rheinische ART
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rheinische ART 02/2024

ELFENBEIN
Erlesene Kirchenkunst


Es ist bekannt als „Weißes Gold“. Elfenbein ist für sakrale wie profane Zwecke stets begehrt gewesen.

 

Spiegelkapsel mit reitendem Liebespaar auf der Falkenjagd, Paris, um 1320–1330, Elfenbein, erworben 2019. Foto: Rheinisches Bildarchiv / Marion Mennicken. Bildquelle © Museum Schnütgen 2024

 

Das Kölner Museum Schnütgen zeigt derzeit herausragende Neuzugänge im Bereich gotischer Elfenbeinschnitzereien. Die Stücke wurden zur Blütezeit der Elfenbeinkunst um 1250 bis 1350 gefertigt und werden in einer kleinen Sonderschau in der Sammlungspräsentation vorgestellt.
     Das kostbare Rohmaterial aus den Stoßzähnen afrikanischer Elefanten gelangte im Mittelalter als Handelsware über das Rote Meer und Ägypten nach Europa. Hier war es zunächst Frankreich mit Paris als Zentrum, das prachtvolle Erzeugnisse hervorbrachte. Die Einflüsse der Pariser Werkstätten reichten bis nach Köln, wie es im ausstellenden Haus heißt.

 

Tod Mariens, Frankreich, Mitte 14. Jh., Rahmen 18./19. Jh., Elfenbein, Reste farbiger Fassung, Ebenholz, ehemals Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden, Schenkung 2023 aus süddeutschem Privatbesitz. Foto: Stephan Kube/SQB. Bildquelle © Museum Schnütgen 2024

 

Flügel eines Diptychons mit der Krönung Mariens, Köln, um 1350, Elfenbein, geringe Spuren farbiger Fassung. Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, erworben 2023 für das Museum Schnütgen. Foto: Stephan Kube/SQB. Bildquelle © Museum Schnütgen 2024

 

Beispielhaft für die enge künstlerische Verflechtung von Paris und Köln sind ein Relief mit der Darstellung des Marientods und zwei einzelne Flügel, die ursprünglich zu kleinen Reise- oder Hausaltärchen gehörten und der persönlichen Andacht dienten.

     Das Gegenstück eines der Täfelchen befindet sich im Musée du Louvre in Paris, das andere gilt als verloren.


Bekannt ist allgemein, dass Elfenbein früher neben den zahlreichen sakralen Objekten ferner für den profanen Gebrauch verwendet wurde.

     Dazu gehörten Kämme, Prunkhörner, Dolchgriffe oder Spiegelkapseln. Als überaus prächtige Beispiele erweitern zwei derartige Spiegelkapseln in Form von erlesenen Gebrauchsgegenständen den bislang religiös geprägten Sammlungsbestand des Kölner Museums. Die aufwendig mit Schnitzereien verzierten Vorderseiten zeigen Darstellungen aus dem Themenkreis der höfischen Liebe. Die Rückseiten umfassten einst Spiegelscheiben aus poliertem Metall, ähnlich wie bei Taschenspiegeln.

 

Entgegen der öffentlichen Auffassung, dass ein internationales Verbot des kommerziellen Handels mit Elfenbein besteht, gibt es aufgrund von rechtlichen Ausnahmen und Schlupflöchern weltweit nach wie vor einen erheblichen legalen Handel mit Elfenbein.

     Nicht jedoch in der EU. Die Vermarktung von Rohelfenbein in der EU und deren kommerzieller Handel in Form von Einfuhr und Wiederausfuhr ist untersagt. Für verarbeitetes Elfenbein etwa bei Antiquitäten mit großer kultureller, künstlerischer oder historischer Bedeutung, wie sie sich häufig in Museen befinden, gelten Sonderregelungen. Auch Musikinstrumente, die Elfenbein enthalten, sind unter bestimmten Bedingungen von Beschränkungen ausgenommen.

  

Elfenbein-Transport für die Imperial British East Africa Company, um 1897/1898 in Ostafrika. Fotografie gemeinfrei © Queens Empire Bd. 3, S.91: Cassell & Co. London

 

In Europa gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Elfenbein-Boom. Zu Luxusgütern weiterverarbeitet, fand das vorzugsweise aus Afrika stammende Material beim aufstrebenden bürgerlichen Publikum reißenden Absatz. Die Stoßzähne dienten zur Fertigung von Klaviertastaturen, Fächern, Besteckgriffen, Schirm- und Stockknäufen, Billardkugeln oder Gebissen.

     Der Konsum dieses Rohstoffes erhöhte sich in einigen Ländern innerhalb weniger Jahre um ein Vielfaches. Zwischen 1820 und 1840 soll sich der Elfenbeinimport allein im Vereinigten Königsreich verdoppelt haben, von 140 auf annähernd 280 Tonnen. Elfenbein wurde zur Handelsware Nummer Eins.
rART/K2M

 

Die Ausstellung „Neuerworbene Elfenbeinschnitzereien aus der Zeit der gotischen Kathedralen“ kann bis zum 7. Juli 2024 besucht werden.
Museum Schnütgen
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln
Tel 0221 / 22131355
Öffnungszeiten
DI, MI, FR, SA, SO 10 – 18 Uhr
DO 10 – 20 Uhr

 

 

 

 

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