rheinische ART
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rheinische ART 05/2019

Archiv 2019

JAPAN
Eine erlesene Welt

 

Die Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich zeigt parallel zwei Ausstellungen über die Kunst und Kultur Japans.

 

Anne Pöhlmann Ausschnitt einer Bodenskulptur im Japanraum der Langen Foundation. Foto © rART 2019

 

Der zeitgenössische Part ist eine Einzelausstellung der Düsseldorfer Künstlerin Anne Pöhlmann, die sich 2017 drei Monate in Kyoto aufhielt.

     

Das dortige Goethe Institut, Ausrichter ihres Stipendiums, machte für die Fotografin zahlreiche Wunschtermine in der alten Kaiserstadt möglich. Pöhlmann tauchte ein in eine Welt, die sie begeisterte wie verwunderte. Während ein technologieaffines Japan die gängige Vorstellung des Landes in der westlichen Welt prägt, lernte sie eine Kultur kennen, die von traditioneller Handwerkskunst bestimmt wird.

 

Anne Pöhlmann One view of Mount Fuji Foto-Direktdruck auf Baumwolltwill, Seide 185 x 140 cm, 2017/ 2019. Foto © Anne Pöhlmann

 

In Pöhlmann war bereits vor einiger Zeit das Interesse an textilen Stoffen erwacht. Als Fotografin suchte sie, ihre Lichtbilder mit Textilien in ihren Werken zusammen zu bringen. In Japan fand sie die Symbiose und im Japanraum - übrigens auch Titelgeber der Schau - der Langen Foundation ein optimales Umfeld zur Präsentation.
     Ihre Werke sind eigens für diese Ausstellung entwickelte neue Wandarbeiten und installative Bodenarbeiten, die wohl platziert gezeigt werden. Die ortsspezifischen Installationen bestehen dabei aus Fotografien, die auf Stoff gedruckt, zu Bahnen gewebt oder mit unterschiedlichen gefundenen Textilien kombiniert werden. Die Künstlerin hat mit einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien, wie japanischer Seide oder wiederverwendeten Modestücken aus ihrem persönlichen Archiv, gearbeitet.

 

Anne Pöhlmann 6 Emis dancing (Ausschnitt), Foto-Direktdruck auf Seide, Seide, 310 x 255 cm, 2017/ 2019. Foto © Anne Pöhlmann


Die Langen Foundation dazu: „Pöhlmanns Arbeiten stehen im offenen Dialog mit der einzigartigen Architektur des Baus des japanischen Architekten und Pritzker-Preisträgers Tadao Ando, indem sie mit geschlossenen Volumen und offenen Räumlichkeiten interagieren, um Geräusche und Stille zu verflechten und ein immersives Erlebnis zu schaffen. Die Arbeiten … befassen sich mit einer Vielzahl von Motiven, die von Stadtarchitektur und Naturlandschaften über Porträts bis zu abstrakten Kompositionen reichen, wobei sie gleichzeitig Fragen nach den materiellen Bedingungen der Fotografie aufgreifen. Gefaltete und drapierte Fotografien und Fotostoffe werden als fließende architektonische Formationen präsentiert, bei denen das Bild mit seinem Träger verschmilzt.“

 

Tradition: Taima Mandala Edo-Zeit, 18. Jahrhundert (Detail) Foto © Langen Foundation


Eine erlesene Welt Gleichzeitig zur Wechselausstellung „Japanraum“ präsentiert die Foundation mit der Ausstellung „Eine erlesene Welt“ eine Auswahl von über 80 Objekten aus der umfangreichen Japan-Sammlung von Viktor und Marianne Langen. Anlässlich der Präsentation des eigenen Konvoluts arbeitete das Haus mit der externen Kuratorin und renommierten Japanexpertin des Züricher Museums Rietberg, Khanh Trinh, zusammen und konnte sie für einen neuen Blick auf das Fundament der Sammlung gewinnen. Trinh kannte die Sammlung Langen nach eigenen Worten seit Jahren. Diese auch wissenschaftlich zu untersuchen und publikumswirksam zu kuratieren war ihr eine Freude. Sie entschied sich, die Werke drei Themenbereichen zuzuordnen: Religiöse Kunst, Blumen und Vögel sowie Landschaft.

 

Zōchōten Himmelskönig des Südens Kamakura-Zeit, 14. Jahrhundert. Foto © Langen Foundation

 

Der Schwerpunkt liegt darin, die stilistische und formale Vielfalt innerhalb jeder dieser Kategorie aufzuzeigen, wobei zum Verständnis das Lesen der erläuternden Wandbeschriftungen lohnt.

     So sind beispielsweise die naturalistischen, detaillierten Darstellungen von Flora und Fauna der Kano-Schule (Monochromer Malstil für und in den Häusern der Shogune ab Mitte des 15. Jahrhunderts) den abstrahierten, stilisierten Kompositionen der Rinpa-Tradition (Rinpa-Gemälde wurden auf Schiebetüren und Wänden edler Häuser aufgebracht) gegenübergestellt. Bei der Auswahl der Exponate steht zudem Japans Liebe für Polychromie und Opulenz im Vordergrund. Dieser Aspekt überrascht, verbindet man gemeinhin die Kunst Japans häufig mit der minimalistischen, zurückhaltenden Ästhetik der Zen-buddhistischen Kunst und der monochromen Tuschemalerei.


„Eine erlesene Welt“, dieser Titel trifft es, denn die Exponate, zu denen auch Gebrauchsobjekte wie Stellschirme, Tische und Kästchen gehören, sind in ihrer Detailfülle und Feinheit in der Ausführung bestechend. Der Titel ist nach Aussage der Langen Foundation eine freie Übersetzung des Bildtitels von Uragami Shunkin für die mit Malachit und Azurit prächtig gemalte Darstellung einer imaginären, paradiesisch-anmutenden Landschaft.

 

Mit ihren rund 350 Werken vom 12. bis zum 20. Jahrhundert gehört die von Viktor und Marianne Langen über vier Dekaden zusammengetragene Sammlung japanischer Kunst nach eigenen Angaben zu den umfassendsten und renommiertesten ihrer Art in Europa.
Irmgard Ruhs-Woitschützke


Die Ausstellungen „Japanraum“ und „Eine erlesene Welt“ sind bis zum 25. August 2019 zu sehen.
Langen Foundation
Raketenstation Hombroich 1
41472 Neuss
Tel. 02182 / 5701 – 15
Öffnungszeiten
Täglich von 10 – 18 Uhr

 

 

 

 

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