SCHMUCK
Symbiose von Kunst und Handwerk
Ob als Zierwerk, Statusmerkmal, Kultobjekt, betörendes Bijou, als handgefertigtes Unikat oder modische Fabrikware für den Augenblick: Schmuck wird seit Menschengedenken hergestellt.
Elisabeth Treskow Brosche, Köln, 1967, © Nachlass Elisabeth Treskow (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025 |
Je Epoche, Mode oder Funktion findet sich Schmuck aus Kunststoff, edlen wie auch unedlen Metallen, Naturmaterialien, Edelsteinen – als atemberaubendes Juwel, gefälliges Dekor oder schlichtweg Klunker!
Die Künstler der Schmuckbranche waren und sind in ihrer Materialwahl ebenso kreativ wie bei ihren Motiven. Das Produkt Schmuck kann bekanntlich ethisch, höchst ästhetisch, kulturell bedeutsam und gesellschaftlich geprägt daherkommen, wertvoll oder nicht. Selbst wenn das Tragen von Schmuck zumeist eine persönliche Angelegenheit sei, wird er in der Regel im öffentlichen Raum wahrgenommen, heißt es im Museum für Angewandte Kunst in Köln (MAKK).
Ronne Löwensteyn Brosche „Magnetic Pin", Niederlande, 1985, © Ronne Löwensteyn, (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025 |
Das Haus hat eine bemerkenswerte Schau in Sachen Schmuck aufgelegt! Unter dem Titel „Faszination Schmuck“ zeigt das MAKK die erste umfassende Ausstellung seiner eigenen herausragenden Geschmeide-Sammlung. Diese besteht aus rund 1700 Objekten, die einen Zeitraum von über 7000 Jahren Schmuckkunst repräsentieren. Eine in der Tat faszinierende Spanne künstlerischen Schaffens in Sachen Preziosen.
James Menton Silversmith Brosche, Birmingham, 1864 (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025 |
Mit rund 370 ausgewählten Exponaten wird Schmuckkunst aus verschiedenen Epochen in allen ihren Facetten in der Ausstellung präsentiert. Das Spektrum reicht von altorientalischen Gemmen des 5. Jahrtausends v. Chr. bis zu zeitgenössischen Arbeiten und Besonderheiten.
Zu Letzteren gehören, wenn man so will, auch Kuriositäten wie Sektkorkenring oder Hinterlassenschaften von Prominenten. So zum Beispiel der Siegelring des TV-Stars und Moderators Alfred Biolek (1934–2021).
Die Einzigartigkeit und die überaus große Vielfalt der Schmuck-Kollektion basiert auf einer Stiftung der Kunstprofessorin Elisabeth Treskow (1898–1992). Die gebürtige Bochumerin war in Köln tätig und gilt gemeinhin als eine der renommiertesten Goldschmiedinnen des 20. Jahrhunderts. Als Studentin der Metallklasse an der Essener Folkwangschule (mehr) studierte sie 1915 unter anderen bei Johan Thorn Prikker (mehr).
Anonym Kreuzanhänger, vermutlich Süddeutschland, um 1560–1570 (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025 |
Dem MAKK hinterließ sie eine Sammlung antiker Gemmen sowie ihre Studiensammlung mit antikem Schmuck. Auch ihr eigenes Werk, darauf verweisen die Ausstellungmacher in Köln, das die antike Technik der Granulation wieder in die Schmuckkunst einführte, ist in der Sammlung vertreten.
Treskow hatte einen überaus fachkundigen Blick für die Schmuckkunst. Ihre Kollektion enthält Schmuck aus dem 19. Jahrhundert, das als eine der reichsten Epochen der europäischen Edelschmiedekunst gilt.
Gisela Nicolaysen Sektkorkenring, Köln, 2015. © Gisela Nicolaysen (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025 |
Lorna Austin Brown Herrenring „Rhöntisch“, New Jersey (USA), 1983 (Ausführung: Marcus Götten, Köln, 2014), © Nachlass Alfred Biolek (Foto: © DetlefSchumacher.com), Bildquelle © MAKK 2025
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Werke jener Epoche stammen unter anderen von dem französischen Juwelier und Schriftsteller Lucien Falize, dessen innovatives Design Pionierarbeit für die Jugendstilbewegung bedeutete. Ferner zu sehen sind Arbeiten des Berliner Goldschmieds Jules Wièse, des Neo-Klassizisten Eugène Fontenay, des Neapolitaners Carlo Giuliano, der in London berühmt wurde sowie den Gebrüdern Castellani.
Die Castellani-Familie machte sich über Generationen einen großen Namen durch ihre archäologischen Schmuck-Nachbildungen ägyptischer, etruskischer, griechischer und römischer Arbeiten.
Das „faszinierende“ Gesamtbild der Schmuckherstellung über sieben Jahrtausende komplettieren zahlreiche andere Goldschmiede und Schmuckkünstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Darunter René Lalique, Karl Gustav Hansen, Raymond Templier, Hildegard Risch, Ebbe Weiss-Weingart, Friedrich Becker, Emmy van Leersum, Peter Skubic und Falko Marx.
rART/bra
► Die Ausstellung ist eine Kombination von chronologischen sowie epochen- und kulturübergreifenden Inhalten wie beispielsweise Symbolik, Erinnerung, Luxus, Konventionen, Gender oder Identität. Diese Themenstellungen ermöglichen dem Besucher vielfältige und individuelle Zugänge in die Welt der Schmuckherstellung. Der präsentierte Facettenreichtum der Schmuckgestaltung erlaubt ferner Einblicke in die gesellschaftlichen, sozialen, emotionalen und symbolischen Aspekte des Schmucks – damals wie heute.
Als Ergänzung zur Ausstellung Faszination Schmuck 7000 Jahre Schmuckkunst im MAKK bietet das Museum auch die Möglichkeit, Sammlungsobjekte in digitaler Form als Online Collection zu entdecken. Zugang hier
Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
An der Rechtschule 7
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 238 60
Öffnungszeiten
DI – SO 10–18 Uhr