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rheinische ART 02/2019

Archiv 2019

DRITTE ORTE NRW

Millionen für kulturelle Landpartien


Die Kultur hat bekanntlich viele Gesichter. Und sie findet an allen möglichen Orten statt. Nur im ländlichen Raum offenbar zu wenig. Nordrhein-Westfalen fördert daher bis 2023 mit einem fast 10-Millionen-Euro-Programm die Kulturangebote in seinen ländlichen Regionen.

 

Mehr kulturelle Infrastruktur für den ländlichen Raum. Ackerland am Niederrhein. Foto © rART 2019

 

Die Zauberformel lautet: Schaffung „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“. Vorgestellt wurde die Initiative nun vom Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Klaus Kaiser.

     Wie sieht es eigentlich auf dem Land aus mit Kultur, vor allem in den strukturschwachen Regionen, wo die demografische Entwicklung deutlich Schneisen schlägt? Da sind die klassischen Orte der Begegnung, des informellen und zwanglosen Austausches vermutlich neben dem Wirtshaus, so es noch nicht liquidiert wurde, vielleicht das Schützenhaus, die Kirche, der Pfarr- oder Gemeindesaal, die kleine Landbibliothek, oft auch nur die Bushaltestelle.

     Alles wichtig und gut, aber nicht die Pfeiler einer kulturellen Grundversorgung. Museen, Theater, Kinos, Konzerträume, Galerien oder Gastronomie: In der Regel Fehlanzeige. Von Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land kann keine Rede sein.

 

Traditioneller Treffpunkt auf dem Lande: Bushaltestelle. Foto © rART 2019

 

Ziel des Programms ist, wie Kaiser betonte, die Entwicklung von neuen und die Weiterentwicklung von bereits bestehenden sogenannten Dritten Orten: Kultur- und Bildungsangebote sollen durch Öffnung, Vernetzung und Bündelung zu regionalen „Ankerpunkten“ werden. Auf diese Weise sollen sie die kulturelle Infrastruktur im ländlichen Raum sichern und erweitern, und gleichzeitig neue Chancen für Begegnungen und gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen.

 

Wie das im Einzelnen aussehen könnte, wie Kunst und Kultur flächendeckend installiert werden können, überlässt die Politik den Akteuren und deren Phantasie – in einer Art ländlich-kulturellem Entwicklungsexperiment. Kaiser: „Nordrhein-Westfalen ist Vielfalt: Vielfalt der Regionen, Vielfalt der Menschen, Vielfalt der Kulturangebote. Und genauso vielfältig kann das Spektrum der Dritten Orte werden.“

     Das Förderprogramm, so heißt es im Ministerium, sei offen für experimentelle Projekte. Das „Ausprobieren“ von kreativen und innovativen Ansätzen sei ausdrücklich erwünscht.
Grundsätzlich, dies ist festzuhalten, ist das millionenschwere Förderprogramm eine löbliche Angelegenheit, fürs Erste ordentlich finanziell unterfüttert, aber trifft es den Kern? An dem Drang vom Land in die Stadt – selbst wenn aktuell von entgegengesetzten Tendenzen berichtet wird – ändert das nichts.


Übrigens: Warum heißt die Sache eigentlich „Dritte Orte“? Hier greift die Landesregierung auf einen Terminus des US-Soziologieprofessors Ray Oldenburg (* 1932) zurück. Er definierte Ende der 1980er Jahren neben dem Zuhause („Erster Ort“) und dem Arbeitsplatz („Zweiter Ort“) den „Third Place“ als wichtigen Ort für das Funktionieren einer Gesellschaft im städtischen Raum. Was natürlich auch für den ländlichen gilt.

     Er selbst machte, praktisch als Soziologie-Experiment, aus seiner Doppelgarage einst eine wohlgefüllte Bar und hatte Freude an der Rolle des Gastgebers. Die „Dritten Orte“ als öffentliche Räume außerhalb der eigenen vier Wände, der Büros und Fabrikhallen haben seither zunehmend an Glanz gewonnen. Es handelt sich um Orte, die man gerne und regelmäßig ohne großen förmlichen Aufwand aufsucht. „Dritte Orte“ sind offen und einladend.

rART


Das Förderprogramm hat eine Laufzeit von 2019–2023 und unterstützt kulturelle Einrichtungen in kommunaler oder freier Trägerschaft. Die Bewerbungsphase endet am 30. April 2019. Eine Fachjury entscheidet über die Förderungen. Voraussetzung ist die Kooperation mit weiteren Einrichtungen, Vereinen oder Initiativen, um gemeinsam die Entwicklung oder Weiterentwicklung eines Dritten Ortes für die Region voranzubringen.


► Dem Förderprogramm liegt die Gebietskulisse des NRW-Programms „Ländlicher Raum“ zu Grunde. Informationen unter www.dritteorte.nrw


 

 

 

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