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rheinische ART 05/2025

IMPRESSIONISMUS
Ein Schweizer Schwergewicht

 

Das gibt es hierzulande nicht oft zu sehen. Eine der bedeutendsten Privatsammlungen des französischen Impressionismus in Europa gastiert im Kölner Museum Wallraf.

 

Paul Cézanne Badende, um 1890-1896, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz © Foto: Jean-Pierre Kuhn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Von Renoir und Monet über Degas bis Gauguin und Cézanne: Es ist alles vertreten. Ein Fest für´s Auge – soviel ist sicher! Das Schweizer Museum Langmatt, gerade in der Generalsanierung, hat seine großartige Kollektion nach Köln ausgeliehen.

     Unter dem Titel „Schweizer Schätze“ bietet sich nun die einmalige Chance, Impressionisten-Meisterwerke in einer bestechenden Breite zu bewundern. Jene Kunstrichtung also, von der es heißt, dass zu Licht und Himmel die Maler stets vom Wasser fasziniert waren: von seinen Spiegelungen, flirrenden und schillernden Reflexionen und wechselnden Farbnuancen.

 

Pierre-Auguste Renoir Die Hafeneinfahrt von La Rochelle,1896, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz © Foto: Jean-Pierre Kuhn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Paul Gauguin Stillleben mit Früchteschale und Zitronen, um 1889-1890, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz. © Foto: M. und R. Fischli, Fotocompany, Baden. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025


  

Edgar Degas Weiblicher Akt, um 1885-1886, später überarbeitet Pastell auf Papier, auf Karton aufgezogen, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz © Foto: M. und R. Fischli, Fotocompany, Baden. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Die Schweizer Leihgaben treffen in Köln auf Highlights der Wallraf-Sammlung – ein Dialog, der faszinierende Begegnungen bietet, wie das Wallraf betont.

     Abgerundet wird die außergewöhnliche Schau mit etwa 150 Exponate durch historische Hängungen, die anhand von Archivbildern aus dem Museum Langmatt rekonstruiert wurden. Die Ausstellung „Schweizer Schätze“ macht die vielen Facetten des französischen Impressionismus sichtbar und unterstreicht ohne Zweifel die herausragende Qualität beider Kollektionen.

 

Das Museum Langmatt, beheimatet in der Stadt Baden bei Zürich, wurde 1990 eröffnet und gilt als einzigartig in der Schweizer Museumslandschaft.

     Dennoch dürfte es nicht zwingend jedem Kunstfreund vertraut sein. Gleiches dürfte für die Sammler gelten, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die heute berühmte Kollektion zusammenkauften und in ihrer Jugendstilvilla der Öffentlichkeit zugänglich machten.


Es war das Industriellen-Ehepaar Sidney und Jenny Brown, Mitinhaber der Unternehmung Brown Boveri & Cie (BBC). Heute dem Wirtschaftskundigen bekannt durch den per Fusion in Asea Brown Boveri (ABB) umbenannten führenden Schweizer Energie- und Technologiekonzern.
     Der Maschinenkonstrukteur Sidney W. Brown (1865–1941) heiratete 1896 die kunstsinnige Jenny Sulzer (1871–1968), Tochter des Firmenchefs der Winterthurer Firma Gebrüder Sulzer AG. Das Ehepaar ließ um die Jahrhundertwende in Baden die Villa Langmatt erbauen und legte innerhalb von rund zwanzig Jahren eine hochkarätige Impressionisten-Sammlung an.

     Sie förderten aktiv viele Künstler ihrer Zeit, insbesondere auch in München, und führten ein kulturell und gesellschaftlich angeregtes Leben in der prestigeträchtigen und für damalige Verhältnisse hochmodernen Fabrikanten-Villa.

 

Claude Monet Eisschollen im Dämmerlicht,1893, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz. © Foto: Jean-Pierre Kuhn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025


Das attraktive Gebäude wurde auf einem Grundstück namens „lange Matte“ vom Architekten Karl Moser (1860–1936) erbaut. Der namhafte Baumeister wird heute zu den Protagonisten der Schweizer Architekturmoderne gezählt.

     Das junge Ehepaar Brown hatte schon früh eine Leidenschaft für zeitgenössische Kunst entwickelt. Sie erwarben die ersten beiden Impressionisten-Gemälde auf ihrer Hochzeitsreise 1896 in Paris, eines davon war Eugène Boudins Wäscherinnen am Ufer der Toques von 1895. Es folgte eine Phase intensiver Sammlung zeitgenössischer Kunst, die zu der heute einzigartigen Kollektion führte. Besonders Jenny Brown-Sulzer, die zeitweise selber malte und sich dahingehend ausbilden ließ, entwickelte eine starke Leidenschaft für die Kunst.

 

Camille Pissarro Boulevard Montmartre, Frühling, 1897, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz. © Foto: Jean-Pierre Kuhn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Pierre-Auguste Renoir Der Zopf, um 1886-1887, Öl auf Leinwand, Museum Langmatt, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden, Schweiz. © Foto: Jean-Pierre Kuhn, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Bildquelle © Wallraf-Richartz-Museum 2025

 

Die Browns legten ihren ersten Sammlungsschwerpunkt auf Werke der Münchner Secession, darunter solche des sogenannten Malerfürsten der Gründerzeit Franz von Stuck (mehr). Für die Großformate beauftragte das Ehepaar seinen Hausarchitekten Moser, einen passenden Galeriesaal in die Villa einzubauen. Großrahmiges braucht eben Raum.
     Bereits um 1908 änderten die Browns ihre Vorlieben und verlegten sich auf die französischen Impressionisten. Sie erwarben in Paris Gemälde von Künstlern wie Gauguin, Renoir, Pissarro, Monet, Sisley, Degas, Cassat und Cézanne. Die erste und bedeutendste Impressionismus-Sammlungen der Schweiz nahm Formen an.
     Die prosperierende Unternehmung BBC erlaubt den Eigentürmern auch den Ankauf erlesener französischer Möbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie einer Serie venezianischer Veduten. In den frühen 1930er Jahren veränderte das Sammlerpaar seine Prioritäten, wandte sich erneut den Vorläufern der Moderne zu und stockte mit Ankäufen von Boudin, Corot und Cézanne ihre Impressionisten-Kollektion auf.


Der unverwechselbare Reiz der Villa Langmatt liegt, wie es heute heißt, in der Präsentation von herausragenden Gemälden der Kunstgeschichte in historischen Wohnräumen, umgeben von einem idyllischen Park. Die Gartenanlage, ebenfalls um 1900 angelegt, orientierte sich an englischen Vorbildern und wurde mit einigen französischen Stilelementen angereichert.
rART / K2M

 

Die Stadt Baden war 1987 Alleinerbin des Nachlasses von Sidney und Jenny Brown und gründete 1988 die Stiftung Langmatt, die 1990 das Kunstmuseum eröffnete. Das Haus Langmatt ist neben seiner Funktion als Kunstmuseum gleichzeitig ein Wohnmuseum. Die Originaleinrichtung ist im Wesentlichen erhalten und wird als Beispiel für bürgerliche Wohnkultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts präsentiert.

 

Die Ausstellung Schweizer Schätze Impressionistische Meisterwerke aus dem Museum Langmatt ist bis zum 27. Juli 2025 anberaumt.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten 40 (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 211 19
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr

 

Es gibt einen virtuellen Rundgang, bei dem sich Interessierte durch einige der historischen Räume des Museums bewegen können sowie durch den prächtigen Park der Langmatt-Anlage vor der Sanierung. Hier

 

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