rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 10/2022

Archiv 2022

EXPRESSIONISMUS
Von Euphorie bis Ernüchterung


Es sind nicht nur die farbintensiven, ausdrucksstarken Gemälde der Kunstrichtung, die immer wieder faszinieren. Der Expressionismus war auch die Hoffnung einer ganzen Generation auf Erneuerung.  Das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen zeigt ausgewählte Werke zum „Aufbruch in die Moderne“ aus der Sammlung Peltzer.

 

Heinrich Nauen Blumenvase auf rundem Tisch, 1919, Aufbruch in die Moderne – Werke des Expressionismus aus der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung. Foto © Lindenau-Museum Altenburg, Johannes Schaefer. Bildquelle © SLM Aachen 2022

 

Ernst Ludwig Kirchner Stillleben, Bild-Rückseite, 1921, Aufbruch in die Moderne – Werke des Expressionismus aus der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung. Foto © Lindenau-Museum Altenburg, Johannes Schaefer. Bildquelle © SLM Aachen 2022

 

Ernst Ludwig Kirchner Schlangenmensch,1921, Aufbruch in die Moderne – Werke des Expressionismus aus der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung. Foto © Lindenau-Museum Altenburg, Johannes Schaefer. Bildquelle © SLM Aachen 2022

 

Etwas mehr als ein Vierteljahrhundert dauerte die gesellschaftliche und künstlerische Umbruchphase, in der die Expressionisten sich radikal vom Impressionismus und Naturalismus abgrenzten.

     Das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen zeigt in einer Kooperation mit der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung anhand von 18 bedeutende Werken des Expressionismus und der Folgezeit diesen Kampf um den „Aufbruch in die Moderne“, so der Titel der Ausstellung.


Das Haus präsentiert mit Gemälden unter anderen von Ernst Ludwig Kirchner, Marianne von Werefkin, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller sowie Arbeiten von Wilhelm Morgner und Max Pechstein auf Papier, einige der Schlüsselfiguren der Klassischen Moderne.

     Ihre expressive und erfrischend unangepasste Darstellungsweise, so heben die Kuratoren hervor, verleihe den Werken Aktualität bis auf den heutigen Tag.

 

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Künstler von „Brücke“ und „Blauem Reiter“ eine eigene farbige Wirklichkeit schufen. Die in Aachen zu sehenden Bildthemen erstrecken sich von der bedrohlichen Großstadterfahrung eines Frans Masereel über die stimmungsgeladene, düstere Seelenlandschaft Marianne von Werefkins bis zu den farbsatten und atmosphärischen Blumenstillleben von Heinrich Nauen und Charles Manguin.
     Wie befreit wirken dagegen die unbeschwert in der Natur gezeigten Akte von Erich Heckel und Otto Mueller. Ihre Badenden verkörpern das Ideal eines neuen Arkadiens und sind Ausdruck einer neuen Lebensform.

     

Eine Hommage, so betont das Suermondt-Ludwig-Museum, sei die vergnügliche Scheinwelt des Zirkus, die Kirchners „Schlangenmensch“ aufgreift, dessen Bild-Rückseite mit einem leuchtenden Stillleben überrascht. Übrigens ein Phänomen, das sich auch bei zwei weiteren doppelseitig bemalten Bildträgern in der Ausstellung findet.
      Werke von Karl Schmidt-Rottluff, Wilhelm Morgner und Adolf Hölzel ergänzen die Schau mit reduzierten, in die Fläche geführten Kompositionen, deren klare Farben und starke Konturierung an Eigenschaften der Glasbildkunst und des Holzschnittes erinnern.

 

Rudolf Levy Procida, 1939, Aufbruch in die Moderne – Werke des Expressionismus aus der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung. Foto © Lindenau-Museum Altenburg, Johannes Schaefer. Bildquelle © SLM Aachen 2022

 

Die Werkauswahl über die revolutionäre Kernzeit des Expressionismus hinaus erweiternd, lenkt das Museum die Aufmerksamkeit zu Recht auch auf die Werke von Werner Peiner und Rudolf Levy. So nah sie sich motivisch mit ihren gemalten Häusern auf Capri und Procida stehen, könnten ihre Biografien keinen größeren Gegensatz bilden.

     Denn Werner Peiner, ab 1933 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, fand Aufnahme in Adolf Hitlers Liste der sogenannten „Gottbegnadeten“, einer Liste deutscher Künstler, die ab 1944 unter besonderem Schutz der Nationalsozialisten arbeiten konnten. Dies wird hauptsächlich auf sein Gemälde "Deutsche Erde" zurückgeführt. Ein Werk im Sinne der NS-Blut-und-Boden-Ideologie. Rudolf Levy hingegen wurde als jüdischer Künstler geächtet. Zwar emigrierte der Expressionist nach Italien, wurde aber 1944 enttarnt. Levy starb vermutlich während des Transports in das KZ-Auschwitz.
rART/bra


Der aus einer Stolberger Kupfermeister-Familie stammende Industrielle Felix Peltzer (1896–1983) begann als Schüler Kunstpostkarten zu sammeln und erwarb als Student eine Arbeit von Christian Rohlfs als erstes Gemälde. Nach 1945 baute er seine Sammlung aus und bestückte das Wohnhaus in Stolberg mit Hauptwerken der Klassischen Moderne. Mit seinem Spürsinn für Kunst trug er einen beeindruckenden Bestand zeitgenössischer Künstler zusammen. Die Sammlung wurde nach dem Tod seiner Frau in eine Stiftung überführt.

 

► Da die Sammlung Peltzer zukünftig als Dauerleihgabe im Lindenau-Museum Altenburg gezeigt wird, besteht jetzt, wie das Suermondt-Ludwig-Museum Museum betont, vorerst die letzte Chance, eine fokussierte Auswahl der Sammlung in Aachen zu sehen.


Die Ausstellung Aufbruch in die Moderne Werke des Expressionismus Sammlung Felix und Herlinde Peltzer-Stiftung endet am 20. November 2022
Suermondt-Ludwig-Museum
Wilhelmstr. 18
52070 Aachen
Tel. 0241 / 4798040
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 17 Uhr

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr