rheinische ART
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rheinische ART 06/2012

 

ARCHIV 2012

Ein Kosmopolit auf rheinischer Bühne

 

William Shakespeare

 

Das Neusser Globe-Theater mit der Adresse: Rennbahn

 

 

Universell wie unerschöpflich sind die Werke von William Shakespeare, der im Neusser Globe-Theater - einem Nachbau des ursprünglichen runden Londoner Globe - ein festes Zuhause gefunden hat. Bereits zum 22. Mal wird der große englische Dichter, der mit den Irrungen und Wirrungen in seinen Theaterstücken die menschliche Natur und das Schicksalhafte des Lebens so unnachahmlich greift, hier in einem Festival aufgeführt (mehr). Neuss und Shakespeare – eine Liaison, die bereits 1927 in einer großangelegten Ausstellung ihren Ausdruck fand. Im März 1927 schrieb die Londoner Times: „An exhibition entitled `Shakespeare on the Stage` is being organized by the municipality of Neuss (Rhineland) ...“

 

Shakespeare in afghanischer Sprache

 

DA SHAKESPEARES Werke über vier Jahrhunderte an Aktualität nicht verloren haben, mutet der Engländer mit seiner universellen Sprache heute eher wie ein kosmopolitischer Zeitgenosse an. Seine Dichtungen sind mittlerweile nicht nur in alle gängigen Idiome der Welt, sondern auch in viele »Exoten« der fünf Kontinente übersetzt: Ob ungarischer »Sommernachtstraum« oder japanisches »Wintermärchen«, »Der Kaufmann von Venedig« im stilechten Italienisch oder, wie 2011 in Neuss geschehen, gleich vier »Hamlette« aus England, Deutschland, Korea und Zimbabwe – die Verse und Szenen des großen Schöpfers aus Stratford-upon-Avon kommunizieren ihre lebendigen Gefühlswelten auch ohne Untertitel oder den Zeigestock des Bänkelsängers.

   Die für uns ungewohnte Sprache wird dabei zu einem eigenen Parameter, der das Bühnengeschehen und somit den Aspekt des quasi urtümlichen Welttheaters desto plastischer hervortreten lässt: Gesprochene und gesungene Verse, die rhythmische Bewegung der Körper und Dinge, das Spiel von Licht, Farben, Musik und Geräuschen, das Defilee der Bilder und Düfte verbinden sich ganz natürlich zu einer Synästhesie, die theoretisch-philosophischer Bindemittel nicht bedarf. So wird Shakespeares zeitloses Werk immer wieder zu einem Abenteuer und einzigartigen Erlebnis.

 

Bei der Gestaltung des aktuellen Programms hat Rainer Wiertz neben den klassischen Versionen eine besondere Fülle »exotischer« Beiträge berücksichtigt:

 

Compagnie Roy-e-Sabs, Kabul

 

Miranda - Oskaras Korsunovas nach Shakespears "The Tempest" - OKT Vilnius

 

 

 Ein besonderes Beispiel voller Entdeckungen ist die Truppe Roy‑e-Sabs vom Hindukusch: Am 11. Juni führt das aus Afghanistan stammende Ensemble die »Komödie der Irrungen« im persischen Farsi (mit englischen Übertitelung) auf.

Zum guten Ton gehört schon längst die französische Sprache: bekannte Ensembles wie die Compagnie Irina Brook oder Los Figaros aus Paris präsentieren regelmäßig ihre neuesten Produktionen auf der Neusser Globe-Bühne und ernten dafür mit ebenso schöner Regelmäßigkeit begeisterten Applaus. Am 14. Juni stellt die Compagnie des Petites Heures aus Montpellier »Les Trois Richard – Un Richard III« vor. Inszeniert wurde diese besondere Auseinandersetzung mit Shakespeares Historie Richard III. von Dan Jemmett, der im vergangenen Jahr mit einer urkomischen »Comédie des erreurs« aufwartete. Jetzt unterzieht er die Tragik der Historie einer näheren Inspektion: Seine »Trois Richards«, die einen Richard spielen, gehen von der richtigen Annahme aus, dass selbst im grausigsten Geschehen genügend Komik verborgen ist, um die böse Welt mit einem Lachen in die Knie zu zwingen. Inspiriert von den berühmten »Three Stooges«, die in den 1940er Jahren in Amerika ähnlich beliebt waren wie «Laurel and Hardy«, ist bester Slapstick garantiert.

 

Zwei Tage später, am 16. Juni, ist die Compagnie Magnus Casalibus mit »Romeo et Jules yet« zu sehen. Für emotionale Wirrungen der besonderen Art ist gesorgt, da das Pariser Ensemble, ganz entsprechend der elisabethanischen Bühnentradition, nur mit Männern agiert.

Anderes wird demgegenüber aus dem zeitgenössischen Blickwinkel betrachtet: Am 26. Juni ist der »Hamlet« des Regisseurs Radoslaw Rychcik zu sehen, der 2011 als beste polnische Shakespeare‑ Inszenierung ausgezeichnet wurde. Aus dem Nachbarland Litauen ‑ das erstmals beim Neusser Shakespeare Festival vertreten ist ‑ kommt am 2. Juli die Sturm-Adaption »Miranda« des Theatermachers Oskaras Koršunovas, den Fachleute in verschiedenen nationalen und europäischen Gremien für seine innovativen Projekte mit renommierten Preisen ausgezeichnet haben.

 

Jerzy Limon, Direktor des polnischen Theaters Gedanense

 

Ebenfalls empfehlenswert ist der (englischsprachige) Vortrag von Jerzy Limon, dem Direktor des polnischen Theatrum Gedanense, der sich am 26. Juni mit alten und neuen Aufführungspraktiken auseinandersetzt. »Around the stage in 80 minutes« lautet das Motto seiner Betrachtungen, zu denen er als praktische Exempel nicht nur das litauische Zweipersonenstück »Miranda«, sondern auch das Finale des diesjährigen Shakespeare Festivals heranzieht. »Othello ‑ the Remix« vom Chicago Shakespeare Theater beschließt am 6. und 7. Juli mit einer HipHop‑Aktion der Q‑Brothers ein Festspiel, das nach bester Tradition die schier unbegrenzte Inspirationskraft eines Dichters reflektiert, dessen Schaffen um die Welt gegangen ist.

hoo / ruwoi

 

Das 22. Shakespeare- Festival läuft bis zum 07. Juli 2012.

Globe Theater
Rennbahn
Stresemannallee
41460 Neuss

Weitere Informationenhier oder am Info- und Kartentelefon mit der Rufnummer: 01805 065 065

 

 

©Fotos Shakespeare Festival / Künstler

 

 

 

 

 

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