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rheinische ART 05/2025

ERINNERUNGSKULTUR
Drei Museen – ein Thema


In diesem Frühjahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Dies ist Anlass für zahlreiche Rückblicke europaweit. Bemerkenswert: Im Drei-Länder-Eck des Alpen-Rheintals bieten drei Museen kooperierende Schauen.

 

Amerikanisches Jagdflugzeug im Rhein. B 26/001/001 Foto: Dr. Goop Erich/Vaduz Copyright: Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz. Bildquelle Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz.

„Gemeinsam erinnern im Rheintal. 1938 bis 1945“ titelt das Projekt. Unter dieser Überschrift werden die verschiedenen Aktivitäten zum Thema Kriegsende mit einem abgestimmten visuellen Auftritt kommuniziert. Es ist das erste Mal, dass sich Museen aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz zusammenfinden und gemeinsam ein grenzüberschreitendes Gedenkprojekt realisieren.

 

Grenzposten. Im August 1938 und nochmals im August 1942 schloss die Schweiz ihre Grenzen und wollte nur Durchreisende hereinlassen. Bildquelle © Projekt Gemeinsam erinnern im Rheintal 2025

Die Projektpartner sind das Museum Prestegg in Altstätten (Schweiz), das Jüdische Museum Hohenems (Österreich) und das Liechtensteinische Landesmuseum in der Hauptstadt Vaduz.

     Die Schweiz und Liechtenstein hatten während des Krieges ihre Neutralität nicht eingebüßt. Aber sie erlebten im März 1938 den Anschluss Österreichs an das sogenannte „Großdeutsche Reich“ hautnah. Über Nacht wurde die österreichisch-schweizerische Grenze zur deutschen Grenze.

 

Landdienst Junge Männer beim Mähen, B 612/010/001, v.l. Jakob Wachter, Hans Walser, Hugo Gassner (später Lehrer und Gemeindearchivar in Schaan, gest. 2009), Anton Wachter. Foto: Hans Walser, Schaan. Copyright: Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz. Bildquelle Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz.

 

Die Schweiz reagierte mit dem Zusammenzug des Landjägerkorps im Rheintal, sperrte Brücken und befestigte sie mit Stacheldraht. Das Rheintal war allerdings nicht isoliert, sondern Teil des Dramas des Zweiten Weltkriegs, erklären die Veranstalter. Indem die Schicksale vor Ort wieder sichtbar gemacht werden, könne nachvollzogen werden, wie sich die „große Geschichte“ von damals auf das persönliche Umfeld der Menschen im alpenländischen Rheintal ausgewirkt hat und teilweise bis heute auswirkt.

 

Lebensmittelmarken November 1944. Bildrechte © Liechtensteinisches Landesmuseum. Foto: Sven Beham

 

Exponat Verdunkelungspapier aus einem Schweizer Fachgeschäft. Bildquelle © Projekt Gemeinsam erinnern im Rheintal 2025

 

Von daher ist ein Blick in die ungewöhnlichen Ausstellungen interessant. Die Kuratoren fragen, wie eine Rückschau in die Kriegszeit uns heute bewegt. Konkret: Was bedeutete der Krieg für die Menschen im Rheintal? Wie sah ihr Alltag aus? Und was geschah an der Grenze zur Schweiz, wo sich Menschen auf der Flucht vor den Nazis Rettung erhofften?

     Diese und viele weitere Fragen stehen im Zentrum der drei Projekte. Wobei jedes der ausstellenden Häuser einen anderen Akzent setzt.

 

Das Liechtensteinischen LandesMuseum zeigt „Nah am Krieg. Liechtenstein 1939 bis 1945“ und reflektiert die schwierigen Jahre, in denen sich das wehrlose Fürstentum mit 11.000 Einwohnern nicht an die Eidgenossenschaft anlehnen konnte, während vom „Reich“ der Anschluss drohte.

     Thematisiert werden ferner die örtlichen NS-Tendenzen, die die Gesellschaft spalteten. Die Ausstellung zeigt, wie die Menschen die Kriegszeit durchlebten, ihr patriotisches Ringen, aber auch, wie man Flüchtlinge behandelte, wer an die Front zog, was Kunstwerke der Zeit aussagten, wie sich der Übergang zum Frieden darstellte.


Das Museum Prestegg, Altstätten erinnert mit "Alltag in Kriegszeiten" und  „Rettende Schweiz? Flucht im Rheintal“ an jene Tausende von Menschen – Jüdinnen und Juden, Oppositionelle, Zwangsarbeiter und Deserteure – die versuchten, aus dem Deutschen Reich über den Rhein in die Schweiz zu fliehen. Statt Rettung erwartete sie jedoch oft Abweisung oder ein jahrelanger Kampf um Asyl. Im August 1938 und nochmals im August 1942 schloss die Schweiz ihre Grenzen und wollte, wenn überhaupt, nur Durchreisende hereinlassen. Insbesondere Juden sollten nicht aufgenommen werden, egal ob sie sich aus dem Deutschen Reich, dem besetzten Frankreich oder schließlich aus Italien vor der Vernichtung durch die Nazis und ihren Kollaborateuren retten wollten.

rART/K2M


Beteiligte Museen:


Die Ausstellungen Alltag im Rheintal und Rettende Schweiz? Flucht im Rheintal sind bis zum 27. Januar 2027 geöffnet.

Museum Prestegg Altstätten
Rabengasse 3
9450 Altstätten
Schweiz

 

Die Ausstellung Nah am Krieg. Liechtenstein 1939 bis 1945 wird zum 11. Januar 2026 gezeigt.
Liechtensteinsches LandesMuseum
Städtle 43
9490 Vaduz
Liechtenstein

 

Auf dem Hör-Radweg (eine Radtour über 52 Stationen) und im Jüdischen Museum Hohenems werden unter dem Titel Über die Grenze an die Geschichten von Geflüchteten und Fluchthelfer/innen in den Jahren 1938-1945 in Westösterreich erinnert. Eine gleichnamige Publikation begleitet das Projekt. 
Jüdisches Museum Hohenems
Aron-Tänzer-Platz 1
6845 Hohenems
Österreich

 

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