rheinische ART
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rheinische ART 04/2010

Archiv 2010: aus "Wirtschaft und Kultur"

Privates Kultur-Engagement

 

Unternehmen fördern Kultur


 

Dass die öffentliche Hand für Museen, Schauspielhäuser, Musiktheater, Denkmalpflege, kulturelle Austauschprogramme und zahlreiche andere Kultursparten tief in die Tasche greift, ist hinlänglich bekannt und wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Eine neue Studie zum Thema „Unternehmerische Kulturförderung in Deutschland“ belegt nun: Das kulturelle Engagement von privater Seite, insbesondere von Unternehmungen, ist größer, stabiler und bedeutender als allgemein bekannt

 

Unternehmungen geben, so eine Kernaussage der jetzt in Berlin vorgestellten Studie, für kulturelles Engagement im Durchschnitt jeweils über 0,6 Mio Euro pro Jahr aus. Damit stellen Wirtschaftsbetriebe beträchtliche finanzielle Mittel für die Sicherung und Entwicklung der kulturellen Infrastruktur bereit. Das entlastet die Kommunen und die öffentlichen Kassen, denen attraktive kulturelle Einrichtungen und Prozesse quasi als „freiwillige Dienstleistung“ abgefordert werden.

 

 

In der Ausstellung Le grand geste! im museum kunst palast Düsseldorf, powered by E.ON

Bild: Stunde Ypsilon, 1956 von Ernst Wilhelm Nay, Öl auf Leinwand, 125 x 200 cm
museum kunst palast, Düsseldorf, Sammlung Moderne Kunst

Foto: Achim Kukulies © E. Nay-Scheibler, Köln

Spenden - Sponsoring - Stiftung
 

Das Datenmaterial der Studie wurde bei 265 Unternehmungen erhoben. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) in Kooperation mit der Wirtschaftszeitung Handelsblatt und dem Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln. Untersucht wurde bundesweit das unternehmerische Engagement in Sachen Kulturförderung. Wie und warum fördern Unternehmen Kultur? Welche Effekte sind damit für die Geldgeber verbunden? Wie wird sich Mäzenatentum und Sponsoring künftig entwickeln? Zahlreiche Fragen - und ebenso zahlreiche interessante Antworten

  Dass sich Unternehmen für Kunst und Kultur stark machen, ist dabei völlig unabhängig von Betriebsgröße, Branche oder Standort. In erster Linie sind es Großunternehmen, für die Kulturförderung eine lange Tradition hat und die mit teilweise Aufsehen erregenden Projekten für Schlagzeilen sorgen. So der Energiekonzern E.ON mit seinem beständigen Engagement im museum kunst palast Düsseldorf, - unvergessen die Ausstellung Bonjour Russland -, oder ThyssenKrupp, hier die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, mit dem neu gebauten Museum Folkwang in Essen – fast ein Blockbuster mit dem Slogan „Das schönste Museum der Welt“-, oder der Versicherungskonzern AXA ART mit seinem Engagement für Kunstmessen auch in Köln.

  Die aktuelle Kulturkreis-Untersuchung erlaubt auch einen Blick auf kleine und mittelständische Unternehmen. Vor allem wurde nach Motivation, Förderbereiche, -formen und -umfang sowie quantitative und qualitative Effekte für die Geber gefragt.

  Wesentliche Erkenntnisse der Untersuchung:

 

  • 90% der befragten Unternehmungen haben in den letzten fünf Jahren die Aufwendungen für Kultur entweder gesteigert oder auf dem bestehenden Niveau gehalten

  • mehrheitlich (73%) stützen die Unternehmungen über mehrere Jahre hinweg kulturelle Einrichtungen und investieren somit langfristig

  • Fördermotiv Nummer eins ist bei 92% der befragten Unternehmen die gesellschaftliche Verantwortung für Kunst und Kultur; diese Verantwortung wird auch als wichtiger Bestandteil der eigenen Unternehmenskultur angesehen

  • Imagepflege ist mit 79% der zweithäufig genannte Förderungsgrund; von untergeordneter Bedeutung sind dagegen Kriterien wie persönliches Interesse (12%), Werbung und Verkaufsförderung (8%) oder Kunst als Kapitalanlage (2%).


 

 
AXA ART, Partner auch der Messen Art Cologne und Cologne Fine Art and Antiques in Köln           Foto: ruwoi

Wie werden die Gelder verwendet und wer kann sich als Geförderter über Zuflüsse aus der Welt der Wirtschaft freuen? Populärste Förderformen sind Einzelevents (72%), Projekthilfen (56%) sowie institutionelle Unterstützungen (51%). Dagegen nehmen direkte Kunstförderung (24%) und Werkankäufe von Nachwuchskünstlern (17%) nur geringen Raum ein. Weniger in Frage kommen eigene Kulturprogramme.

  Die überwiegende Zahl der Unternehmungen lenkt ihre Fördergelder in die Budgets von kulturellen Institutionen (71%) oder Kunst-/ Kulturvereinen (62%). Als weitere Förderpartner kommen Einzelkünstlern (29%), Kunst-/ Kulturstiftungen (24%), Hochschulen (19%) oder mit weit geringeren Anteilen Archive, Schulen und Kommunen in Betracht.


 

Generell zeigt die Untersuchung: Je größer das Unternehmen ist, umso häufiger tritt es als Förderer von Institutionen auf und je eher realisiert es auch selbst kulturelle Großprojekte.


Die Art der von den Konzernen oder Mittelständlern gewählten Finanzierung ist übersichtlich. Allgemein wird zwischen Spenden, Sponsoring und Stiftungsmitteln unterschieden. Im Gegensatz zur Spende ist Sponsoring an eine Gegenleistung des Geförderten gebunden und kann steuerrechtlich als Betriebsausgabe verbucht werden. Als Stiftungsmittel gelten die Erträge aus dem Stiftungsvermögen, mit der die Stiftung ihrem Satzungszweck nachkommt. Die am häufigsten von den Unternehmungen genannten Aufwendungsarten sind Sponsoring (82%) und Spenden (75%). Unternehmensnahe Stiftungsaktivitäten (26%) sowie die unterstützende ehrenamtliche Kulturarbeit von Betriebsangehörigen, das sog. Corporate Volunteering (16%) sind weniger verbreitet.

  Insgesamt zeigt die Studie, dass unternehmerische Förderungen das gesamte Kulturspektrum erfassen: von Literatur über Theater, Museen, Bildende Kunst bis Musik. Die finanziellen Förderbeträge sind teilweise sehr hoch und fließen vorwiegend in Kultureinrichtungen, die ihren Standort im regionalen Umfeld der Unternehmungen haben. Zunehmend wird von den Unternehmen auch die Einbindung der eigenen Mitarbeiter in die Kulturförderung angestrebt. Vorreiter sind hier die Großunternehmen, die ihren Mitarbeitern den Zugang zu der von ihnen geförderten Kultur erleichtern. Auch mitarbeiterspezifische Kulturprogramme, entweder im Unternehmen selbst oder in Räumlichkeiten der geförderten Kulturpartner, gelten als ein Mittel der Kulturförderung. Der überwiegende Teil der Unternehmungen geht davon aus, dass künftig das kulturelle Engagement eher ausgeweitet wird.

 

Klaus M. Martinetz

 

Für mehr Informationen zur Studie

Unternehmerische Kulturförderung in Deutschland


Kulturkreis der deutschen Wirtschaft

Haus der Wirtschaft

Breite Straße 29

10178 Berlin

Tel. 030 / 20 28-1435

 

 

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