rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 12/2025

GELESEN
Ewald Mataré in Köln

 

Eigentlich verortet die rheinische Kunstwelt den Bildhauer Ewald Mataré mit Kleve am Niederrhein und mit der Kunstakademie in Düsseldorf. Dass Mataré aber auch einen sehr intensiven Austausch mit der Kölner Kulturszene und der Bürgerschaft lebte, ist weniger bekannt. Der Wienand Verlag schafft hier Abhilfe und publiziert „Ewald Mataré in Köln“.

 

 

Der Künstler Ewald Mataré in seinem Atelier mit einem Holzschnitt, 1960. Links die Entwurfszeichnung für das Mosaik des Hl. Petrus auf der Brunnenschale im Erzbischöflichen Haus in Köln. Foto © Wienand Verlag, Köln

 

Es ist ein Buch, dass die Kölner erfreut und die Nicht-Kölner erstaunt. Der deutsche Bildhauer Ewald Mataré (1887-1965), dessen Nimbus das Zeug zur Legendenbildung hat, hat sich in der Rheinmetropole nicht allein durch seine Gestaltung der Türen des südlichen Portals des Doms verewigt. Er schuf weitaus mehr und zwar so viel, dass sein Kölner Wirken ein Buch füllt, recherchiert und geschrieben von Vanessa Sondermann.

 

Buchcover Ewald Mataré in Köln (Ausschnitt aus der "Schöpfungstür" am Kölner Dom, 1954). Foto © Wienand Verlag, Köln

 

Die Lektüre liest sich vergleichbar mit einem Rundgang durch Köln. Er beginnt bei den Domtüren und endet bei den Schnitzereien für ein Weinfass. Damit sind schon die beiden Eckpfeiler Matarés aufgezeigt: das Klerikale und das Gemütlich-Heimische.
     Das Gesellige, auch schon mal gepaart mit Witz (wie beim Türklopfer mit Tünnes und Schäl, 1956) und gutmütigem Spott (wie bei der Skulptur Dä Kallendresser vom Aldermaat, 1963/64) war Mataré keinesfalls fremd.


So zog es Mataré schon in den 1930er Jahren immer wieder nach Köln. „Am 14. Mai 1949 gehörte er zusammen mit dem Kölner Sammler Josef Haubrich (mehr) zu den Begründern des legendären monatlichen Künstlertreffs im Weinhaus Denant“, schreibt Guido de Werd in seinem Vorwort. Ein Treffen, das er laut seiner Tochter Sonja Mataré nie versäumte.

 

Ewald Mataré Taubenbrunnen von 1950-53. Foto © Wienand Verlag, Achim Bednorz


Ewald Mataré: „[…] ich bin Köln so dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, in Köln so vielerlei und große Arbeiten auszuführen. Angefangen 1948 mit den Domtüren am Südportal […]. Aber ich habe noch viel mehr in Köln gemacht“ wird der Künstler von Sondermann zitiert. Und weiter (Zitat von 1959): „Wenn man um den Dom, mit dem ich ja dann auch begann, einen Kreis von, sagen wir mal 300 Metern bloß beschreibt auf der Karte, dann befinden sich in diesem Kreis eine ganze Anzahl von meinen Arbeiten […] Und zwar erstmal, wie gesagt, die Domtüren, die vier, dann der Taubenbrunnen am Westportal des Kölner Doms, dann die Gürzenichtüren am Alten Gürzenich, dann […] in St. Kolumba den Antonius, den Fischen predigend, in Holz, dann im Wallraf-Richartz-Museum die Stephan-Lochner-Säule […].“

 

Ewald Mataré Mosaikbild "Em Hanen", 1958/59 im Haus "Em Hanen" am Alter Markt 24. Foto © Wienand Verlag, Henning Krause

 

Ewald Mataré Wohnungstür mit Türklopfer "Weib", 1963 im Haus "Em Hanen" Alter Markt 24. Foto © Wienand Verlag, Henning Krause

 

Ewald Mataré Stirnfront eines Weinfasses, 1947, im Kölner Weinkeller, Köln-Braunsfeld. Foto © Wienand Verlag, Henning Krause

 

Sicherlich machen die klerikalen Werke von Mataré den Hauptteil aus, doch die von ihm gebotene Mischung aus Geschichte, Humor und Brauchtumspflege, auf die sich der Künstler verstand, kam in Köln gut an. Dafür mag die Skulptur des „Kallendresser“ (eine typisch kölsche ikonische Figur aus dem Mittelalter, die respektlos in den Rinnstein pinkelt) stehen, deren Urheberschaft selbst für Mataré-Kenner kaum erkenntlich ist.

     Das Mosaikbild im Haus "Em Hanen" von 1958/59 zeigt da schon eher seine Handschrift. Für dieses berühmte Kölner Haus schuf er übrigens vier Wohnungstüren, deren individuelle Türklopfer, charakterisiert mit "Wein, Weib und Gesang", auf die rheinische Lebensfreude verweisen.


Eine gelungene Mischung von Religion, Genuss und Freude ist ein Weinfass, dessen Stirnseite von Mataré 1947 gestaltet wurde. Mit 2,70 Metern stattlich hoch, ist es heute das Prunkstück im Kölner Weinkeller im Norden der Stadt. Es zeigt unter anderem in der Mitte die biblische Gestalt Noahs, der, soeben der Arche entstiegen, einen Weinstock pflanzt.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

Ewald Mataré in Köln
In Zusammenarbeit mit Guido de Werd, Fotos von Henning Krause
Herausgeber: Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.
Wienand Verlag Köln
Format 22 x 29 cm, Hardcover, Preis 32€
ISBN 978-3-86832-427-3