfer, Collier Schorr, Tobias Zielony und Artur Zmijewski.


Die Ausstellung „Nach August Sander – Menschen des 21. Jahrhunderts“ endet am 29. Mai 2022.
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
Tel. 0271 / 405 77 10
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr
DO 11 – 20 Uhr

 

 

 

 

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