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rheinische ART 11/2018

Archiv 2018

SALVATOR MUNDI
Lost in transaction

 

Ist es möglich, dass ein Kunstwerk im Werte von fast einer halben Milliarde US-Dollar aus der Öffentlichkeit verschwindet, so einfach ohne Spuren? Auf jeden Fall ist derzeit nicht bekannt, wo sich das teuerste Gemälde der Welt befindet.

 

Der Louvre Abu Dhabi vom französischen Baumeister Jean Nouvel. Eine äußerlich fast schlichte wie auch spektakuläre Architektur. In 30 Metern Höhe wird das Kunsthaus von einer riesigen Kuppel überspannt, die der Anlage einen stadtähnlichen Charakter verleiht. Foto © Department of Culture and Tourism (DCT) Abu Dhabi 2018, Mohamed Somji

 

Es geht um das Christusbild „Salvator Mundi“ – der Welterlöser –, das dem italienischen Renaissance-Meister Leonardo da Vinci zugeschrieben wird.

     Das Gemälde wurde vor einem Jahr bei Christie´s in New York versteigert. Und diese Auktionswoche ging in die Geschichte des Kunsthandels ein. Den Zuschlag in der Aufsehen erregenden Bieter-Schlacht um den Salvator Mundi erhielt ein Ölmagnat – zu dem sagenhaften Preis von umgerechnet rund 390 Millionen Euro. Dies ist der höchste jemals für ein Kunstwerk gezahlte Geldbetrag.

 

Salvator Mundi Foto © Department of Culture and Tourism (DCT) Abu Dhabi 2018

 

Der Käufer des 500 Jahre alten Gemäldes war offenbar Prinz Bader bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan al-Saud aus dem Emirat Abu Dhabi, der im Auftrag des neuen Museums Louvre Abu Dhabi (mehr) gehandelt haben soll. Dort, so hieß es seinerzeit, werde das Meisterwerk eine endgültige neue Heimat finden und ab dem 18. September 2018 ausgestellt werden.

     Bekannt ist, dass das Werk in das Emirat versandt werden sollte, dort offenbar nie ankam. Die Enthüllung des Rekordpreis-Bildes wurde ohne Nennung von Gründen vom Department of Culture and Tourism (DCT) Abu Dhabi abgesagt und zunächst auf den 11. November verschoben. Doch auch zu dem Termin war von der neuen Hauptattraktion im Louvre Abu Dhabi nichts zu sehen. Seither ist der „Erlöser der Welt“ quasi „verschollen“, wie überhaupt viel Schweigen um das Kunstwerk herrscht.

 

Innenansicht des Louvre Abu Dhabi Foto © Department of Culture and Tourism (DCT) Abu Dhabi 2018, Mohamed Somji

 

Nun steht die Frage im Raum: Wo ist Leonardos Jesusbild eigentlich jetzt? Was ist mit ihm passiert? Interessanterweise wird in Kunsthistorikerkreisen durchaus an der Authentizität des Werkes gezweifelt. Schließlich sei das Bild zum einen mit einer äußerst lückenhaften Provenienz ausgestattet. Zum anderen sei es vor der Restaurierung so stark beschädigt gewesen, dass eine eindeutige Zuschreibung kaum vorgenommen werden könne, wie es unter anderem in der Süddeutschen Zeitung heißt.

     Es bleibt alles sehr mysteriös! Eine Restauratorin des Salvator Mundi vermutet das Gemälde aktuell in der Schweiz in einem der dortigen Freeports. Derartige Zollfreilager, wie sie auch in Luxemburg (mehr) oder Singapur existieren, sind bevorzugte Dauerruhestätten für extrem hochwertige Güter. Vermutet wird auch, dass der Welterlöser erst wieder 2019 auftaucht. Und zwar dann in Paris im Louvre, wo für den Herbst eine große Leonardo-da-Vinci-Ausstellung zum 500. Todesjahres des Künstlers geplant ist. Das würde ohne Zweifel passen. Denn der Salvator Mundi sei, wie es in Fachkreisen heißt, das kongeniale Gegenstück zur Mona Lisa, also eine Art männliche Variante der berühmten Dame. Dennoch: Zahlreiche Kunstexperten vertreten die Auffassung, dass der Salvator Mundi so schnell nicht mehr an die Öffentlichkeit kommt. Handelt es sich doch um einen Privatkauf, den manche gerne in einem sicheren Tresorraum zwecks Spekulation gelagert wissen wollen.
K2M


Der Salvator Mundi ist eines von weniger als 20 bekannten erhaltenen Gemälden Da Vincis. Es stammt aus der Zeit um 1500 und ist in Öl auf Wallnussholz gefertigt. Es zeigt als Halbfigur Christi als Retter der Welt, der dem Betrachter zugewandt und in fließende Gewänder in Lapisblau und Purpur gekleidet ist. Die Figur hält eine Kristallkugel in seiner linken Hand, während er segnend seine rechte Hand erhebt. Es wird angenommen, dass diese Ikone aus derselben Zeit stammt wie Leonardo da Vincis Werke La Belle Ferronnière und Mona Lisa.

 

► Über immer mehr Werke berühmter Altmeister auf dem Kunstmarkt: „Millionen für eine Ruine“ von Sybille Ebert-Schifferer, in: Süddeutsche Zeitung N. 265 vom 17./18. November 2018 S. 6

 

 

 

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