rheinische ART
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rheinische ART 03/2012

 

ARCHIV 2012

Altamerikanische Kunst in Köln

 

Das göttliche Herz der Dinge

 

Fast zwei Meter hoch: Skulptur des Ehecatl, Fundort unbekannt, vermutlich Zentralmexiko, Mexiko; aztekisch, späte Postklassik, 1480-1519, Andesit; H 195 cm, Foto: Wolfgang F. Meier

 

 

Kunst aus Mittel- und Südamerika übt stets einen eigenen Reiz aus. Dem erlag schon vor mehr als einem halben Jahrhundert das Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig. Rund 200 Objekte ihrer berühmten und mit Leidenschaft in zwei Jahrzehnten zusammengetragenen Altamerika-Kollektion repräsentieren eine Zeitspanne von über 2700 Jahren.

 

ES SIND seltene oder gar einzigartige Stücke, die die Schau „Das göttliche Herz der Dinge“ zeigt, darunter solche der vorspanischen Maya- und Inka-Kultur. Herausragend ist zweifellos die annähernd zwei Meter hohe imposante Skulptur des aztekischen Windgottes Ehecatl, auf die der Besucher gleich im Eingangsbereich stößt. Die vermutlich aus Zentralmexiko stammende Gottheit war, laut Mythos, an der Erschaffung der Gestirne beteiligt und für die Ankunft regenbringender Götter verantwortlich.

   Die ältesten Ausstellungsobjekte stammen aus der Zeit um 1.200 vor Christus. Zu ihnen gehören der monumentale olmekische Wasserspeier in Krokodilform und eine feine Schwarzkeramik mit Jaguarmotiv aus Nordperu, sowie große Stelen mit übernatürlichen Wesen und Motiven vergöttlichter Herrscher.

 

Grabbeigaben

 

Ein großer Teil der gezeigten Kunstwerke entstammt nach Angaben der Kuratorin Anne Slenczka einem rituellen Kontext, galt als „beseelt“ und wurde vielfach den Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Die Ausstellung verdeutlicht, welche Bedeutung diese Ritualobjekte ursprünglich einmal hatten, greift neue Forschungsfragen auf und zeigt daneben auch, wie aktuell präkolumbische Werke für viele Menschen in Lateinamerika und auch in Europa bis heute sind. Als prominentes Beispiel verweist das Museum hier auf die angebliche Prophezeiung des Weltuntergangs für Ende 2012, der im berühmten präkolumbischen Mayakalender genannt und seit Jahrzehnten immer wieder für Untergangsszenarien bemüht wird.

 

Nasenzierrat aus Peru; Frühe Zwischenperiode, Vicús-Stil, 200 v. Chr. - 400 n. Chr, Gold-Silber-Kupfer-Legierung; B 11,9 cm, Foto: Marion Mennicken

 

Gefäß mit erotischer Szene (Detail),Vermutlich oberes Santa-Tal, Peru; Frühe Zwischenperiode, Recuay-Stil, 300-600 n. Chr., Kaolin; H 21 cm, Foto: Wolfgang F. Meier, 

Übernatürliches

 

Interessant ist, dass das Rautenstrauch-Joest-Museum anhand von 15 Themen die Funktion einzelner Objekte und Objektgruppen für die Kommunikation zwischen Menschen und dem Übernatürlichen, also dem Göttlichen, in den Vordergrund stellt und mit einer besonderen Inszenierung in unterschiedlichen Sichtweisen erlebbar macht.
   Die größte Objektgruppe bildet mit 20 Exponaten die facettenreiche Kultur der Maya, deren Herrscher sich als Mittler zu den Göttern begriffen. Die Anordnung der Ausstellungsstücke erfolgt in zwei ineinander liegenden „Ovalen“ oder Ringen, die symbolisch für Mittel- und Südamerika stehen. Sie ermöglichen es dem Museumsgast, die mesoamerikanischen Exponate im inneren mit den südamerikanischen Werken des äußeren Rings in Beziehung zu setzen. Der Rundgang durch den südamerikanischen Parcours führt zu einem der schillerndsten Aspekte altamerikanischer Kunst: der erotischen Darstellung. Alt-Peru zählt zu den bedeutendsten Zentren dieser Kunstgattung. Ausgestellt sind naturgetreu ausgeführte rituelle Keramikgefäße mit erotischen Szenen und zahlreiche Goldobjekte – von winzigen filigranen Gesichtern bis hin zu 30 Zentimeter langen, hauchdünnen Goldfedern, die einst die Kronen hochrangiger Personen mit „göttlichem Glanz“ zierten.

 

Die Altamerika-Sammlung des Stifterehepaars Irene und Peter Ludwig ging Anfang der 1960er Jahre zunächst als Dauerleihgabe an das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum, 1983 als Schenkung an die Stadt Köln und damit als dauerhafte Museumssammlung an das Haus am Neumarkt.
K2M

 

Die Ausstellung „Das göttliche Herz der Dinge“ Altamerikanische Kunst aus der Sammlung Ludwig dauert bis zum 3. März 2013.
Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln
Tel. 0221 – 2213 1301
Öffnungszeiten
DI - SO 10 – 18Uhr
DO 10 bis 20 Uhr
jeden ersten DO im Monat bis 22 Uhr

 

 

©Fotos Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

 

 

 

 

 

 

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