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rheinische ART 02/2024

Archiv 2024

MARK ROTHKO

Farben und Depressionen

 

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass in Paris der US-amerikanische Maler Mark Rothko in einem umfassenden Rückblick gezeigt wurde. Jetzt wird er, der einer der Wegbereiter der Farbfeldmalerei war, dort wieder groß gefeiert.

 

Vue d'installation de l'exposition Mark Rothko, Galerie 9, Ebene 2, Saal Les Années 1960 © 1998 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko - Adagp, Paris, 2023. Bildquelle © Fondation Louis Vuitton 2024

  

Es soll, so die Ausstellungsmacher, die größte Retrospektive auf Mark Rothko (1903-1970) sein, die jemals zu sehen war. Vermutlich stimmt das. Es werden 116 Arbeiten von ihm aus allen seinen Schaffensphasen präsentiert sowie zwei „Kunst-Räume“.

 

Ansicht der futuristischen Fondation Louis Vuitton in Paris. Das Gebäude wurde von Stararchitekt Frank O. Gehry (mehr) entworfen und im Herbst 2014 eingeweiht. Bildquelle © Fondation Louis Vuitton 2024

 

Das alles in der Pariser Fondation Louis Vuitton, im Gebäude des Architekten Gehry (mehr), auf vier Etagen und in zehn Räumen, bei teils gedämpfter Beleuchtung und angereichert – oder anderes gesagt im „Dialog“ – mit einigen Skulpturen von Alberto Giacometti (mehr).

     Abgesehen davon ist es ohne Zweifel so, dass Rothko-Gemälde bereits seit zwei Jahrzehnten Kaufpreise in zweistelligen Millionenhöhen erzielen. Im November 2021 ging sein Ölgemälde „No.7“ aus dem Jahre 1951 für rund 82 Millionen US-Dollar in einer Auktion an einen Bieter, es war das zweitteuerste Werk des abstrakten Expressionisten, das auf dem freien Markt verkauft wurde.

     Der Mann ist mit seiner monumentalen, ungegenständlichen Malerei, bei der allein die Farben sprechen, also längst einer der Stars auf dem internationalen Kunst- und Ausstellungsmarkt und einer der Größten seiner Expressionisten-Generation.

 

Blick auf die Installation der Ausstellung Mark Rothko, Galerie 5, Ebene 1, Saal Seagram Murals Paris. © 1998 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko – Adagp, Paris, 2023. Bildquelle © Fondation Louis Vuitton 2024

 

Die umfangreiche Schau bietet in der Tat einen exzellenten Rückblick auf diesen Künstler. Seine Arbeiten sind in chronologischer Folge in den Expo-Räumen platziert und stammen aus Privatkollektionen, aus der Familiensammlung Rothkos und von namhaften Kunsthäusern, darunter die National Gallery of Art in Washington DC, die Tate in London und die Phillips Collection in Washington DC.

     Den Auftakt bilden konsequenterweise Arbeiten aus den 1930er Jahren. Dabei handelt es sich unter anderem um eher unspektakuläre frühe figurative Gemälde, um intime Szenen und Stadtlandschaften – etwa Visionen der New Yorker U-Bahn. In den Folgejahren wandte sich Rothko antiken Mythen und dem Surrealismus zu, mit dem er – wie es in Paris heißt – „die tragische Dimension des Menschlichen zum Ausdruck bringt“ und damit auf die Zustände während des Zweiten Weltkrieges anspielt.

     Erst ab den 1950er Jahren entwickelte Rothko sich in Richtung seiner später als „klassisch“ bezeichneten Stilrichtung, in denen seine Malerei durch großzügige rechteckige Formen, die sich in einem binären oder ternären Rhythmus überlappend darstellen und häufig durch Schattierungen von Gelb, Rot, Ocker, Orange und Gelb, gekennzeichnet ist.

 

Mark Rothko in seinem Studio in der 53rd Street in NYC um 1953 © 2005 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko. Bildquelle © Fondation Louis Vuitton 2024

 

1958 erhielt er den Auftrag, Wandgemälde für das Restaurant Four Seasons anzufertigen. Das edle Gasthaus hatte der Post-Moderne-Architekt Philip Johnson für das Seagram Building in New York entworfen.

