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rheinische ART 09/2022

Archiv 2022

BLOB-ARCHITEKTUR
Mann der schönen Visionen


Er ist einer der berühmtesten zeitgenössischen Baumeister. Weltweit hat Renzo Piano architektonische Spuren hinterlassen. Auch in Köln. Jetzt ist der italienische Architekt 85 Jahre alt geworden.

 

Renzo Piano Das Kölner Weltstadthaus, Ansicht von der Schildergasse. Hauptmieter ist das Bekleidungsunternehmen Peek & Cloppenburg. Bildquelle Wikipedia commons Foto © CCBY-SA 4.0 Raimond Spekking

 

Pianos Bauwerke sind extrem vielfältig und in quasi allen Metropolen zu finden. Museen, wie das Pariser Centre Pompidou oder das Berner Zentrum Paul Klee, Hochhäuser, Theater, Wohn- und Bürohäuser stammen aus seinem Planungsbüro. Westeuropas größtes Hochhaus, das Londoner „The Shard“ trägt ebenso seine Handschrift wie der Potsdamer Platz in Berlin.

 

Renzo Piano (*1936, Genua) Bildquelle © RPBW Architekten; Renzo Piano Building Workshop; rpbw.com

 

Sie alle sind Eyecatcher, zeichnen sich durch eine futuristische Formensprache aus und sind der spektakulären Stilrichtung der Blob-Architektur zuzuordnen. Einer „Freiform-Architektur“, die als Nachfahre organischer Bauweisen definiert wird. „Blobitecture“ besticht nicht mehr allein durch die Harmonie mit der Umgebung, sondern durch runde und biomorphe Formen.

     Den Namen verdankt Blob (zu Deutsch Klecks) der „flüssigen Formengebung“ und steht zudem für „binary large object“, einer Freiform-Konstruktion, die erst durch Entwurfssoftware am Computer für Architekten nutzbar wurde. Bedeutender Vertreter dieser Richtung ist unter anderem auch Frank O. Gehry (mehr).

 

 

Fassadenkonstruktion des Weltstadthauses in Köln. Bildquelle Wikipedia commons, Foto © CCBY-SA 2.5, Metoc

 

Renzo Piano, so schrieb die Wiener „Presse“ anlässlich des Geburtstags, habe die Architekturwelt immer wieder „verblüfft, begeistert und verärgert“. Denn Konventionen und Traditionen haben den gebürtigen Genueser nie gebremst.

     Das war schon vor 50 Jahren so! Bestes Beispiel ist der 1971 begonnene Neubau des Museums Centre Pompidou, den Piano mit dem Geschäftspartner Richard Rogers realisierte. Eine bahnbrechende sensationelle Konstruktion, deren Infrastruktur wie Rolltreppen, Versorgungsleitungen und anderes, außen verlegt wurden. Das Museum entwickelte sich zu einem Publikumsmagneten.

     In einem Rückblick in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ erklärte der Meister jüngst zu diesem Projekt: „Wir waren Lausbuben und hatten den etwas konfusen, aber auch klaren Eindruck, dass sich etwas ändern muss.“

 

Elliptische Halbkugel mit Panoramablick. Unter dem Haus, in dem P & C ein Modegeschäft betreibt, verläuft die Straße Nord-Süd-Fahrt. Bildquelle © Wikipedia commons Foto © CCBY-SA 4.0 Raimond Spekking

 

Wer im Rheinland sehen will, was es heißt, wenn der Stararchitekt atemberaubende Baukörper realisiert, muss nach Köln in die Schildergasse.

     Das Weltstadthaus, dessen Hauptmieter das Bekleidungsunternehmen P & C (Peek & Cloppenburg) ist, stellt seit 2005 einen Kaufpalast dar, der stilistisch Blob-Architektur „auf höchstem internationalem Niveau“ ist. Piano schuf in Köln ein Bauwerk in einer äußerst eigenwilligen Glas-Holz-Konstruktion.

     Von der Fachwelt wurde der schwierig zu realisierende Bau, eingeklemmt zwischen Shoppingmeile und Hauptverkehrsader Nord-Süd-Fahrt, in Nachbarschaft der romanischen Antoniterkirche und inmitten vom Beton der Nachkriegsjahre, als architektonische Vision und technische Herausforderung gewertet.

     Das Einkaufszentrum ist 130 Meter lang und 34 Meter hoch. In seiner Grundkonzeption hatte sich Piano von den Orangerien des 19. Jahrhunderts inspirieren lassen. Auf dem Stahlbetonbau ließ er eine Holzkonstruktion errichten, über die sich die Glashülle spannt. Die weichen Formen wirken leicht und filigran.

     Ein insgesamt optisch und funktional herausstechendes Gebäude in der Kölner Innenstadt, das hohe Transparenz mit angenehmem Raumklima verbindet. Oft wurde die Gesamtkonstruktion mit dem Bild eines Wals verglichen. Eine markante elliptische Halbkugel bildet nach Süden hin den Gebäudekopf, von dessen oberstem Geschoß aus Besucher einen unverstellten Panoramablick auf Köln haben. Eine städtebauliche Meisterleistung.
rART/cpw


Weltstadthaus Köln
Schildergasse 65 – 67
50667 Köln
Architekt: Renzo Piano
Tragwerksplaner: Knippers Helbig
Fertigstellung 2005
Preise: Deutscher Holzbaupreis 2005 und MIPIM 2006

 

 

 

 

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