rheinische ART
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rheinische ART 08/2011

 

Archiv 2011: aus "Kunst erleben"


Unverkennbar und eigen: Yuji Takeoka in Bottrop

 

 

Solo für den Sockel

 

 

Der Gedanke, Sockel und Vitrinen zu zeigen, die als Kunst für sich selbst stehen und nicht zweckdienliches oder schützendes Beiwerk einer (Haupt)-Präsentation sind, ist eine Herausforderung, der sich Skulpteure immer wieder neu stellen. Diese Idee, nach japanischer Lesart interpretiert und realisiert, kann derzeit im Quadrat Bottrop, Josef Albers Museum, bewundert werden. So ungewöhnlich das Sujet auch sein mag: für den Künstler Yuji Takeoka kommt dem Sockel seine eigene formale Bedeutung zu.

 

 

DIE AUSSTELLUNG trägt den (italienischen) Titel „Museo“. Gezeigt werden in der großzügigen Schau 26 Werke des in Düsseldorf lebenden japanischen Bildhauers Yuji Takeoka aus dem letzten Vierteljahrhundert. Die umfangreichste in der Ausstellung gezeigte Werkgruppe ist erst in den letzten 10 Jahren entstanden: Objekte, Skulpturen, Raum-Installationen. Alle Werke zielen sehr direkt auf die Wahrnehmung des Betrachters.

   Der Besucher kann betörend schöne und handwerklich perfekte Arbeiten schauen, deren Anmutung zwischen autonomer Form und Gebrauchsgegenstand pendelt, ohne „dienende“ Funktion, minimalistisch, kostbar und unnahbar wirkend. Die schlichten Skulpturen glänzen vergoldet oder in farbigem Japan-Lack, sie reflektieren die Umgebung und machen sich selbst dadurch fast unsichtbar.

   Der Sockel dient traditionell der Repräsentation, die Vitrine zeigt traditionell Ausstellungsstücke, hütet und schützt sie. Der Künstler hingegen zeigt Sockel, die sich selbst präsentieren und Vitrinen ohne Inhalt. Für Yuji Takeoka geht der Sockel nicht nur in einer Funktion auf, etwa als Fuß, Basis oder Stütze einer Skulptur, sondern besitzt eine eigene formale Bedeutung, eine Dimension und Zugehörigkeit, die es künstlerisch auszuloten gilt.

   „Museo“ ist eine Ausstellung, die das Sehen des Betrachters herausfordert. Der Titel der Exposition verweist daneben auf die Institution „Museum“ als Ausstellungsort. Es thematisiert sich somit selbst und erinnert daran, was seine Funktion ausmacht – ausstellen und Raum geben. So gesehen präsentiert sich diese so vertraute Einrichtung in „Museo“ auch selbst. Im Übrigen ist das Josef Albers Museum, dessen Direktor Dr. Heinz Liesbrock drei Jahre an der Verwirklichung der Takeoka-Ausstellung gearbeitet hat, als Haus der modernen Kunst wie kaum ein anderes für derartige optische Betrachtungen geschaffen. Der Namensgeber Josef Albers (1888-1976), Bauhaus-Künstler und Op-Art-Mitbegründer, war mit seinen Experimenten über die Wirkung und die subjektive Wahrnehmung von Farbe, Form, Fläche und Linie bahnbrechend.

Klaus M. Martinetz

 

Der Bildhauer Yuji Takeoka (* 1946) lebt seit fast 40 Jahren in Deutschland. Geboren in Kyoto, studierte er von 1968 bis 1972 an der dortigen Kunstakademie. Nachdem er in Tokio Ausstellungen aktueller westlicher Kunst, u.a. mit Beuys und Richter, gesehen hatte, entschloss er sich, nach Deutschland zu kommen, um an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie bei Erwin Heerich (mehr) und Klaus Rinke ein weiteres Studium (1973 bis 1979) anzuschließen. 1992 nahm Takeoka an der documenta IX in Kassel teil. Er gilt als Vertreter der Minimalart und lehrt als Professor an der Hochschule der Künste in Bremen.


Die Ausstellung „Museo“ von Yuji Takeoka ist bis zum 11. September 2011 zu sehen.

Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
Tel. 02041 / 29716


Öffnungszeiten:
DI – SA 11.00 – 17.00 Uhr
SO und Feiertage: 10.00 – 17.00 Uhr

 

 

Fotos © Werner J. Hannappel/VG Bild-Kunst, Bonn 2011

 

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