     Das Restaurant war seinerzeit eine der gastronomischen Top-Adressen in einem neuen Wolkenkratzer, den der deutsche Exilant Ludwig Mies van der Rohe (mehr) entworfen hatte und der im selben Jahr eingeweiht worden war.

     Alles sollte neu, modern und imposant sein: das Seagram-Hochhaus, die Rothko-Wanddekoration und die Speisekarte des Four Seasons, die den neuen Food-Type „New American Cuisine“ auf ihren Seiten auswies.

     Allerdings tanzte Rothko aus der Reihe. Denn er entschloss sich, die Gemälde nicht zu liefern, gab das Geld zurück und behielt die gesamte Serie für sich. Elf Jahre später, 1969, schenkte er neun dieser Wandgemälde – die sich durch ihre tiefroten Farbtöne unterscheiden – der Tate Gallery in London. Das Haus richtete ihm daraufhin einen eigenen Raum ein, den sognannten Rothko-Room. Diese Serie wird in der Pariser Fondation in Gänze präsentiert, wie die Kuratoren ausdrücklich vermerken. Und das ist schon bemerkenswert und kann als ein Höhepunkt der Ausstellung angesehen werden.

 

Vue d'installation de l'exposition Mark Rothko, Galerie 10, Ebene 2, Saal „Black and Grey, Giacometti“ © 1998 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko – Adagp, Paris, 2023 © Succession Alberto Giacometti / Adagp, Paris, 2023 © Fondation Louis Vuitton / Marc Domage. Bildquelle © Fondation Louis Vuitton 2024

 

Mark Rothko Innenraum der Rothko-Kapelle in Houston/ Texas. Foto © Alan Islas. Bildquelle  © Wikipedia CC BY-SA 4.0

 

Rothkos erster dauerhafte Schauraum war übrigens schon gut zehn Jahre zuvor von der Phillips Collection in Washington eingerichtet worden. Phillips war damit das erste amerikanische Museum, das den teils übergroßen Werken des Künstlers einen ständigen eigenen Raum widmete. Er wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler gestaltet und ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

     Eine erste Retrospektive für Mark Rothko, der gebürtig aus dem heutigen lettischen Ort Daugavpils, damals zum russischen Reiche gehörend, stammte und den Geburtsnamen Marcus Rothkowitz trug, organisierte 1961 das Museum of Modern Art in New York.

     In den 1960er Jahren nahm Rothko weitere Aufträge an. Herausragend darunter einen Wandzyklus (1967 beendet) für die achteckige Kapelle John und Dominique de Menil in Houston, die ein Jahr nach seinem Tode 1971 eingeweiht wurde und den Namen Rothko-Kapelle trägt.

     Der als manisch-depressiv geltende Maler nahm sich 1970 das Leben. Seine Depressionsphasen sollen sich nach Ansicht von Psychologen im Farbwechsel seiner Arbeiten widerspiegeln. Derartige Deutungen bewerten die Pariser Kuratoren mit Vorsicht. Selbst im Falle der Gemäldeserie Black and Grey, die Rothko 1969 und 1970 schuf, solle „eine vereinfachende Interpretation des Werks, die Grau und Schwarz mit Depressionen und Selbstmord in Verbindung“ brächten, „am besten vermieden werden“. 

rART/ RMW


 Heute wird Mark Rothko neben Ad Reinhardt und Barnett Newman zu den drei bedeutendsten US-Repräsentanten des Abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei gerechnet. Seine Zielrichtung in der Malerei beschrieb er einmal so: „Ich bin Maler geworden, weil ich die Malerei auf die Ebene der Eindringlichkeit von Musik und Poesie heben wollte.“
 

Die Ausstellung „Mark Rothko“ ist bis zum 2. April 2024 geöffnet.
Fondation Louis Vuitton
8, Avenue du Mahatma Gandhi
Bois de Boulogne,
75116 Paris
Tel + 33 1 40 69 96 00
Métro : Linie1, Station Les Sablons
Öffnungszeiten
Täglich 10-20 Uhr
Freitag 10-21 Uhr

 

Zitierquelle: Fondation Louis Vuitton

 

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