rheinische ART
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rheinische ART 04/2019

Archiv 2019

SCHWARZE MODELLE
Das Ende der Namenlosen

 

Das Pariser Musée d´Orsay zeigt aktuell eine andere Sicht auf nicht-weiße Frauen und Männer in der Kunst. „Das Schwarze Modell – von Géricault bis Matisse“ titelt die ungewöhnliche Ausstellung.

 

Edouard Manet Olympia (1863-1865), l’exposition Le modèle noir de Géricault à Matisse, au musée d'Orsay du 26 mars au 21 juillet 2019 Foto © Musée d'Orsay, Paris 2019

 

Dunkelhäutige Menschen wurden in der Kunst zu fast allen Zeiten verewigt. Bei Gemälden bildeten sie oft eine Staffage, blieben namenlos und buchstäblich im Schatten der vorwiegend weißen Hauptmotive.

     Die Ausstellung stellt die ganz einfache Frage: Wer waren damals die Menschen, die in Paris oder Übersee den Malern Modell standen, daneben im Haushalt oder als Kindermädchen arbeiteten, und meist unerkannt blieben? Dies, so heißt es in Paris, wolle man ändern und die Modelle aus ihrer Anonymität holen.

 

Frédéric Bazille Jeune femme aux pivoines (1870), © Courtesy National Gallery of Art, Washington, NGA Images, l’exposition Le modèle noir de Géricault à Matisse, au musée d'Orsay du 26 mars au 21 juillet 2019, Foto © Musée d'Orsay, Paris 2019

 

Die Schau will aber nicht als weiterer Beitrag über die gerade reichlich in der Öffentlichkeit präsentierte und kritisierte Kolonialkunst verstanden werden.

     Dennoch: Sie setzt durchaus ein Zeichen gegen Rassismus und stereotype Abbildungen, in dem sie berühmte Werke nach dem Namen ihrer dort dargestellten Modelle für die Zeit der Schau umbenannt hat.

 

Markantes Beispiel: Edouard Manets 1863 entstandenes Gemälde „Olympia“, eines der Hauptwerke des französischen Malers und ein Tabubruch.

     Im Pariser Salon von 1865 löste das großflächige Gemälde (130 × 190 cm) einen der nachhaltigsten Skandale der Kunstgeschichte aus. Die wohlproportionierte weiße Dame, flankiert von einer schwarzen Frau als Dienerin und einem Kater am Fußende, war keine Göttin sondern eher „eine kleine Hure, die noch auf Kundschaft wartete“, wie es in den Salons damals hieß und wohl auch den Kern traf.

     Nach aufwändigen Recherchen konnten die Kuratoren der Schau, die zuvor in den USA erfolgreich gezeigt worden war, den Namen des „Schwarzen Modells“ feststellen. „Laure“ hieß die dunkelhäutige Magd im Hintergrund. Das Gemälde befindet sich heute in französischem Staatsbesitz und gehört zum Bestand des Musée d’Orsay.

 

 Marie-Guillemine Benoist Portrait d´une femme noir, 1800, 81 x 85 cm, Öl auf Leinwand, Standort Louvre Paris, Fotoquelle Wikipedia gemeinfrei.

 

Dass sich die Wahrnehmung von dunkelhäutigen Modellen in der Kunst verändert hat, verdeutlicht eindrucksvoll ein anderes Gemälde:  Das ursprünglich als „Portrait d´une négresse“ betitelte Werk der Malerin Marie-Guillemine Benoist gilt als ihr bekanntestes Werk. Die Künstlerin malte es 1800, sechs Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei, 1818 wurde es in die Sammlungen des Louvre aufgenommen, wo es bis heute zu den Spitzenwerken gehört.

     Der Name der Person ergibt sich nicht aus dem Bild, angeblich soll es sich um eine Dienerin aus Westindien handeln. Aus „Bild einer Negerin“ wurde im Louvre das „Portrait einer schwarzen Frau“ (Portrait d'une femme noire) und in der Ausstellung erfreut sich die einstige anonyme Frau des schönen Namens Madeleine.

 

Jean-Léon Gérôme Etude d'après un modèle féminin pour "A vendre, esclaves au Caire" © Photo courtoisie Galerie Jean-François Heim – Bâle; Foto © Musée d'Orsay, Paris 2019

 

Wie das Kuratorenteam betont, vereint die Exposition in einem multidisziplinären Ansatz 200 Jahre französische Kunst- und Ideengeschichte. Mit rund 300 Exponaten werden ästhetische, politische, soziale und rassische Fragen thematisiert sowie die Bildsprache in der Darstellung dunkelhäutiger Menschen. Denn „Schwarze Bildmodelle“ hätten in der Kunstgeschichte bisher kaum Beachtung gefunden.

     Die Präsentation widmet sich drei Schlüsselphasen: der Ära der Abschaffung der Sklaverei (1784 bis 1848), der Neuen Malerei und der ersten Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Untersucht werden insbesondere die Art und Weise, in der die Darstellung schwarzer Motive in wichtigen Werken von Henri Matisse, Paul Cézanne, Edouard Manet, Jean-Baptiste Carpeaux, Charles Cordier oder Théodor Géricault entstanden sind. Gezeigt werden ferner 81 thematisch verwandte Fotografien, darunter Arbeiten von Nadar und Carjat, die ebenfalls untersucht wurden.
K2M

 

 Die Schau wird nach Paris in der Stadt Pointe-à-Pitre im französischen Übersee-Département Guadeloupe gezeigt.

 

Die Ausstellung “Le modèle noir – de Géricault à Matisse“ („Das Schwarze Modell – von Géricault bis Matisse“) wird bis zum 21. Juli 2019 gezeigt.
Musée d´Orsay
1, Rue de la Légion d´Honneur
75007 Paris
Tel +33 1 40 49 48 14
Öffnungszeiten
DI – SO 9.30 – 18.00 Uhr
DO 9.30 – 21.45 Uhr

 

 

 

 

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