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rheinische ART 06/2010

 Archiv: aus Kunst + Soziales

 

"Lesen" Sie mich von der Straße auf. Ein prägnanter Slogan, der durchaus wörtlich zu nehmen ist

Für ein Dach über dem Kopf

 

Straßenmagazin fiftyfifty

 

15 Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe feiert das Straßenmagazin sein Jubiläum mit einer Kampagne, die das Thema Obdachlosigkeit plakativ auf die Straße bringt. Der Slogan ist eine Bitte: „Lesen Sie mich von der Straße auf.“

 
„HALBE HALBE“. So wörtlich ist der Titel fiftyfifty der Obdachlosenzeitung nicht immer zu nehmen. Vielmehr soll der Titel als Synonym für Teilen, auch fürs Mit-Teilen, verstanden werden. Es ist ein guter Name, den die Gründer Bruder Matthäus (von der Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des Heiligen Franziskus) und Hubert Ostendorf der Initiative vor vielen Jahren gaben, denn im Falle von fiftyfifty hilft Kaufen und Lesen wirklich.
  fiftyfifty ist das auflagenstärkste und meistgelesene Straßenmagazin der Region und nicht zuletzt dank verschiedener bemerkenswerter Werbeaktionen der Vergangenheit weit über das eigentliche Verbreitungsgebiet hinaus bekannt. Frühere Kampagnen haben bedeutende Designpreise wie den red dot erhalten und namhafte Werbeagenturen zeichnen für so manches Motiv. Auch das aktuelle Plakat hat es in sich und wird alsbald über 300 Mal in den Städten Bonn, Mönchengladbach, Krefeld und Düsseldorf hängen.
  Entwickelt wurde das neue Motiv von der Designstudentin Inga Albers. Sie besucht den Kurs „Macht Sinn“ von Professor Wilfried Korfmacher an der FH Düsseldorf, der sich für Social D-sign einsetzt. Design soll helfen, soziale Verhältnisse zu verbessern, lautet sein Credo. Ihm kommt es besonders darauf an, den künftigen Kommunikationsdesignern das Rüstzeug für eine zielgenaue Ansprache zu vermitteln. So zeigt das Plakat von Inga Albers ein Stück Pappe, wie es bekanntlich Bettler mit einer gescribbelten Botschaft nach Bitte um Unterstützung nutzen. Das Stück Pappe symbolisiert Armut, während fiftyfifty für eine erfolgreiche Hilfe steht.

 

Wilfried Korfmacher, Professor für Design an der FH Düsseldorf, Inga Albers und Hubert Ostendorf von fiftyfifty vor dem Plakat in der Sternwardstraße in Düsseldorf

Tatsächlich ist die Straßenzeitung ein Erfolg. Von freiwilligen Verkäufern aus der betroffenen Szene auf der Straße angeboten, können diese die Hälfte des Verkaufserlöses für sich verbuchen. Doch geschenkt wir ihnen nichts. Vorher müssen sie wie ein Kleinunternehmer die gewünschte Anzahl Hefte einkaufen um diese dann auf eigenes Risiko zu verkaufen. Bei diesem Konzept ist der Name Programm: fiftyfifty, denn die andere Hälfte des Erlöses finanziert die Produktion der Zeitung. Für die Menschen ohne feste Bleibe stellt der erzielte Gewinn ihr einziges Einkommen dar. Der gewonnene Mehrwert ist jedoch weit höher. Das steigende Selbstwertgefühl und vielleicht auch die zurückgewonnene Würde der Betroffenen ist nicht monetär zu messen.

 

fiftyfifty-Galerie
 
Die Straßenzeitung ist nicht das einzige erfolgreiche Projekt. Unter dem Namen fiftyfifty wird ebenfalls eine Kunstgalerie in Düsseldorf geführt, deren bedeutende Erlöse die Verantwortlichen dabei unterstützen, ihre Herkulesaufgabe zu bewältigen.
Wissenswertes über fiftyfifty   Durch fiftyfifty konnten über 3.000 Obdachlose in Wohnungen untergebracht werden. Insgesamt werden sieben Häuser für die Betroffenen unterhalten. Außerdem gibt es die Projekte Armenspeisung, Trainingswohnungen für obdachlose Frauen, Notschlafstelle für minderjährige, drogensüchtige Prostituierte und vieles mehr. Weiteres unter www.fiftyfifty-galerie.de
  Die Kunst zu helfen beherrschen eine Reihe auch international namhafter Künstler. Zu ihnen zählen Katharina Fritsch, Andreas Gursky, Jörg Immendorff, Heinz Mack, Thomas Ruff und viele andere.
  Die Galerie ist das Metier von Hubert Ostendorf, der auch kurzweilige Geschichten rund um die Kunst und fiftyfifty zu erzählen weiß. So hatte er 15 Exemplare des Pixel-Motivs „Kunst für alle“ von Gerhard Richter, gedruckt und veröffentlicht in der Tageszeitung Rheinische Post Anfang des Jahres, professionell aufziehen und vom Künstler signieren lassen. Nach nur drei Stunden waren die Werke zum Preis von je € 4.000,- verkauft. Oder die kleine Figur von Jörg Immendorff, die dieser für die Initiative entwickelte und den Namen „Oskar für Obdachlose“ gab. Die Figur ist vergriffen. Lediglich eine ist noch im Besitz der Galerie, denn dieser „Oskar“ hat sich in der Kunstwelt einen Namen gemacht. Mittlerweile fragen Museen an, ob sie die Skulptur ausstellen dürfen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
 

 

 
 

 

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