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rheinische ART 04/2024

FILM-GESCHICHTE
Evergreen „Der dritte Mann“


Es gibt Filme, die unvergessen bleiben und gefühlt ewig laufen. Vor 75 Jahren, im Herbst 1949, hatte Der dritte Mann unter der Regie von Carol Reed in London eine umjubelte Weltpremiere. Ein Nachkriegs-Thriller und ein Meisterwerk!

 

Joseph Cotten als Holly Martins vor dem Riesenrad im Prater. In der Filmszene steigen beide Männer in eine der Riesenrad-Gondel und Harry Lime will seinen Freund zur Zusammenarbeit überreden. Bildquelle © Filmarchiv Austria 2024

 

Es blieb nicht bei der grandiosen Uraufführung. Der ein Jahr zuvor im kriegszerstörten Wien gedrehte schwarz-weiße Streifen mit Schauspielstar Orson Welles in der Hauptrolle gewann noch im Premierejahr bei den Filmfestspielen in Cannes den Titel Bester Film.

     Es folgten ein Oscar für Beste Kamera und das British Film Institute erklärte Reeds Werk schlichthin zum „Besten britischen Film aller Zeiten“. Grundlage für das Drehbuch bildete der gleichnamige Roman von Graham Greene. Nicht nur der Film, sondern auch die Dreharbeiten glichen, wie es damals hieß, einer Sensation.

 

Blick in die Ausstellung im Dritte Mann Museum Wien. Bildquelle © Dritte Mann Museum Wien

 

Filmplakat The Third Man von 1949. Bildquelle © Burg Kino Wien

 

Bemerkenswert ist, das diesem Kultfilm in Wien, dem Ort der Handlung, ein Museum gewidmet ist. Es ist ein privat geführtes Schauhaus, das heute als eine zentrale Anlaufstelle für Fans klassischer Kinofilme gilt.

     In Wien selbst hat das Dritte Mann Museum den Nimbus eines „Türöffners“ zur jüngsten Stadtgeschichte. Es präsentiert auf über 400 Quadratmetern alles, was mit dem legendären Kinohit zu tun hat.

     Die rund 3000 Original-Exponate reichen von Drehbuchteilen mit Eintragungen des Schauspieler Trevor Howard über Briefe, Fotos, private Archivalien und Filmplakate bis zur Film-Zither des österreichischen Musikers, Komponisten und Gastwirts Anton Karas, dessen legendäre Heurige-Melodie zur Filmmusik wurde und ihn reich machte (Youtube Trailer unten).

 

Orson Welles als Harry Lime auf der Flucht. Bildquelle © Entertainment Pictures

 

Anton Karas der Zither-Virtuose, auf einer Postkarte 1951. Seine eingängige „Harry-Lime-Titelmelodie“ und andere Zither-Stücke von ihm standen 1950 wochenlang auf Platz Eins der US-Charts. Bildquelle © Wikipedia gemeinfrei

 

Zur Erinnerung: Der dritte Mann ist eine Art schonungsloses Zeitdokument, dass den täglichen Überlebenskampf der Stadtbevölkerung von Wien in den ersten Nachkriegsjahren zeigt.

     Holly Martins (gespielt von Joseph Cotten), ein Schriftsteller von zweitklassigen Romanen, kommt auf Anraten seines Freundes Harry Lime (Orson Welles) in das in vier Besatzungszonen geteilte Nachkriegswien. Martins, so ist geplant, könne für ihn arbeiten und Inspirationen für sein nächstes Buch erhalten.

     Kleine Machtkämpfe und Rangeleien der vier Siegermächte in der geteilten Stadt begleiten die Filmstory durchgängig und lassen langsam den heraufziehenden Kalten Krieg erahnen. Erst kurz in der Stadt, muss Martins vom Tode seines Freundes Lime erfahren – und von dessen angebliche Verwicklungen in dunkle Schwarzmarktgeschäfte rund um falsches Penicillin. Martins kommen die Verdächtigungen obskur vor und er beginnt, Nachforschungen anzustellen. Dabei stößt er auf Ungereimtheiten, auf zwielichtige Personen aus Limes Kreisen und auf die mysteriöse Anna Schmidt (Alida Valli), Harrys Geliebte.

 

Orson Welles als Harry Lime in den berühmten Szenen in der Wiener Kanalisation. Bildquelle © Filmarchiv Austria 2024

 

Lebt Harry Lime noch? Der britische Armee-Major Calloway (Trevor Howard) fungiert im gewissen Sinne als Stadtpolizist und drängt Holly Martins zum Verlassen Wiens. Der aber findet immer mehr Beweise dafür, dass sein Freund Harry nicht durch einen Unfall um Leben gekommen ist. Es kommt zu einer gnadenlosen Hetzjagd, bei der sich der damals 33-jährige Filmstar Orson Welles (mehr), berühmt schon durch seine Rolle in „Citizen Kane“, durch die dreckige und stinkende Wiener Kanalisation quält.

 

Blick in die Ausstellung, gefragte Nachkriegswaren als Exponate. Durch den dokumentarischen Stil wurde der Film zu einem Zeitdokument über das Wien der späten Vierzigerjahre. Bildquelle © Dritte Mann Museum Wien

 

Spätestens hier merkt der Zuschauer, das Der dritte Mann ein kunstvoll gestalteter, packend erzählter Krimi ist, der seine einzigartigen Szenen vor allem aus der „morbid-faszinierenden Wiener Nachkriegsatmosphäre“ bezieht, wie treffend von den Filmkommentatoren betont wird.

     Bei einem Rundgang durch das Dritte Mann Museum erfährt der Besucher so gut wie alles über Entstehung, Dreharbeiten, Rezeption und die Hintergründe des Films.

     Wem dies nicht reicht, der kann an Ort und Stelle – oder auch vorher durch Internetbuchung – eine etwa zweieinhalbstündige Besichtigung der Altstadt und der Filmdrehorte buchen. Es ist eine Kanal-Tour durch Wiens „Unterwelt“. Vor Ort werden sachkundige Erläuterungen zu den berühmten Schattenszenen des Nachkriegsdramas gegeben und Erläuterungen zu den Drehplätzen, Schauspielern und Regiearbeiten.
rART/cpw

 

 Der Ruhm dieser Filmproduktion ist in Wien ein anhaltend cineastischer Evergreen. Denn beständig zeigt das Burg-Kino am Opernring den 104 Minuten langen Spielfilm in englischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Dreimal die Woche, jeweils zum Eintrittspreis von 10,50 Euro – Freitagabend sowie Sonntag- und Diensttagnachmittag. Kinoromantik und -faszination pur! Nicht nur für Touristen und Kinokenner.


Dritte Mann Museum
Preßgasse 25
1040 Wien
Tel. +43 6764757818
Öffnungszeiten gemäß Webseite

 

Burg Kino
Opernring 19
1010 Wien
Tel +43 1 587 8406
Spielzeiten (Abweichungen möglich):
Donnerstag 15:45 Uhr Studio
Sonntag 13:45 Uhr Großer Saal
Dienstag 16:00 Uhr Studio
Der Ticketschalter öffnet 30 Minuten vor der Vorführung

 

► Trailer zu „Der dritte Mann“ bei Youtube hier

 

 

 

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