Archiv 2024
KUNSTDIEBSTAHL
Jäger der verlorenen Schätze
Es war ein Schock und ein Skandal für das renommierte British Museum in London. Eine unbekannte Zahl von Kunstgegenständen, vermutlich 2000 Objekte, vorzugsweise aus den Abteilungen Griechische und Römische Kunst, waren verschwunden. Ein großer Verlust!
Antikes Glasintaglio mit Jupiter als Adler, der Ganymed entführt. Römisch, spätes 1. Jahrhundert v.Chr. – 1. Jahrhundert n.Chr.. Zurückerlangtes Schmuckstück. Bildquelle © British Museum London 2024 |
Jedenfalls vermisste man sie in den Lagerräumen und zahlreiche weitere Objekte waren beschädigt. Der Metropolitan Police Service begann mit einer Untersuchung – und die verantwortlichen Direktoren kostete es die Stellung. Bei den Verlusten handelte sich nicht etwa um Gemälde oder Skulpturen, sondern um römische Schmuckstücke, klein und filigran.
Antikes Glasintaglio mit Profilbüste der behelmten Minerva. Römisch, spätes 1. Jahrhundert v.Chr. – 1. Jahrhundert n.Chr.. Zurückerlangtes Schmuckstück. Bildquelle © British Museum London 2024
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Klar ist derzeit, dass es sich im Wesentlichen um Edel- und Schmucksteine mit vertiefend (Intaglien) oder erhaben geschnittenen Bild-Darstellungen (Kameen) handelt. Somit bekanntlich um sehr kleine Objekte, die oft in Ringe oder andere Fassungen eingepasst werden oder unmontiert und unvollendet bleiben.
Sie können aus Halbedelstein – wie beispielsweise Sardonyx, Amethyst – oder Glas bestehen, von Hand graviert und von unterschiedlicher, damit wertbestimmender Qualität sein.
Diese Miniarturdesigns stellen Gottheiten, berühmte Persönlichkeiten, Tiere, Gegenstände und Szenen aus Mythen oder dem täglichen Leben dar und haben im Laufe der Geschichte einen bedeutenden Eindruck hinterlassen. Verwendet wurden und werden sie gerne als Siegel, als tragbarer Schmuck oder für Sammlungen als eigenständige Schönheitsgegenstände. Ihre Herstellung erfordert phänomenales Geschick beim Schnitzen, daher waren sie schon in der Antike begehrte Luxusobjekte und Statussymbole.
Antikes Glaskamee mit geflügeltem Amorkopf. Römisch, spätes 1. Jahrhundert v. Chr. – 1. Jahrhundert n.Chr.. Zurückerlangtes Schmuckstück. Bildquelle © British Museum London 2024
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Am 16. August 2023 war das British Museum an die Öffentlichkeit getreten und gab die Verluste bekannt. Gleichzeitig betonte das Haus seine Entschlossenheit, die Schmuckstücke zurückzuerlangen und legte dafür ein „Rückhol-Programm“ auf. Auf seiner Webseite stellte das Museum zunächst Einzelheiten der fehlenden Exponate dar und beschrieb jene Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um die wertvollen Objekte wieder zu beschaffen. Dennoch heißt es realistisch: Die Wiedererlangung sei „langwierig“ und „kompliziert“ und würde viele Jahre dauern, wie Interimsdirektor Sir Mark Jones der BBC erklärte.
Offenbar war bereits einiges an Erfolgen zu registrieren. Denn mittlerweile konnten 356 Gegenstände geborgen und mehr als 300 weitere als gestohlen identifiziert werden. Derzeit stellt das Museum zehn der zurückerlangten Schmuckstücke in einer Ausstellung unter dem Titel „Rediscovering Gems“ aus. Sie stammen aus den antiken Stätten Pompeji und Herculaneum und werden mit anderen Artefakten der Sammlung präsentiert. Jones erklärte weiter: „Jedes Museum hat ein starkes Verantwortungsbewusstsein für die Objekte in seiner Obhut. Diese Sorgfalt hat offensichtlich gefehlt.“
rART/bra
► Mit einem Aufruf versucht das Museum, an Informationen über den Verbleib der gestohlenen Objekte zu gelangen, die vermutlich weltweit verstreut seien, wie mitgeteit wird. Sie sind in das Art Loss Register eingestellt worden (mehr). Ferner wurde eine E-Mail-Hotline für alle eingerichtet, die über Kentnisse verfügen, die für die Wiederbeschaffung hilfreich sein könnten. Adressaten sind unter anderen Kunsthändler und Vertreter des Kunstmarktes. Recovery(at)britishmuseum(punkt)org
Die Ausstellung Rediscovering Gems (Edelsteine neu entdecken) wird bis zum 2. Juni 2024 gezeigt.
The British Museum
Great Russell Street
London WC1B 3DG
Tel +44 (0)20 73238000
Öffnungszeiten
Täglich 10.00 – 17.00 Uhr
Freitag 10.00 – 20.30 Uhr
Der Eintritt ist frei
Zitierquelle: BBC News vom 13. Dezember 2023