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rheinische ART 08/2019

Archiv 2019

KÜPPERSMÜHLE
Impressionen aus dem Schmelztiegel


„Die schönsten Momente im Ruhrgebiet waren eigentlich die, in denen ich das Gefühl hatte, meinen persönlichen Horizont erweitert und eine gute Portion Demut erhalten zu haben.“

 

Till Brönner Rhein bei Thyssenkrupp Duisburg, 2019 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung

 

So resümiert Till Brönner seine über ein Jahr dauernden Streifzüge durch das Rhein-Ruhr-Revier, das er mit der Kamera portraitierte. Seine fotografischen Eindrücke sind derzeit im Museum Küppersmühle (MKM) in Duisburg unter dem Titel „Melting Pott“ zu sehen. Das ausstellende Haus feiert in diesem Jahr im Übrigen sein 20-jähriges Bestehen.

 

20 Jahre Museum Küppersmühle Duisburg. Eine Erweiterung (Animation: Süd-Perspektive) durch die Architekten Herzog & de Meuron, ist für 2020 geplant. Damit erhält eine der bedeutendsten privaten Sammlungen deutscher Kunst nach 1945, die Sammlung Ströher, zusätzliche 2.500 m² Ausstellungsfläche. Foto © Herzog & de Meuron 

 

Till Brönner (*1971) ist nicht nur der erfolgreichste deutsche Jazzmusiker, sondern auch ein vielreisender Mann. Er stammt gebürtig aus Viersen und ist damit Niederrheiner, lebt in Berlin und Los Angeles, ist naturgemäß als weltbekannter Musik-Virtuose viel unterwegs, stets mit seiner Jazztrompete, „nie ohne Kamera“, wie das MKM betont. Es ist die bislang umfangreichste Ausstellung des renommierten Jazz-Trompeters.

 

Till Brönner Stahlarbeiter bei Thyssenkrupp Duisburg, 2019 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung

 

Till Brönner Aufgang zum Ruhr Museum, Zeche Zollverein Essen, 2019 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung

Längst ist Brönner nicht nur eine weltbekannte Spitzenkraft in der internationalen Musikszene. Die Fotografie, so lässt sich feststellen, ist sein zweites kreatives Standbein. Seit 2009 arbeitet er kontinuierlich mit der Kamera. Zunächst fertigte er Portraitaufnahmen von seinen Musikerkollegen, später auch von namhaften Schauspielern, Sportlern, Schriftstellern.

     Das Portrait, so heißt es über ihn, sei zweifellos seine Paradedisziplin. Es gibt mehrere Zeugnisse für seine spezielle Beziehung zum Visuellen. 2014 veröffentlichte Brönner den Bildband „Faces of Talent“, ein Ausweis seines Könnens und ein Beleg für seinen Portrait-Stil: reduziert und ungeschönt, der unbekannte Seiten bekannter Figuren offenbart.


Warum er sich des Ruhrgebiets, dieser sozio-ökonomischen Klammer zwischen Rheinland und Westfalen, im Rahmen eines ambitionierten Fotoprojektes angenommen hat? Ihm sei stets klar gewesen, „das wird eine gewaltige Herausforderung. Und ich liebe Herausforderungen.“ 

     Rund 200 Fotografien aus dem Leben in Deutschlands größtem Ballungsraum bietet das MKM. Einem Sachzwang unterliegt gleichwohl auch dieser Fotograf. Denn wie selbstverständlich sind auch für Brönner der scheidende Steinkohle-Bergbau und die Stahlindustrie wichtige Lichtbildthemen.

     Sie sind nicht nur Paten für den Ausstellungstitel, sondern beeindruckten den Kosmopoliten in ihrer Allgegenwart und Symbolhaftigkeit. Brönner: „Das Ruhrgebiet hat in seiner Geschichte unterschiedlichste Rollen gespielt. Es war Waffenschmiede zweier Weltkriege, Motor des Aufschwungs, dann Sanierungsfall – mich interessiert, was das aus den Menschen macht.“

 

Till Brönner Abschied von der Steinkohle: Zeche Prosper-Haniel Bottrop, 2018 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung

 

Till Brönner Ruhrbrücke Mülheim an der Ruhr 2019 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung

 

Die Bewohner zwischen Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen und Essen waren daher Brönners zentraler Zugang zu diesem kulturellen Schmelztiegel. Ob es sich um Zufallsbekanntschaften oder Treffen mit Ruhr-Größen aus Sport oder Kultur handelte: jeder von ihnen prägt auf seine Weise das Bild der Region. Und so unterschiedlich der Fotograf Brönner im Einzelnen auch verfahren mochte, zeigen seine Bilder in Summe große Sympathie für das Ruhrgebiet und seine Menschen, ganz ohne künstliche Inszenierung.

     Er habe verstanden, so Brönner, „dass es das Bild vom Ruhrgebiet nicht gibt“. Dementsprechend vielfältig sind die Motive, die er festgehalten hat. Die Ausstellung entwickelt sich entlang von Motivgruppen, die nicht als getrennte Bereiche zu verstehen sind, sondern ineinander übergehen. Sie umfassen unter anderem Menschen und Identitäten, Leben und Arbeiten, Strukturwandel, Architektur und Vefkehrsinfrastruktur, bis hin zu Natur an Rhein und Ruhr oder Studio-Portraits, vom Taubenzüchter bis zum Revier-Promi.

 

Ob Farbfoto oder kontrastreiches Schwarz-Weiß: Till Brönners „Melting Pott“ ist nicht allein eine sachliche Inventur von dem was ist, es ist auch mehr als eine einfühlsame Sympathieerklärung durch den Fokus, es geht in Richtung einer stillen, verhaltenen Zuneigung. „Man muss verstehen, was war, damit man versteht, was jetzt und in Zukunft hier passiert“, so der Musikstar. Und wenn dies auf seinen Fotografien erkennbar sei, sei er seinem Ziel hoffentlich „für den Moment näher“, so Brönner.
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„Melting Pott“ ist eine gemeinsame Ausstellung der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn und der Brost-Stiftung im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg.

 

Die Ausstellung „Till Brönner. Melting Pott“ endet am 6. Oktober 2019.
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Philosophenweg 55
47051 Duisburg (Innenhafen)
Tel 0203 – 301948-10
Öffnungszeiten
MI 14 – 18 Uhr
DO – SO 11 – 18 Uhr

 

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