rheinische ART
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rheinische ART 12/2019

Archiv 2019

LIEBESGRÜSSE
36 mal D

 

Gratulationen zum Geburtstag kommen optisch vielfältig daher. Manchmal gekonnt, manchmal auch daneben. Als jährlich immer neue und kleine Kunstwerke hat sie der rheinische Künstler Max Ernst kreiert.

 

Robert Bruce Inverarity, Max Ernst und Dorothea Tanning, Haus von René Lefebvre-Foint in Silverlake, Los Angeles, Kalifornien, 1948, Privatsammlung

 

Max Ernst Poème pour D (Gedicht für D), Ausschnitt, 1958, Öl auf Holz, 54,5 x 44,7 cm, Max Ernst Museum Brühl des LVR, Leihgeber Kreissparkasse Köln Foto LVR-LMB / Jürgen Vogel

 

Jedes Jahr schenkte Max Ernst nämlich seiner vierten Frau, der amerikanischen Künstlerin Dorothea Tanning, zum Geburtstag ein eigenes Werk.

     Und in fast jedem der Liebesgeschenke zum Festtag versteckte er den Buchstaben „D“ – für seine Dorothea. Die Kunstwerke gingen als sogenannte „D-paintings“ in die Kunsthistorie ein.


Zu sehen sind sie derzeit im Brühler Max Ernst Museum. „Zeitreise der Liebe“ betitelt das Haus die Neupräsentation dieser D-paintings. Es handele sich „um eine der kreativsten Liebesgeschichten des letzten Jahrhunderts“, erklärte Jürgen Pech, Kurator der Schau und wissenschaftlicher Leiter im Max Ernst Museum Brühl des LVR.

     Die D-paintings mit dem versteckten D-Letter „erlauben einen konzentrierten Blick auf die künstlerisch fruchtbare Beziehung des Paares, auf ihr Werk und auf seine wohl persönlichste und in der Vielfalt der Techniken einmalige Werkgruppe.“

     Arbeiten der Künstlerin Dorothea Tanning (1910–2012), Porträtaufnahmen und erstmals veröffentlichte Dokumente ergänzen und vertiefen die präsentierten Kunstwerke, so dass ein vielschichtiges Bild der gemeinsamen Jahre an den Wohnorten Sedona in Arizona sowie Huismes und Seillans in Frankreich vermittelt wird.

 

Bob Towers Max Ernst und Dorothea Tanning beim Schachspiel, Sedona, Arizona 1951, Max Ernst Museum Brühl des LVR, Stiftung Max Ernst

 

Max Ernst Le phases de la nuit (Die Phasen der Nacht), Ausschnitt, 1946, Öl auf Leinwand, 28 x 56,5 cm, Max Ernst Museum Brühl des LVR, Leihgeber Kreissparkasse Köln Foto LVR-LMB / Jürgen Vogel

 

Dreißig Jahre waren der Brühler Maler mit dem französischen Pass und die 19 Jahre jüngere Künstlerin und Schriftstellerin ehelich verbunden – eine Liebesbeziehung!

     Zwar hatte Dorothea Tanning (mehr) als Mittzwanzigerin in den 1940er Jahren erste Erfolge mit surrealistischen Gemälden. Bis zum Tod ihres Ehemannes 1976 gab es gleichwohl nur wenige Ausstellungen mit ihren Werken.

     Die autodidaktische Malerin, die einmal das biblische Alter von 101 Jahren erreichen sollte, und der bereits etablierte Max Ernst lernten sich 1942 auf einer Party in New York kennen. Der Maler war auf der Suche nach einer surrealistischen Künstlerin. Es war offenbar Tannings kraftvolles Selbstportrait „Birthday“ aus demselben Jahr, das die Aufmerksamkeit des im Exil lebenden Künstlerkollegen erregte.

 

Ernst agierte im Auftrag seiner damaligen Ehefrau, der Mäzenin Peggy Guggenheim, die eine Ausstellung in ihrer neuen Galerie ausschließlich mit surrealistischen Künstlerinnen plante. Tanning schuf in jener Zeit mehrere meisterhafte Gemälde des Genres. Als eines dieser bekanntesten Frühwerke gilt unter anderen "Eine Kleine Nachtmusik" (1943).

     Ihr berühmter Ehemann und Dada-Mitbegründer (mehr) blieb jedoch der führende Kreative in dieser Beziehung. In ihrer Biografie bekannte Tanning, die Reaktion von Besuchern beim Anblick ihrer Gemälde lautete oft: „Stellen Sie sich vor, sie malt auch!“ Das mit den Ausstellungen hat sich längst geändert. In diesem Sommer zeigte die Londoner Tate Modern die Malerin, die so bemerkenswerte Geburtstage feiern durfte, in einer umfangreichen Rückschau.
K2M

 

Die Ausstellung "D-paintings, Zeitreise der Liebe" kann bis zum 22. März 2020 besucht werden.

Max Ernst Museum
des LVR in Brühl

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl
Tel. 02232 / 5793-0
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr

 

 

 

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