rheinische ART
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rheinische ART 02/2024

Archiv 2024

TECHNIKMUSEUM
Virtuell: Über die Wupper schweben


Seit nunmehr 123 Jahren verkehrt in Wuppertal die berühmte Schwebebahn. Seither ein Wahrzeichen der Stadt, das täglich von über 60.000 Personen genutzt wird.

 

Im Jugendstil errichtete Schwebebahn-Station Rathausbrücke (heute: Alter Markt). Sie galt stets als eine der schönsten Stationen in Wuppertal. Fotograf unbekannt, historische Fotografie um 1903. Agfa Photohistorama Museum Ludwig. Bildquelle © Wikipedia gemeinfrei

 

Die Hochbahn gilt, trotz eines Unfalls 1999, nach wie vor als eines der sichersten Nahverkehrsmittel weltweit. Seit Oktober hat dieses technische Meisterwerk auch ein Museum.

     Eigentlich ist diese, ursprünglich für den Materialtransport bei der Zuckerproduktion stammende Technik, keine Schwebe- sondern eine Hängebahn. Ihr maßgeblicher Entwickler, der Kölner Unternehmer und Ingenieur Carl Eugen Langen (1833–1895), hatte sie bei der Patentanmeldung zunächst so genannt und dann blieb es dabei. Daher heißt das im Oktober 2023 eröffnete neue Museum in der Innenstadt auch nicht Hängodrom sondern logischerweise Schwebodrom.

 

Eingang des Schwebodrom Werth 96 in Wuppertal. Bildquelle © 2024 Schwebebahn GmbH


Auf die Besucher warten drei Schauräume, verteilt auf rund 300 Quadratmeter. In den beiden ersten  Räumen des musealen Teils geht es um Interessantes zur technischen Entwicklung der Bahn. Es folgen Informationen über die Stadtentwicklung Wuppertals, um die sich wandelnde Mobilität ab der Jahrhundertwende sowie um die geologischen Besonderheiten der Region, die eine Untergrundbahn nicht zuließen.

 

Bruno Möhring Entwurf für die Schwebebahnstation Döppersberg, Elberfeld 1898/99, aus: Deutsche Bauzeitung 102/3 Dezember 1899, Berlin, S. 641 Bildquelle © BTU Cottbus Internet Archiv, gemeinfrei.

 

Das war der Hauptgrund für die seinerzeit mutige wie technisch einzigartige Lösung einer „hängenden Bahn“ über dem Wupperbett. Beworben wurde diese Verkehrsinnovation als „erste öffentliche, elektrisch betriebene Schwebebahn für Personenbeförderung“ und „schnelle und beliebte Beförderungs-Gelegenheit“, wie es auf einem Werbeplakat des Jahres 1914 hieß.

     Architektonisch brillierten mehrere Haltestationen durch ihren großartigen Jugendstil. Die erste dieser Art war die Station Döppersberg, entworfen vom Berliner Architekten Bruno Möhring (1863-1924). Sein sehr aufwendiger Entwurf wurde jedoch aus Kostengründen auf wenige jugendstilige Dekorationsformen reduziert ausgeführt. Ebenfalls im Jugendstil wurden danach die Stationen Rathausbrücke (siehe Abb. oben) und Wertherbrücke gestaltet.

 

Bruno Möhring Zeitgenössische Darstellung der Schwebebahnstation Döppersberg in Elberfeld, Aussenansicht, 1898/99, aus: Deutsche Bauzeitung 102/3 Dezember 1899, Berlin, S. 644 Bildquelle © BTU Cottbus Internet Archiv, gemeinfrei 

 

Im dritten Schauraum schließlich heißt es „Einsteigen“, und das ist das Besondere dieses Museums. Denn die Besucher werden für rund 20 Minuten in einem Schwebebahnwagen in die Zeit von 1929 zurückversetzt. Die „Virtuelle-Brille aufsetzen“, und schon geht’s über eine kilometerlange Strecke durch das historische Wuppertal.

      

Virtuelles Bild der Schwebebahnfahrt im Museum Schwebodrom. Bildquelle © WSW Schwebebahn.de


Es ist die Illusion einer pulsierenden deutschen Metropole in den Zwanzigerjahren. Vorbei an Fabriken und Gründerzeithäusern, an Wochenmärkten und den ersten Personenwagen. Die ansprechend gestaltete und kurzweilige optische Vision einer vergangenen Zeit macht da das Museum zu einem echten Erlebnisort.

     Die Tour ist also virtuell, der Bahnwagen jedoch original und real. Es ist ein rund fünf Tonnen schweres Fahrzeug, Baujahr 1900, das auch das größte Exponat der Schau bildet. Die VR-Tour, wie sie auch an anderen Kultureinrichtungen gerne praktiziert wird - beispielsweise in der Kant-Ausstellung in Bonn (mehr) oder in Köln (mehr) -, wurde von dem Bielefelder Unternehmen „mediaprojekt“ erstellt.

rART/bra

 

 Am 24. Oktober 1900 schwebten Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Viktoria höchstselbst auf einer kaiserlicher Probefahrt vom Stadtteil Elberfeld nach Vohwinkel. „Ruhig und sicher glitt der Wagen mit seiner theueren Last auf dem vielfach gewundenen Schienenwege dahin ...“, berichteten damals die Medien. Von da an hieß der Wagen Nr. 5 „Kaiserwagen“ und wurde zu einer touristischen Attraktion. Zurzeit ist allerdings unklar, wann die Restaurierungen an dieser „schwebenden Legende“ beendet sind und der Kaiserwagen wieder den Betrieb aufnehmen kann.

 

 Das Schwebodrom ist eine Kooperation der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG) Barmen-Werth sowie der Wuppertal Marketing GmbH (WMG):

 

Schwebodrom
Expo & VR-Tour

Werth 96
42275 Wuppertal
Tel +49 202 94 60 88 30
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 19 Uhr
Letzter Einlass 17.45 Uhr
Dauer einer Besichtigung einschließlich VR-Tour ca. 75 Minuten

 

 

 

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