rheinische ART
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rheinische ART 06/2015

Archiv 2015

THEATER
Measure for Measure

»Denn mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden«
(Matthäus 7, 1 2)


Im vergangenen Jahr huldigte man im Rheinland mit „A Party for Will“ William Shakespeare zu seinem 450. Geburtstag (mehr). In diesem Jahr ist es das gleichnamige Festival in Neuss mit seinem Globe-Theater, das feiert. Seit 25 Jahren bringt man in einem hölzernen Rundbau, dem Globe Theater an der Rennbahn, die so spektakulären Dramen und Komödien des großen englischen Schriftstellers auf die Bretter, die die Welt bedeuten ... und lässt sich dabei ganz schön in die Seele gucken, oder den Spiegel vorhalten, ganz, um Shakespears Worte zu bemühen, „Wie es euch gefällt.“

 

Das Globe-Theater in Neuss, Ort des Shakespeare-Festivals. Foto ©Christoph Krey

 

Zum Jubiläum des Shakespeare-Festivals hat sich Dan Jemmett (*1967), Regisseur von Oper und Theater von internationalem Format und langjähriger Freund des Neusser Globe, etwas ganz Besonderes einfallen lassen und bringt die selten zu sehende Komödie „Measure for Measure“ von Shakespeare in einer skurril-humorigen Inszenierung auf die Bühne.

 

Foto Bob Goody / THE DUKE © Eat a Crocodile

 

„Maß für Maß“ ist eine „dark comedy“, sie spielt im Wien des 16. Jahrhunderts: Unzucht, Korruption und Sittenverfall sind an der Tagesordnung. Der Herzog von Wien ist zu weich, um die Gesetze durchzusetzen und steht damit in der ständigen Kritik seines Statthalters Angelo, der hart durchgreifen will. Pfiffig überlässt der Herzog sein Amt Angelo, um angeblich auf Reisen zu gehen ... und bleibt doch als Strippenzieher im Hintergrund und beobachtet, wie sein Moralapostel Stellvertreter selbst durch die Macht korrumpiert wird und seinen Begierden nachgibt. Eine junge Nonne hat es ihm angetan, die ihn um Milde für ihren zum Tode verurteilten Bruder bittet. Der Bruder soll gerettet werden, wenn die Nonne sich Angelo für eine Nacht hingibt ...

     Der Text Shakespeares ist voller Dramatik und doch gleichzeitig voller Komik – eine der frühesten Tragikomödien der Theatergeschichte mit einem herrlich listenreichen Ausgang.

 

Dan Jemmett Foto © Eat a Crocodile

 

Jemmett, in England geboren – was vielleicht für seine Beziehung zu Shakespeare nicht ganz unwesentlich ist -, schwebt eine Kammerspiel- Version vor, ein schattenhaftes Notturno für fünf Schauspieler. „Ich sehe ihn als eine Art Leichenbestatter oder als Geschäftsführer eines heruntergekommenen Bestattungs-Instituts“, so Jemmett über seinen Herzog. „Seine Kunden, tot oder lebendig, sind die anderen Schauspieler. Sein Theater ist ein Theater des Todes, ein Theater der Geister. Er sitzt auf der einen Seite einer kleinen Bühne und beobachtet die Aufführung, beschäftigt sich mit der Textfassung oder prüft vielleicht seine Geschäftsbücher. Er trinkt billigen Whiskey und auf einem alten Plattenspieler hört er totgeweihte Geistermusik.“

 

Dan Jemmett im Interview für die rheinische ART.

Das Gespräch führte Angela van den Hoogen

 

Ein Blick auf Ihre Biographie zeigt mir, dass Sie viel Shakespeare gemacht haben. Was ist der Grund für diese große Zuneigung?

     Shakespeare hat eine ganz universelle Anziehungskraft. Die Szenen bewegen sich zwischen Momenten großer philosophischer Wahrheiten über den Zustand des Menschen und ordinärer Komödie. Er fühlte die essentielle Dialektik von Körper und Geist – was Freud schließlich als Sublimation bezeichnen sollte – und seine Schauspiele offenbaren uns die Herrlichkeit, die Narretei und das Rätsel unserer Welt, wie es das sonst nicht gibt.

 

Das Schauspiel "Measure for Measure" wurde vermutlich 1604 erstmals veröffentlicht und 1623 als Komödie aufgeführt. Zeitgenössische Illustration (Kupferstich) Foto ©Shakespeare Festival

 

Es heißt oft, Maß für Maß sei eines der »Problemstücke« Shakespeares, doch es ist ja auch eine Komödie: Was steht für Sie im Zentrum?

     Es ist eine Art Komödie, doch dann auch düsterer als beispielsweise eine der großen Komödien aus der mittleren Periode wie „Was ihr wollt“. Es geht darin natürlich um Macht und Beherrschung – doch es ist auch eine Meditation über den Tod. Tatsächlich geht es um Sex und Tod. Historisch hat man Sex häufig mit Komödien assoziiert. Den Tod weniger. Daher kommt vielleicht das Problem im Herzen des Stückes ...

 

Nach Shake (2003), Dogface (2004), der Comédie des Erreurs (2011) und den Trois Richards (2012) kommen Sie jetzt zum fünften Mal zum Globe. Was mögen Sie besonders am Shakespeare Festival im Globe Neuss?

     Nun, ich erinnere mich, dass ich einmal mit Rainer [Wiertz] sehr guten Spargel gegessen und einen sehr guten deutschen Weißwein getrunken habe! Doch am meisten gefällt mir wohl doch das Theater selbst. Es gibt bietet eine herrliche Verbindung von der Bühne zum Publikum. Irgendwer hat einmal gesagt, dass das Theater eine vertikale Kunstform sei, und jedesmal, wenn ich ins Globe komme, werde ich daran erinnert.

 

Die Bühne im Neusser Globe. Der Zuschauer ist nah und schaut nicht selten von Oben herab. Foto ©Christoph Krey

 

25. Shakespeare Festival vom 28. Mai – 27. Juni 2015
Globe Neuss / Rennbahn
41460 Neuss

Measure For Measure
(Ensemble Eat a Crocodile)
16. + 17.06.2015 / 20 Uhr
18.06.2015 / 15 + 20 Uhr
Info + Kartentelefon 02131 / 52699999

Weitere Informationen unter www.shakespeare-festival.de

 

Measure For Measure wurde mit Unterstützung des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen realisiert.

 

 

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