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rheinische ART 03/2024

GELESEN
Köln und die Notre Dame-Fenster

 

Als vor fünf Jahren, am 15. und 16. April 2019 zu Beginn der Osterwoche, die Pariser gotische Kathedrale Notre Dame lichterloh brannte, war das Entsetzen nicht nur in Frankreich groß.

 

Die Fenster sind im letzten Jahr fristgerecht in Notre Dame eingesetzt und am 19. Juli 2023 offiziell von der Bauleitung abgenommen worden. Blick auf einen Teil der Fensterfront. Foto Albert Distelrath © Kölner Dombauhütte. Bildquelle © Greven Verlag Köln 2024

 

Weltweit herrschte Bestürzung über den in der ehrwürdigen Kirche tobenden Großbrand und nicht wenige Fachleute vertraten die Meinung, eine originalgetreue Wiederherstellung von Gemäuern, Fenstern oder Dachkonstruktionen sei kaum möglich. Es kam anders.

     An den Instandsetzungsarbeiten waren auch deutsche Fachleute beteiligt. Denn Teile der anspruchsvollen Restaurierungen an Kirchenfenstern wurden in Köln in der Glaswerkstatt der Dombauhütte unter der Leitung von Katrin Wittstadt geleistet.

 

Buchcover Die Publikation enthält ein Vorwort des französischen Präsidenten Emmanuel Macron vom 29. Mai 2019. Foto © Greven Verlag Köln 2024

 

Fotografien und zweisprachige Textbeiträge verschiedener Persönlichkeiten dokumentieren diese umfangreichen Kölnern Arbeiten und bilden die Kernstücke einer soeben erschienenen Publikation aus dem Greven Verlag.

     Der Titel Zurück im Herzen Europas von dem Autorenduo Armin Laschet und Barbara Schock-Werner ist ein interessantes Nachschlagewerk und ein bemerkenswertes Dokument europäischer Hilfsbereitschaft.

 

Hinter der Restaurierung stand schnelles politisches und gesellschaftliches Handeln. Der seinerzeitige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte unmittelbar nach der Brandkatastrophe eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, bei der eine Dreiviertelmillion Euro zusammenkamen.

     Auch zahlreiche Handwerksbetriebe signalisierten ihre Bereitschaft zu praktischer Hilfe. Diese vielfältige Unterstützung koordinierte die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner.

 

Neuverkittung eines Bleinetzes in der Kölner Dombauhütte. Foto Marc Hermenau © Kölner Dombauhütte. Bildquelle © Greven Verlag Köln 2024

 

Und so gelangten im April 2022 44 „stabile Holzkisten“ mit 316 verschmutzten, bleikontaminierten und beschädigten Glasmalereifeldern aus vier großen Notre Dame-Fenstern einschließlich ihrer rahmenden Eisenkonstruktionen in die Kölner Dombauhütte.

     Sie waren 1965 in Notre Dame, dem heutigen UNESCO-Weltkulturerbe, eingebaut worden und stammten entwurfstechnisch von dem französischen Glasmaler, Grafiker und Kupferstecher Jacques Le Chevallier (1896–1987).

     Zwar hatten die Fenster, wie Restauratorin Wittstadt erklärte, das Feuer ohne größere Schäden überstanden, jedoch waren sie mit giftigem Bleistaub kontaminiert. Ihre Dekontaminierung sowie andere erhaltende Arbeiten mit Lötkolben und Spezialkleber erfolgten in der Glaswerkstatt der Dombauhütte. Beteiligt waren dabei ferner zwei externe Fachwerkstätten, das Kölner Restaurierungsatelier Möhrle/Williger und die Die Glasmaler GmbH in Borchen Kreis Paderborn.

 

Blick auf die Arbeiten an der Langhausverglasung. Die Wiedereröffnung der Kathedrale ist für den 8. Dezember 2024 geplant. Die Kirche soll nach der kompletten Restaurierung „schöner als je zuvor“ erstrahlen. Foto Albert Distelrath © Kölner Dombauhütte. Bildquelle © Greven Verlag Köln 2024


Die Fotografien und Fachberichte, so Buchautorin Schock-Werner, veranschaulichten „auf faszinierende Weise den Einsatz modernster Technologie und handwerklicher Präzision“, die zur Rettung der Fenster erforderlich gewesen sein, um sie „in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen“.

     Für Co-Autor Laschet ist die Restaurierung der Kathedralenfenster in Kooperation ein Beleg für ein tiefes gegenseitiges Vertrauen zwischen Frankreich und Deutschland und ein starker europäischer Zusammenhalt. Das Buch sei damit „auch ein lebendiges Zeugnis der deutsch-französischen Freundschaft.“

     Von französischer Seite lieferten Staatspräsident Emmanuel Macron, der französische Botschafter François Delattre und die Schriftstellerin Agnès C. Poirier Beiträge für die Publikation.
rART/bra

 

 Die enge Zusammenarbeit bei der Wiederherstellung der Fenster des historischen Monuments und europäischen Kulturerbes Notre Dame erfolgte zwischen der Kölner Dombauhütte und der französischen öffentlichen Einrichtung für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame de Paris (EPRNDP, Établissement public chargé de la conservation et de la restauration de Notre-Dame de Paris).

 

Literaturhinweis:


Armin Laschet/ Barbara Schock-Werner, Zurück im Herzen Europas. Notre Dame de Paris und die deutsch-französische Freundschaft. 112 Seiten, Greven Verlag Köln, 2024. Hardcover, Format 18,5 x 23,5 cm, ISBN 978-3-7743-0976-0. Preis 22 Euro.

 

 

 

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