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rheinische ART 03/2022

Archiv 2022

POPPY FLOWERS
Krieg und Frieden


Sie ist in vielen englischsprachigen Ländern das Gedenksymbol für gefallene Soldaten schlechthin: die Mohnblume.

 

Installation auf dem Vorplatz des Solinger Kunstmuseums mit blutroten Mohnblumen aus Kunstseide. Foto © rheinische ART 2022

 

Genau genommen handelt es sich um die kleine, rote Klatschmohn-Blüte, englisch Poppy. Stets im Herbst, ab dem 11. November, wird eine künstliche, auffällige Ansteckblume als Mahnung vor dem Krieg von Millionen Menschen im ehemaligen britischen Commonwealth am linken Revers von Jacken getragen – eine Mohnblume als Mahnblume!

 

Papiermohn der Royal British Legion. Ansteckblume zur Erinnerung an Kriegstote des British Empire im Ersten Weltkrieg. Mohnblumen werden seit Jahrzehnten aber auch für die Gefallenen jedes Konfliktes getragen. Bild © Wikipedia Commons / Philipp Stevens, gemeinfrei

 

Es ist ein geschichtsträchtiges Datum, das sich dahinter verbirgt. Denn am 11. November 1918 kapitulierte das deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg und zwei Jahre später erklärte die Regierung in London diesen Tag zum nationalen Gedenktag, dem Remembrance Day, der dem deutschen Volkstrauertag vergleichbar ist.
     Sichtbares Zeichen des Gedenktages sind im gesamten Ex-British Empire die roten Mohnblüten (Red Poppies), die an die Kriegstoten zwischen 1914 und 1918 – diesem ersten verheerenden Weltenbrand – erinnern sollen.

     Das markante Pflanzenbild ist aber längst zu einem Gedenkzeichen auch aller anderen Kriege geworden, die nach dem Waffenstillstandsvertrag von Compiègne 1918 stattfanden und noch stattfinden.


Warum es gerade die Mohnblüte war, die Erinnerungen wachhält? Nachdem auf den Schlachtfeldern in Nordfrankreich und Belgien die ersten britischen Gefallenen in provisorischen Grabhügeln beigesetzt worden waren, begannen auf den Grabstätten die Klatschmohn-Gewächse zu blühen.

     Ein kanadischer Sanitätsoffizier namens John McCrae verfasste 1915 im Gedenken an einen getöteten Kameraden das berühmt gewordene Gedicht „Auf Flanderns Feldern“ (In Flanders Fields). Darin beschrieb er die blühenden Mohnfelder zwischen den Grabkreuzen, die ihn an die vom Blut der Soldaten getränkten Kampfgebiete erinnerten.

 

Buchcover Walter Kuhn Dokumentation zu Never Forget Never Again, die spektakuläre Kunstaktion auf dem Münchner Königsplatz. Die Erinnerungsaktion wurde von der Abendzeitung München als „ein seltener Moment künstlerischer Erhabenheit im öffentlichen Raum“ gewertet. Foto © Allitera Verlag

 

Derzeit fordert in Solingen auf dem Vorplatz des Kunstmuseums eine Installation mit großen künstlichen Mohnblumen, geschaffen vom Münchner Aktionskünstler Walter Kuhn, den Opfern aller Kriege zu gedenken.

     Gleichzeitig ruft die Aktion dazu auf, Gewalt und Krieg weltweit energisch entgegenzutreten.

     In der Solinger Installation stehen die Mohnblumen als „Mahnblumen für Vergangenes, aber auch als Sinnbild für eine menschenwürdige Zukunft“, wie der Aktionskünstler erklärt. Das Motto lautet: „Aus Vergangenheit lernen, Zukunft bedenken.“

 

Walter Kuhn (*1946) tritt nicht zum ersten Mal mit seiner Kunstaktion in Erscheinung. Im November 2018 zeigte er auf dem Münchner Königsplatz über 3000 hüfthohe Mohnblumen und verwandelte den geschichtsträchtigen Ort zu einer raumgreifenden Installation mit Symbolkraft: „Never Forget, Never Again“ lautete seinerzeit das Motto (siehe Literaturhinweis).

     Es forderte auf zum Gedenken an die Opfer aller Kriege und verstand sich als Aufforderung an alle Mächte der Welt, „abzurüsten, die Waffen niederzulegen und an einer friedlichen Lösung von Konflikten zu arbeiten“, namentlich jene in Syrien, Afghanistan und dem Jemen.

     Inzwischen tragen zahlreiche Nachfolgeprojekte die Friedensbotschaft vom Münchner Königsplatz rund um die Welt. Die Solinger Aktion steht in dieser Tradition und dürfte Angesicht des Krieges in der Ukraine aktuell zu den bemerkenswertesten Friedensplädoyers im Rheinland gehören.
rART/bra


Die Aktion in Solingen ist bis zum 29. Mai 2022 zu sehen.
Kunstmuseum Solingen
Vorplatz
Wuppertaler Str. 160
42653 Solingen

 

Literaturhinweis
Walter Kuhn Never Forget Never Again. Dokumentation der dreiwöchigen Kunst- und Friedensinstallation auf dem Münchner Königsplatz im November 2018. 180 Seiten mit 150 durchgehend vierfarbigen Fotografien, deutsch/englisch. Allitera Verlag 2019 ISBN 978-3-96233-183-2

 

 

 

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