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rheinische ART 07/2019

Archiv 2019

MATTERHORN ART PROJECT
Die Not mit Plaste und Elaste


Nach Schätzungen von Wissenschaftlern wird der weltweite Plastikbestand in diesem Jahr voraussichtlich bei etwa sieben Milliarden Tonnen liegen. Eine ungeheure wie unvorstellbare Menge.
 

Die globale Plastikmenge übertragen auf das Matterhorn (Darstellung per App): Die rote Linie zeigt 2019 die Ausdehnung des Volumens von 14 km3. Die gelbe Linie markiert das Ansteigen auf 32 km3 bis zum Jahr 2035, wenn sich der weltweite Umgang mit Plastik nicht verändert. Foto © Branko Šmon 2019

 

Lässt sich diese gigantische Tonnage visualisieren? Kann man das Unbegreifliche dieser Plastiküberhäufung begreifbar machen? Eine Frage, die sich der Künstler Branko Šmon (*1955) immer wieder stellte.

 

Mein Anteil: MyEarthPlasticPart-cube. Derzeit entfallen auf jeden Weltbürger 1,9 mPlastikmasse. Dargestellt wird diese Menge in Kuben, gefüllt mit Plastikgranulat. Foto © Branko Šmon 2019

 

Mit seinem Kunstprojekt „Earth Plastic View“ in Zermatt (Schweiz) verwandelt er derzeit das Matterhorn, den meistfotografierten Berg der Welt, anhand von mehreren Installationen zum weltweiten Botschafter für ein neues Plastikbewusstsein.
     Die genannte globale Plastikmasse, von der Einkaufstüte über den Wischeimer bis zur elastischen Industriedichtung, befindet sich in Gebrauch, als Abfall in Landschaften und in Weltmeeren, auf Deponien wie auch in Lebewesen.

     Die Menge entspricht – so rechnet der Künstler wissenschaftlich unterstützt – auf der Grundlage einer belastbaren Schüttdichte einem Granulatvolumen von rund 14 Kubikkilometern. Eine eigentlich unvorstellbare Größe! Und sollte der Kunststoffkonsum mit der jetzigen Geschwindigkeit voranschreiten, werden bis zum Jahr 2035 zirka 16 Milliarden Tonnen produziert, was einem Volumen von rund 32 Kubikkilometern gleich käme.


Branko Šmons Kunstgriff An prominenter Stelle erhalten diese Zahlen nun eine greifbare Form. Vier große Sichtrahmen, konkret „Earth Plastic View“-Frames genannt, hat er an unterschiedlichen Aussichtspunkten rund um den Gornegrat bei Zermatt aufgestellt und zeigt damit die räumliche Ausdehnung des weltweiten Plastikbestands in Granulatform.

     Die imposanten Sichtrahmen umfassen die Silhouette des Matterhorns mit dem umliegenden Bergmassiv und markieren damit das Plastikvolumen mit seinen 14 Kubikkilometern und, mit Blick nach vorne, auch jenes der nahen Zukunft. So wird dieses Ausmaß in der Landschaft um das Matterhorn sicht- und damit erst vorstellbar.

 

Das Unvorstellbare bekommt eine Form: Branko Šmon beim Aufbau eines Sichtrahmens ("Earth Plastic View"-Frame) am Matterhorn. Foto © Branko Šmon 2019

 

In Zermatt visualisiert Šmon zudem den Anteil des aktuell globalen Plastikbestandes im Verhältnis zum Individuum (Anfang 2019: 7,67 Milliarden Menschen) durch große Objektkuben, die mit Plastikgegenständen des Alltags, Plastikmahlgut und -granulat gefüllt sind. Diese „MyEarthPlasticPart-cubes” sind 1,9 x 1 x 1 m groß. Ihr Volumeninhalt von 1,9 Kubikmetern entspricht dem weltweiten Pro-Kopf-Aufkommen von Plastik in Granulatform.


Der Künstler sieht das Matterhorn-Massiv als perfekten Vermittler für die Verbindung zwischen Bewusstsein und Natur. „Mit Earth Plastic View möchte ich ein neues Plastikbewusstsein schaffen. Nur im Verhalten eines jeden Einzelnen ist eine Veränderung möglich. Das Matterhorn dient dabei als globales Symbol“, erklärt er das originelle Projekt. Durch die Weitläufigkeit der Landschaft und die Schönheit der Natur sei es ihm möglich, die wichtige Verbindung zwischen dem Bewusstsein für das Ausmaß der Problematik und der Kraft der Naturschönheit darzustellen, so der Künstler über seine Wahl für das Matterhorn.
     Speziell für das Projekt entwickelte er die „Earth Plastic View“-Art App, die das Visualisieren des Plastikvolumens durch verschiedene Funktionen erweitert. Die App verstärkt auf spielerische Weise die Aufmerksamkeit für die Thematik und ermöglicht durch interaktive Funktionen die Dimensionen des weltweiten Plastikaufkommens visuell zu begreifen.
rART


Das Projekt wird unter anderem vom Fraunhofer LBF, Bereich Kunststoffe, unterstützt. Die Patenschaft für die Installationen übernimmt der bekannte Schweizer Pionier Bertrand Piccard, der 2015/2016 mit einem Solarflugzeug die Erde umrundete.


► Branko Šmon stammt aus Maribor/Slowenien. In den 1980er- und 1990-erJahren realisierte er Projekte in New York, Moskau sowie in Südkorea, später folgten Aktionen in Stuttgart, Frankfurt am Main und Brüssel. Bis heute geht es ihm in seiner Kunst um den Zusammenhang zwischen Natur und Kultur, Mensch und Technologie, Wirtschaft und Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Šmon setzt sich intensiv mit systemimmanenten und -relevanten Zusammenhängen auseinander, deren starke Wirkkräfte und Konsequenzen zwar bekannt sind, für die aber kaum räumliche Vorstellungen existieren.

 

Aussichts- und Funktionsstandorte von Sichtrahmen, Kuben und App

  • Gornergrat 3089 m: Art-Frame, Objektkubus, Art-App
  • Rotenboden 2815 m: Art-Frame, Objektkubus, Art-App
  • Riffelberg 2582 m: Art-Frame, Objektkubus, Art-App
  • Blauherd 2571 m: Art-Frame, Objektkubus, Art-App
  • Riffelalp 2211 m: Objektkubus, Art-App
  • Sunnegga 2288 m: Objektkubus, Art-App
  • Rothorn 3103 m: Art-App

 

 

 

 

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