rheinische ART
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rheinische ART 05/2010

 

ARCHIV 2010

Das Narren der Sinne oder


 

„Druckskulptur“ von Wade Guyton


 

Skulptur ohne wahre Dreidimensionalität, Schwarz ohne die Farbe Schwarz. Wade Guyton fordert mit seinen Arbeiten die Sinne heraus

Derzeit ein besonderer Ort: Der Oberlichtsaal im Museum Ludwig           Foto ruwoi


DER NEW YORKER Künstler Wade Guyton bedient sich eines ungewöhnlichen Mittels, um die Leinwände zu gestalten. Nicht Pinsel oder Spachtel sind seine Werkzeuge, um Farbe auf Leinwände zu bringen, sondern Drucker. Dabei bedient er sich keinesfalls einer ausgefeilten Drucktechnik, sondern setzt ganz bewusst handelsübliche Drucker ein. Die, die normalerweise unspektakulär ihre Farbe an Papier abgeben, werden von Guyton heftig strapaziert. Denn er nutzt kein blütenweißes, glattgestrichenes Papier sondern lange Bahnen Leinwand. Das textile Trägermaterial macht es dem Künstler denn auch nicht ganz so einfach und verlangt schon Mal kräftiges Ziehen und vergebliches Schieben. Das hinterlässt Spuren. Obwohl der Druckauftrag das Aufbringen monochromer Blöcke vorschreibt, sind Auslassungen, Schlieren und ein unregelmässig dichter Farbauftrag die Folge. Gleiches folgt nicht Gleichem.

Künstlerbuch

Wade Guyton: From: „Zeichnungen für ein großes Bild“, Verlag der Buchhandlung Walther König Köln, 2010, © Wade Guyton

 

ALS TEIL der Ausstellung ist das Künstlerbuch „Zeichnungen für ein großes Bild“ zu verstehen. Es enthält eine Sammlung von Original-Buchseiten, die Katalogen entnommen und mit einfachen geometrischen Mitteln überdruckt worden sind. Guyton fotografierte sie als Stapel auf seinem blauen Küchenfußboden. Für jede Buchseite, die der Leser umblättert, nimmt auch der Künstler eine Seite, eine Zeichnung, vom dargestellten Stapel. Wie bei seinen Gemälden ist auch hier die Bewegung des Betrachters mit der des Künstlers verbunden.

 

- Planerisches Vorgehen -

 

Was sich anhört wie ein Experiment, ist hingegen planerische Arbeit. Mehrere solch bedruckter Bahnen nebeneinander als Ganzes präsentiert, wie jetzt bei einer Arbeit im Oberlichtsaal des Museum Ludwig, haben eine besondere Wirkung. Einzelne der schwarzen Blöcke scheinen sich hervorzutun, andere sich zurückzunehmen. Sie bedingen einander in ihrer Geltung. Für das ruhige Auge des Betrachters erfährt dieses zweidimensionale Werk eine Mutation, denn es scheint unwillkürlich plastisch, also dreidimensional. Geht man auf es zu oder nutzt die dem großdimensionierten Werk gegenüberliegende Treppe zum Abstieg, unterliegt man einer weiteren Täuschung. Die eigene Bewegung scheint zu provozieren und ihren Widerhall in einer Bewegung der - doch statischen – schwarzen Blöcke zu finden.

  Guyton, der bei der Entwicklung dieses Werkes das eigene Schema streng anwandte, dass die Größe seiner Arbeit dem technisch machbaren sowie dem dafür vorgesehenen Raum anzupassen sei, war hier besonders gefordert. Seine Leinwände sind 7,75 Meter hoch und 1,75 Meter breit. Acht dieser hochformatigen Leinwände bilden das Ganze.

 

- Das Machbare als Maßstab - 

 

1,75 Meter breit sind diese, weil der Drucker des Künstlers diese halbierte Breite zulässt. Der Künstler hat den Stoff vor dem Druck längs gefaltet und dann beide Seiten bedruckt. Die 7,75 Meter Höhe ist durch die handelsübliche Länge der Leinwandbahnen vorgegeben. Ausschließlich fanden die Nichtfarben Schwarz und Weiß Verwendung, wobei das Schwarz nicht dem Schwarz der Druckerpatrone entspricht, sondern durch den Einsatz sämtlicher im Drucker zur Verfügung stehenden Farbpatronen erzeugt wurde. Das Schwarz ist Schwarz als Summe aller Farben.

 

Die großen Formate, die Guyton in den letzten Jahren zeigte, zeugen von einer reifen künstlerischen Position. Guyton war noch bis 2004 vor allem Bildhauer. Seine eleganten Skulpturen aus Stahl haben die „U“-Form und wurden auch mit „Zeichnungen im Raum“ bezeichnet. Vielleicht sind seine langen bedruckten Leinwände mit „Druckskulpturen“ treffend benannt.

 

Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

Die Ausstellung ist bis zum 22. August 2010 zu sehen.

Museum Ludwig

Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln

Tel. 0221 / 221-26165


Öffnungszeiten

DI – SO 10 – 18 Uhr

jeden ersten Donnerstag im Monat 10 – 22 Uhr

 

 

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