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rheinische ART 05/2019

Archiv 2019

WÜRDIGUNG
Bauhäuslerinnen


Am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin studierten nachweislich 462 Frauen. Viele davon sind kaum bekannt. Im Rahmen des 100-Jahre-Jubiläums der interdisziplinären Schule erinnert das Kölner Museum für angewandte Kunst (MAKK) an zwei avantgardistische Bauhaus-Künstlerinnen aus der Domstadt.

 

Margarete Heymann-Loebenstein, Teile eines Teeservice, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, Privatsammlung, © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (Foto: © RBA Köln, Marion Mennicken)

 

Das MAKK spürt mit seiner Ausstellung dem Wirken von zwei gebürtigen Kölnerinnen aus jüdischer Familie nach, den Cousinen Margarete Heymann-Loebenstein (1899–1990) und Marianne Ahlfeld-Heymann (1905–2003). Beide Künstlerinnen mussten nach 1933 in die Emigration gehen. Die Schau präsentiert Arbeiten dieser Bauhäuslerinnen „im Dialog mit Farbstudien, Gemälden und Zeichnungen von Johannes Itten, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy“ aus der eigenen Sammlung.

 

Margarete Heymann-Loebenstein, Schale mit Steckeinsatz, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (Foto: © Jan Rothstein)

 

 

Margarete Heymann-Loebenstein, Tabakdose, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, Privatsammlung, © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (Foto: © RBA Köln, Marion Mennicken)

 

Der Titel der Ausstellung „2 von 14 – Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ bezieht sich darauf, dass über die gesamte Bauhauszeit insgesamt 14 weibliche Studierende aus Köln an den drei Standorten (mehr) eingeschrieben waren.

     Ihre künstlerischen Spuren standen bislang – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Die heute wohl berühmteste Bauhäuslerin war die Heymann-Kommilitonin Anni Albers (mehr). Sie besuchte die Webereiklasse der Kreativschmiede von 1922 bis 1932 und war auch kurzeitig deren Leiterin.


Margarete Heymann-Loebenstein wurde 1920 am Bauhaus zum Vorstudium bei Johannes Itten zugelassen. Im selben Jahr wurden im Kölner Kunstverein erstmalig Arbeiten von ihr gezeigt. Ein Jahr später wechselte sie in die Keramikwerkstatt Dornburg und lernte bei den Meistern Max Krehan und Gerhard Marcks.

     In Weimar nahm sie am Unterricht bei Georg Muche, Paul Klee und Gertrud Grunow teil. Obwohl sie im Herbst 1921 Weimar bereits wieder verließ, um sich selbständig zu machen, beeinflusste die Schule ihr Schaffen nachhaltig.

     Dies zeigt sich besonders in den avantgardistischen und reduzierten Formen ihrer Gebrauchskeramik wie den berühmten Scheibenhenkel-Services, die aus geometrischen Grundformen gestaltet waren.

 

László Moholy-Nagy „Z-III“, Öl auf Leinwand, Berlin 1922, MAKK, Stiftung Prof. Dr. R. G. Winkler, Bad Godesberg (Foto: © Sascha Fuis Fotografie)

 

Aber auch die Dekore legen einen Vergleich mit Kompositionen von Kandinsky oder Moholy-Nagy nahe.

     Die Keramikkünstlerin war 1923 Mitbegründerin der Haël-Werkstätten im brandenburgischen Marwitz bei Berlin. Diese Keramik-Manufaktur galt international als eine der kreativsten Werkstätten in den 1920er-Jahren.

     Margarete „Grete“ Heymann-Marks, wie sie später hieß, war eine selbstbewusste, emanzipierte Frau. Sie modernisierte die als verstaubt geschmähte Keramikkunst ihrer Zeit mit gewagten Designs und opulenten Dekoren. Dabei verlor sie nie den Blick für die praktische Keramik des alltäglichen Lebens.

 

Walter Gropius (Hg.), Staatliches Bauhaus in Weimar 1919-23, Einbandgestaltung Herbert Bayer, Weimar, München, Köln 1923, MAKK (© Foto: RBA Köln, Marion Mennicken)

 

Marianne Ahlfeld-Heymann besuchte ab 1923 die Bildhauerei-Werkstatt am Bauhaus, verließ diese allerdings 1925, da die Klasse beim Umzug von Weimar nach Dessau nicht fortgeführt wurde. Sie nahm am Unterricht von Walter Gropius in Bezug auf Bildhauerei und Bühnenkunst teil; besonders beeindruckt war sie jedoch von der künstlerischen Lehre Paul Klees.

     Nach ihrer Bauhaus-Zeit schuf sie Handpuppen und Marionetten für freie Produktionen, bevor sie als Bühnenbildnerin am Mannheimer Nationaltheater sowie zeitgleich an der Kölner Oper arbeitete. Zahlreiche Entwürfe zu fantasievollen Szenarien, Kostümen und Masken entstanden – so beispielsweise für Jacques Offenbachs Operette „La Périchole“.

     Besonders die Kostümentwürfe lassen die Einflüsse der Bühnenkunst von Oskar Schlemmer  erkennen: turmartige Kopfbedeckungen mit konzentrischen Ringen, trapezförmige Gewänder, gesteppte und wattierte Säume sowie eine klare Farbpalette.
K2M


Das experimentierfreudige, avantgardistische Schaffen beider Kölnerinnen erfuhr mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus ein jähes Ende. Die neuen Machtverhältnisse zwangen Margarete Heymann-Loebenstein 1933 zur Aufgabe ihres Betriebes und drei Jahre später zur Emigration nach Großbritannien, wo sie weniger erfolgreich künstlerisch tätig blieb. Cousine Marianne floh 1933 nach Paris und heiratet dort später den Berliner Hermann Ahlfeld. Beide wurden 1939 interniert und überlebten Verfolgung und Kriegszeit in einem Versteck in Südfrankreich. 1949 wanderte das Ehepaar nach Israel aus.

 

Die Ausstellung „2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ kann bis zum 11. August 2019 besucht werden.
Museum für Angewandte Kunst Köln
MAKK

An der Rechtschule
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 267 14
Öffnungszeiten
DI – SO 10 - 18 Uhr

 

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