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rheinische ART 06/2019

Archiv 2019

MARIA LAACH
Adenauers Zuflucht

 

Als Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer 1933 vor den Nationalsozialisten aus seiner Geburtsstadt fliehen musste, bat er einen alten Schulfreund, ihm in der Benediktinerabtei Maria Laach „Aufenthalt“ zu gewähren. Dieser nur für einige Wochen geplante Unterschlupf dauerte schließlich ein ganzes Jahr.

 

Konrad Adenauer (1876–1967) Foto © Adenauerhaus, Rhöndorf 2019

 

An diesen denkwürdigen Vorgang erinnert eine Ausstellung im Klosterforum Maria Laach unter dem Titel „Glaube und Politik – Konrad Adenauer und die Abtei Maria Laach“.


     Die schriftliche Bitte um Zuflucht kam aus Berlin und richtete sich an den ehemaligen Mitschüler des Kölner Apostelgymnasiums, den Klostervorsteher lldefons Herwegen. Datiert war sie auf den 14. April 1933. Das Stadtoberhaupt der Dommetropole war in Not: Als Oberbürgermeister entlassen, seines Amtes als Präsident des preußischen Staatsrats enthoben, erhielt er kein Geld mehr, seine Konten wurden gesperrt, die Dienstwohnung in Berlin musste geräumt werden. Seine Familie in Köln fand Unterkunft im Krankenhaus Hohenlind.

 

Eduard Horst Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Ölgemälde, 1928, © Kölnisches Stadtmuseum, Dauerleihgabe der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus/ Foto: Judith Fröhlich

 

Adenauer betonte in dem Brief, er habe Schweres durchgemacht, hätte dringenden Bedarf an seelischer Erholung und geistiger Atmosphäre und „einen Wunsch nach Stille“. Selbstverständlich, so der Politiker in seinem Schreiben an den Abt, „würde ich Wert darauf legen, Euch keine Kosten zu machen, und ebenso selbstverständlich ist, daß ich Dir persönlich nicht zur Last fallen werde...“.

     Der Kirchenmann antwortete unverzüglich: „Es wird alles für Dich bereit sein…“ Aus dem Politiker und Stadtoberhaupt Konrad Adenauer (1876–1967) wurde für ein Jahr „Bruder Konrad“.
     Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, unterhielt lebenslang eine enge Verbindung zur Abtei Maria Laach und zu Abt Ildefons Herwegen, der von 1913 bis 1946 der Benediktinerabtei vorstand. Der katholische Glaube war für beide eine wichtige Grundlage ihrer Freundschaft. Bereits zu der Zeit, als Adenauer Oberbürgermeister der Stadt Köln war, bestand ein enger Kontakt und Austausch.

 

Abteikirche Maria Laach Foto © eifel.info 2019

 

Die Zeit in dem Eifel-Kloster war ein wichtiges und schweres Jahr für den Politiker, das ihn entscheidend geprägt hat, wie es in der Ausstellung heißt.

     Getrennt von seiner Familie und ohne wirkliche Aufgabe lebte er in Abgeschiedenheit. Er fand Zeit zur Lektüre und Reflexion und setzte sich auch mit seinem Glauben auseinander. Zugleich nahm er den juristischen Kampf gegen die existenzbedrohenden Anschuldigungen auf, die die Nationalsozialisten gegen ihn erhoben.

 

Nachdem er 1934 Maria Laach verlassen hatte, blieb die enge Beziehung Adenauers zu seinem Freund, dem Abt, zur Abtei und zu weiteren Benediktiner-Mönchen bestehen. So war er auch in den Folgejahren mehrfach dort zu Gast.

     Nach 1945 widmete sich Adenauer an führender Stelle dem Aufbau eines demokratischen Deutschlands und einer neuen überkonfessionellen Partei, der CDU. Eine frühe Tagung der jungen Partei fand 1947 in Maria Laach statt. Christliche Prinzipien spielten beim politischen Neubeginn eine maßgebliche Rolle. Für Adenauer war vor allem die Betonung der Würde, aber auch der Verantwortung des Individuums ein zentraler Gedanke, den er aus dem christlichen Wertekosmos ableitete.

     Der spätere Bundeskanzler brachte diese Idee sowohl in die Entwicklung des Parteiprogramms der CDU als auch in die Arbeit am Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ein, das am 24. Mai 1949 in Kraft trat.

 

Konrad Adenauer und Reichspräsident Paul von Hindenburg bei einer Stadtrundfahrt durch Köln, 21. März 1926, hier vor den Deutzer Messehallen. © Kölnisches Stadtmuseum/ Foto: Kölnisches Stadtmuseum


Aus Anlass von 70 Jahren Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und siebzig Jahre nach Adenauers Wahl zum ersten Bundeskanzler veranschaulicht die Ausstellung all diese Ereignisse und vielfältigen Aspekte. Zugleich bietet sie einen Überblick über das politische Wirken des Rheinländers und sein wechselvolles Leben im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

rART

 

Die Ausstellung „Glaube und Politik – Konrad Adenauer und die Abtei Maria Laach“ wird bis zum 13. Oktober 2019 gezeigt.
Benediktinerabtei Maria Laach
56653 Maria Laach
Tel +49 2652 59-0
Öffnungszeiten
MO – SA 10.00–12.30 Uhr / 13.00–17.00 Uhr
SO und Feiertag 10.00–17.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.

 

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