rheinische ART
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rheinische ART 10/2012

 

ARCHIV 2012
Carl Schuch im Wiener Belvedere

 

Suche nach der idealen Landschaft

 

Carl Schuch, Waldlichtung bei Purkersdorf, 1872, Öl auf Leinwand, 83 x 102 cm,
Belvedere, Wien (Dauerleihgabe des © Museums der Bildenden Künste, Leipzig)

 

Es war eine eigenartige Maler-Karriere. Zu Lebzeiten gab es nicht eine Ausstellung mit seinen Werken und nur eines seiner Gemälde wurde veräußert. Finanziell unabhängig durch ein Vermögen, das ihm sein Vater - ein Gastronom - hinterlassen hatte, drängte es ihn nicht auf den Kunstmarkt. Fast ruhelos suchte er dagegen in ganz Europa nach der idealen Landschaft, deren Abbildung auf der Leinwand er als sein höchstes Ziel ansah. Lange in Vergessenheit geraten, wird Carl Schuch heute als großer Maler des späten 19. Jahrhunderts und als begnadeter Kolorist gefeiert.

 

DER WIENER Carl Eduard Schuch (1846-1903) gehört zu den bedeutendsten österreichischen Malern des Realismus. Obwohl von seinen Künstlerkollegen hoch geschätzt, wurden seine Gemälde der Öffentlichkeit erst nach seinem Tod bekannt. Stillleben waren zunächst seine Spezialität, später großartige Landschaften mit Szenerien aus den wildromantischen Jurabergen des französisch-schweizerischen Grenzgebietes. Kunstkenner stellen sein Œuvre, das in keiner Weise den zeitgenössischen Trends und Moden unterlag, auf eine Stufe mit den Werken Edouard Manets oder Paul Cézannes. Ein eigenständiger Maler in der Zeit der aufkommenden Wiener Moderne, akribisch beobachtend, penibel und perfektionistisch arbeitend, ein weltgewandter, gebildeter und lebenslustiger Kosmopolit, der oft an sich selbst zweifelte und mit dem Erreichten selten zufrieden war. Seine Heimatstadt Wien ehrt Schuch nun mit einer großen Schau.

 

Farbakkorde

 

Carl Schuch – Ein europäischer Maler, so ihr Titel, zeigt mit Stillleben Frühwerke des Künstlers sowie die späteren Hauptwerke „Im Tal des Doubs“ oder „Waldinneres beim Saut du Doubs“, die er in den 1880er Jahren in dem schluchtenartigen Flusstal und an dem bekannten Wasserfall malte.

 

Carl Schuch, Im Tal des Doubs, um 1890, Öl auf Leinwand, 62 x 83 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, © Neue Pinakothek, München


Mit mehr als 100 Werken Schuchs sowie berühmter Vorbilder und Zeitgenossen wie den Franzosen Cézanne, Daubigny oder Delacroix und seiner Malerfreunde aus dem „Leibl-Kreis“ - Wilhelm Leibl und Wilhelm Trübner - veranschaulicht die Ausstellung im Unteren Belvedere „ …die Suche des Künstlers nach einer eigenen Bildsprache“.
    Erkennbar werden Schuchs Experimentierphasen, sein unablässiges Streben nach neuen Farbkompositionen, mit denen er die Schönheit der Natur zu erfassen suchte. Er verstand die Bildfläche zweidimensional und verlieh ihr durch immer prächtigere Farbakkorde einen eigenen Rhythmus, eine „rein aus der Farbe gewonnene Beweglichkeit und Lebendigkeit“, wie das ausstellende Haus hervorhebt.

 

In den Kunstzentren Europas zu Hause

 

Den Maler als europäischen Künstler zu charakterisieren, trifft zu. Er hielt sich gut ein Vierteljahrhundert ständig zu Studienzwecken in fast allen damaligen Kunstzentren des Kontinents auf. Die Sommer verbrachte er mit Malerei und Motivsuche in ländlichen Regionen Frankreichs und der Schweiz, in den Voralpen, aber auch im havelländischen Örtchen Ferch südwestlich von Berlin. Wien, Brüssel, Venedig, Neapel, Rom, Paris, München, die Sommerfrische Hintersee bei Berchtesgaden oder Amsterdam waren wiederholt Aufenthaltsorte. Schuch unterhielt in den Städten eigene Arbeitsräume oder bezog gemeinsame Ateliers mit Kollegen.

 

Carl Schuch, Äpfel auf Weiß mit Wasserkaraffe und Blechdose, um 1885/86
Ol auf Leinwand, 65,5 x 81 cm
© Museum Kunstpalast, Dusseldorf

 

   Ein Ende fand das Wanderleben Carl Schuchs um 1893 infolge einer schweren Erkrankung, die ihn zu einer Reihe von Kuraufenthalten zwang. Ein Jahr später übersiedelte Carl Schuch von Paris nach Wien und heiratete dort die Französin Louise Lami. Gut vier Jahre später wurde er erstmals in die Wiener „Privat-Heilanstalt für Gemüthskranke“ eingeliefert. Ab 1898 blieb Carl Schuch ständig in der Anstalt und starb dort 1903 kurz vor seinem 58. Geburtstag. Auf der deutschen Jahrhundertausstellung in Berlin 1906 wurden sechs seiner Werke gezeigt. Erste Ankäufe aus dem Nachlass des Künstlers sind für 1904 registriert; einer der Aufkäufer war der Kunstpädagoge und Kunsthistoriker Alfred Lichtwark (1852-1914) für die Hamburger Kunsthalle.

 

Der Gründer der 1870 in München gebildeten Künstlergruppe „Leibl-Kreis“ war der Kölner Wilhelm Maria Hubertus Leibl (1844-1900), Sohn des Domkapellmeisters Karl Leibl. Der Gruppe, die drei Jahre existierte, gehörten etwa vierzehn Maler des Realismus an, neben Trübner und Schuch Künstler wie Hans Thoma, Theodor Alt, Louis Eysen und Johann Sperl. Mit ihrer Stilauffassung einer „Reinen Malerei“ und der realistischen Freilichtmalerei stellten sich die Malerfreunde gegen den akademischen Realismus mit imposanten Historienbildern. Die Gruppe verband Elemente der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts mit der zeitgenössischen französischen; der Realist Gustave Courbet war ihr wesentlicher Inspirator.

K2M

 

Die Ausstellung "Carl Schuch. Ein europäischer Maler" ist bis zum 14. Oktober 2012 zu sehen.

Orangerie
Unteres Belvedere

Rennweg 6
A – 1030 Wien
Tel. +43 1 795 57-0

Öffnungszeiten:
Täglich 10 – 18 Uhr
MI 10 – 21 Uhr

 

 

 

 

 

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