rheinische ART
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rheinische ART 10/2019

Archiv 2019

PLAKATE
Made in Japan

 

In der Kulturszene geht der Blick immer wieder einmal nach Fernost. Vor allem nach Japan. Sehr zu Recht!

 

 

Shin Matsunaga Wildfang „Lively Minx“ (Lesung), 1991 Japan, Tokio Offsetdruck, 103 x 72,8 cm © Shin Matsunaga Foto: Jens Nober, Essen

 

Das Essener Folkwang Museum zelebriert derzeit eine Ausstellung über Plakatkunst aus dem Inselreich.

     Star dieser sehenswerten Exhibition ist der Grafiker und Pionier des japanischen Designs Shin Matsunaga (*1940). Seit Beginn der 1970er Jahre gehört der aus Tokio stammende Künstler zu den international bedeutendsten Vertretern dieses Genres.

     Matsunaga verbinde „traditionelle japanische Grafik und Zeichnungen mit westlichen Designentwicklungen“ zu einer sehr eigenen kreativen Formenwelt, ohne die beiden geografisch so getrennten Weltregionen „jedoch zu verschmelzen“, wie das Folkwang betont.

 

Shin Matsunaga Papier Freaks Nr. 800, 2019 Japan, Tokio Digitaldruck, 103 x 72,8 cm © Shin Matsunaga Foto: Jens Nober, Essen

 

 

Shin Matsunaga Die Zukunft des japanischen Sake (gelb), 2016 Japan, Tokio Digitaldruck, 145,6 x 103 cm © Shin Matsunaga Foto: Jens Nober, Essen

 

Shin Matsunaga studierte an der Universität der Künste Tokio und arbeitete danach ab 1964 in der Werbung beim traditionsreichen und luxuslastigen Kosmetikkonzern K.K. Shiseido. 1971 gründete er seine eigene Werbefirma.

     In Deutschland ist er eher selten zu sehen, was die Essener Schau unter dem Gesichtspunkt der „Designkunst“ so überaus interessant macht. Vor allem, wenn die Klientel des Künstlers vor Augen geführt wird. Denn Matsunaga ist längst in zahlreichen Arbeitsfeldern mit seinen Werken vertreten.

 

Er schuf brillante Plakate für Corporate Design, Editorial Design, Buchgestaltung, Kalender, er entwarf Werbungen für die französische Zigarettenmarke Gitanes sowie für Scottie-Papiertücher oder Getränke-Verpackungen.

     Namhafte Großunternehmen und Institutionen gehören zu seinen Auftraggebern. Darunter neben diversen Magazinen vor allem die Konzerne Mazda Motor Corporation, die Bahngesellschaft Hankyu, wie auch der berühmte japanische Modeschöpfer Issey Miyake und das größte asiatische Museum für westliche Kunst, das National Museum of Western Art (NMWA) am Uneo-Park in Tokio. Von Matsunaga stammen ferner Signets für die Bank of Tokyo sowie für Mitsubishi und den Spielzeugproduzenten Bandai. Wer unter dem Eindruck dieser Namen vermutet, der heute 79-jährige „künstlerische Gestalter“ kommerzieller bildlicher Darstellungen habe den Zeichenstift sozusagen am Puls der japanischen Ökonomieelite, liegt nicht falsch.

 

 

Shin Matsunaga Verglüht Japan? Verbrennt Japan?, 2001 Japan, Tokio Offsetdruck, 103 x 72,8 cm © Shin Matsunaga Foto: Jens Nober, Essen

 

Gleichwohl verstand es Matsunaga stets, ökonomische wie gesellschaftliche Fehlentwicklungen provokant wie treffend grafisch im Gedächtnis zu verankern.

     Im Jahre 2001 zum Beispiel, zur Hochzeit der desaströsen Wirtschaftslage des Landes, versah der Meister die Sonnenscheibe, Japans Nationalsymbol, mit einem Feuerschweif und fragte: „Verglüht Japan? Verbrennt Japan?“. Die eindringliche wie geniale Grafik entstand genau zehn Jahre vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima, die im März 2011 Japan erschütterte.

     Ein Künstler mit Weitsicht? Auf jeden Fall ein Kreativer mit offenem Geist und scharfen Visionen. Mit seiner direkten, nur vordergründig schlicht wirkenden grafischen Ausdrucksweise erzielt er kraftvolle Wirkungen. Er selbst vertritt ein offensichtlich unerschütterliches Credo. Und das laute, wie es heißt, dass es „nichts einfaches in der Einfachheit gibt“. Wie wahr!
cpw

 

In Japans Design-Milieu erlangte Shin Matsunaga 1982 mit seinen ansprechenden Entwürfen (Cover und Grafiken) für die Publikation „The Visual Constitution of Japan“ einen fast legendären Status. Das Buch wurde zu einem nationalen Bestseller.

 

Die Ausstellung „Shin Matsunaga Made in Japan – Plakate“ wird bis zum 12. Januar 2020 gezeigt.
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel. 0201 / 8845 444
Navigationsinformation: Bismarckstraße 60
Öffnungszeiten
DI, MI, SA, SO 10 – 18 Uhr
DO, FR 10 – 20 Uhr

 

 

 

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