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rheinische ART 07/2018

Archiv 2018

KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Neuanfang zwischen Trümmern

 

Die Sammlung HAUS SCHLESIEN birgt zahlreiche Werke schlesischer Künstler des 20. Jahrhunderts. Derzeit werden sie in einer Auswahl in zwei parallelen Ausstellungen gezeigt.

 

Markus von Gosen Balzende Fregatt Vögel Linoldruck 1990 Foto © Sammlung HAUS SCHLESIEN 2018

 

Die erste Exposition mit dem Titel „Neuanfang in Form und Farbe“ widmet sich dem Schicksal von sechs schlesischen Malern und Bildhauern, denen allen eines gemeinsam war: Ihr künstlerischer Neubeginn fand unter extrem schwierigen Bedingungen statt.

 

Wolf Röhricht Kit Röhrig, Öl auf Leinwand, o.J. Foto © Sammlung HAUS SCHLESIEN 2018. Exponat in der Ausstellung „Blickwechsel“ im Eichendorffsaal des HAUS SCHLESIEN

 

In unterschiedlicher Form stellte für sie alle der Umbruch nach dem Kriegsende 1945 einen teils tiefgreifenden Einschnitt in ihr Leben und Schaffen dar. Das Nachkriegsdeutschland war in weiten Teilen eine apokalyptische Trümmerwüste, Wohnungs- und Versorgungsnot soweit man blicken konnte.


Für einige
der schlesischen Künstler hatte die Vertreibung oder die Flucht aus ihrer Heimat den Verlust großer Teile ihres Werks zur Folge.

     So für Wolf Röhricht, dessen bei Liegnitz ausgelagertes Frühwerk verloren ging. Röhricht (1886-1953), Doktor der Jurisprudenz und spätberufener Maler, war bekannt für seine herausragenden Aquarelle und Landschaftsbilder. Ab 1938 galt seine Kunst als „entartet“ und wurde aus Museen entfernt (mehr). 18 seiner Porträts zeigt das Haus Schlesien separat in der zweiten Schau unter der Überschrift „Blickwechsel“.

 

Wolf Röhricht Selbstporträt, Öl auf Leinwand, 1913, Foto © Sammlung HAUS SCHLESIEN 2018. Exponat in der Ausstellung „Blickwechsel“ im Eichendorffsaal des HAUS SCHLESIEN.


Ein ähnliches Schicksal erlitt der Bildhauer Kurt Kupke (1904-1991), dessen künstlerisches Werk, vor allem Plastiken, aus der Zeit vor 1945 zum größten Teil vernichtet wurden und nur durch Fotografien dokumentiert sind. In seiner neuen Wirkungsstätte im Ruhrgebiet schuf er nach mageren Jahren und wenigen Aufträgen ein Mahnmal für die NS-Opfer, das bis heute im Rathaus von Schwerte zu sehen ist.

 

Wolfgang von Websky Porträt des Bildhauers Robert Bednorz Öl auf Leinwand, um 1955, Foto © Sammlung HAUS SCHLESIEN 2018

  

Herbert Volwahsen Kniender, Bronze, 1947, Foto © Sammlung HAUS SCHLESIEN 2018

 

Für die meisten der schlesischen Künstler, die in der Ausstellung „Neuanfang in Form und Farbe“ zu sehen sind, bedeutete neben dem Verlust ihres Besitzes und der Heimat, in die eine Rückkehr nicht mehr möglich war, dies auch den Verlust des Wohn- und

 Arbeitsortes.

     Sie standen – wie Millionen andere Menschen aus den östlichen Provinzen Deutschlands – vor der Herausforderung, sich ein neues, ein „zweites Leben“ im Westen aufzubauen.

     Im Fall des Porträtisten Wolfgang von Websky (1895-1992) kam, wie auch im Falle Kurt Kupke, beides zusammen: Der beinahe vollständige Verlust des Werks vor 1945 und der schwierige Neuanfang in Süddeutschland nach fünfjähriger Kriegsgefangenschaft. Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen war es vor allem die zuerst ausbleibende gesellschaftliche Akzeptanz, die in der Anfangszeit zu Enttäuschung und Frustration führte.

     Die teilweise Einbuße der Lebensgrundlage, sowohl der gesellschaftlichen als auch der des eigenen Werks, der oftmals schwierige Neuanfang im Westen, das mühevolle Ringen um Anerkennung und Renommee des künstlerischen Schaffens – Biografien wie die der ausgestellten Künstler prägten eine ganze Generation von Kreativen. Einige der gezeigten Werke geben einen Eindruck davon.

 

Neben Arbeiten von Wolf Röhricht, Wolfgang von Websky und Kurt Kupke präsentiert das Haus Schlesien Werke des Bildhauers Herbert Volwahsen (1906-1988), der 1953 mit 47 Jahren aus der DDR nach Westdeutschland flüchtete, des Breslauer Malers und Lithografen Markus von Gosen (1913-2004) und des oberschlesischen Bildhauers und Hochschullehrers Robert Bednorz (1882-1973).
cpw


Die Ausstellung „Neuanfang in Form und Farbe - Sechs Künstler des 20. Jahrhunderts und ihre Geschichte“ wird bis zum 21. Oktober 2018 gezeigt.
Die Ausstellung „Blickwechsel“ mit 18 Porträts des Malers Wolf Röhricht wird im Eichendorffsaal präsentiert und endet am 28. Oktober 2018


Haus Schlesien
Deutsches Kultur- und Bildungszentrum e.V.

Dollendorfer Str. 142
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
Tel. 02244 / 886-0
Öffnungszeiten:
DI - FR 10 - 12 Uhr und 13 - 17 Uhr
SA + SO 11 – 18 Uhr

 

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