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rheinische ART 02/2025

UMWELT
Rettet Land!


„Eine Nation, die ihren Boden zerstört, zerstört sich selbst.“ So sah der deutsche Bodenkundler Frédéric Albert Fallou vor gut 175 Jahren die Welt.

 

Agnes Denes Weizenfeld – Eine Konfrontation, 1980er-Jahre, Video © Agnes Denes, Courtesy Leslie Tonkonow Artworks + Projects. Weltweit ist die Lebensmittelproduktion für 80 Prozent der Entwaldung, 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs und 29 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bildquelle © BKH Bonn 2024

 

Für den Privatgelehrten Fallou (1794-1877), der auch Rechtsanwalt war und sozusagen die Interessen der Natur vertrat, war klar: Es gibt keinen wichtigeren, keinen der Betrachtung würdigeren Gegenstand als den Boden.

     Der Boden also: Grund, Scholle oder Acker. Unsere Basis für das ganze Leben auf der Erde - von der freien Natur, über bewirtschaftete Areale bis hin zum Urban-Gardening der Stadtbevölkerung. Seine Rolle ist unübertroffen und hat jede Aufmerksamkeit verdient. Wer genauer hinsieht, erkennt die Böden als faszinierenden Mikrokosmos und vieles mehr.

 

Interaktiver Globus „Land global“, 2024 © dform/Bildwerk, Wien. Bildquelle © BKH Bonn 2024

 

Die Bonner Bundeskunsthalle hat nun einmal sehr genau hingeschaut und eine ungewöhnliche Schau aufgelegt. „Save Land. United for Land“, so ihr Titel, widmet sich der Frage der ökologischen Wiederherstellung von Land. Dies geschieht in enger Kooperation mit der UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification).

 

Interaktive Bodenprojektion “Natürliche Lebensräume – Das Herzstück der Natur“, 2024 © dform/Bildwerk, Wien. Bildquelle © BKH Bonn 2024

 

Kiki Grammatopoulos Rewild the Run (Part 2), 2024; Foto: Tom Mannon. Bildquelle © BKH Bonn 2024

 

Was ist los mit unseren Böden? Bedarf es eines solchen Blickes? Durchaus! Hunderte von Jahren benötigen die Böden, um sich zu bilden und zu entwickeln und so die Grundlage für die Existenz der Menschen zu sein.

     Aber jedes Jahr werden etwa 100 Millionen Hektar gesunder Böden vernichtet. Kann das so bleiben? Ist da nicht Schutz gefordert?

     Die Präsentation in Bonn nutzt die Perspektiven von Kunst und Wissenschaft, um das öffentliche Bewusstsein für das dringende Thema des Bodenschutzes zu schärfen. Die Global Land Initiative der Länderorganisation G20 plant, bis 2030 weltweit eine Milliarde Hektar Land zu renaturieren.


Die Schau eröffnete anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Internationalen Umweltabkommens UNCCD. Die UN-Abteilung betont, dass Land eine entscheidende Grundlage für das Leben auf diesem Planeten ist.

     Der Boden ist das lebenserhaltende Bindeglied zwischen Erdklima und biologischer Diversität und bietet eine Vielzahl von verschiedenen Ökosystemen, die es wiederherzustellen und zu bewahren gilt.
     Um die Allgemeinheit für das drängende Thema zu sensibilisieren, setzt die Bundeskunsthalle neueste Medientechnologie ein und vereint Exponate aus Kunst, Kulturgeschichte und Naturwissenschaft, spannend arrangiert mit Videos, Rauminstallationen, archäologischen Funden, Gemälden und Zeichnungen.


Das erleichtert es, die ökologischen Probleme und Potentiale der von Menschen beeinflussten Umwelten zu verstehen. Es geht um urbanes Leben und Verstädterung, um die von Industrie und Landwirtschaft genutzten Landflächen sowie um jene weltweiten Gebiete, die als noch nahezu unberührte Natur gelten und die besonders für das Weltklima von zentraler Bedeutung sind.

 

Historischer Aufreißpflug, 1875 © Deutsches Straßenmuseum; Foto: Matthias Granacher. Bildquelle © BKH Bonn 2024

 

Die Ausstellung, so die Kuratoren, ermögliche nicht nur ein rationales Verstehen der Bedeutung von Land für das Leben aller, sondern ist ferner auch ein immersives Eintauchen in die verschiedenen Lebensräume. Die Besucher können unter anderem in einem Panoramakino und verschiedenen interaktiv gestalteten Umwelten das Thema „Land“ greifbar erleben und erkunden.

 

Ausstellungsansicht „Save Land. United for Land“, Bonn, Foto: David Ertl, 2024 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

 
Ziel der interessanten wie lehrreichen Ausstellung: Einsicht wecken in die Tatsache, dass jede und jeder bei der Renaturierung von Land und der Verhinderung von Landverödung mitmachen kann – auch in den Städten.

     Alle sollen und können bewusster mit den Böden umgehen. Und alle können sich Ziele setzen, persönlich, in Haushalten oder in den Kommunen, und für die Ziele einstehen. Und dies etwa auch beim Reisen! Denn es gilt der auch für Böden zutreffende Satz: „Der Reisende zerstört, was er sucht, indem er es findet"  - nach Hans Magnus Enzensberger in seiner Gesellschaftskritik von 1958.
rART/K2M

 

 ► UNCCD steht korrekt für United Nations Convention to Combat Desertification in those Countries Experiencing Serious Drought and/or Desertification, particularly in Africa. Auf Deutsch Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre und/oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, auch gelegentlich Wüstenkonvention genannt, ist eine 1994 in Paris unterschiebene Vereinbarung.


Die multimediale Ausstellung Save Land. United for Land ist bis zum 1. Juni 2025 begehbar.
Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn
Tel. 0228 / 9171–0
Öffnungszeiten
DI + MI 10 – 21 Uhr
DO - SO 10 – 19 Uhr

 

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