Archiv 2024
NACHRUF
Der Kurator Kasper König lebt nicht mehr
Ein Großer der Kunstwelt ist gegangen. Kasper König verstarb in Berlin im Alter von 80 Jahren.
Kasper König, 2010, in der Schau des Künstlers Wade Guyten im Oberlichtsaal des Museum Ludwig in Köln. Foto © rheinische ART 2010
|
Obwohl international bekannt, ja berühmt, war es doch das Rheinland, in dem König mehrere großartige und viel beachtete Kunstausstellungen präsentierte, die heute einen Legendenstatus besitzen. Immer wieder erkannte er bei den Protagonisten der Gegenwartskunst das Zukünftige, wußte um die Wirkmächtigkeit von Kunst und zeigte Pradigmenwechsel auf, noch bevor diese den Mainstream der Gesellschaft, manchmal sogar der Kunstwelt, erreichten.
Besonders zwei Ausstellungen sind bis heute von herausragender Bedeutung. Auf der Website ostkunstwest.de ist zu lesen: „Der Kurator Kasper König organisiert in den 1980er Jahren zwei wichtige Großausstellungen, die für Jahrzehnte den Blick auf die Gegenwartskunst in Westdeutschland prägen werden. 'Westkunst – Zeitgenössische Kunst seit 1939' in Köln und die Schau 'Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf' ...“
In Köln wirkte er von 2000-2012 als Direktor des Museum Ludwig. „Von dem Willen geleitet, das Museum Ludwig wieder zu einem Ort der Kunst von internationalem Rang zu machen, von dem Gedanken getragen, die Schätze der Sammlung des Museums wieder zu heben, zu pflegen und in der Gegenwart zu führen…“ so formulierte es König in der Präambel zu seinem Vertrag mit der Stadt Köln. Die hehren Ziele einer internationalen Aufmerksamkeit und gestiegenen Bedeutung für das Haus hatte er erreicht.
Kasper König eröffnete das Haus 2001 mit dem „Museum unserer Wünsche“, einer Ausstellung von Vorschlägen zur Erweiterung der Sammlung, die mit der Aufforderung an Mäzenaten und Stifter verbunden war, diese dem Museum zu schenken. König wußte um die Bedeutung von Sponsoren für die chronisch schwach finanzierten, meist kommunalen Museen. Dem Sponsoring widmete er viel Aufmerksamkeit, wie er in einem Interview mit der rheinische ART.kulturMagazin online 2010 erzählte (mehr).
„Nach rund 140 Ausstellungen, die in seine Amtszeit fielen, zog Kasper König 2012 Bilanz mit der Präsentation ‚Ein Wunsch bleibt immer übrig‘. Diese Schau von rund 80 Werken aus den rund 2000, die während Königs Direktorat ins Haus kamen, verdeutlichte die zentrale Frage seiner kuratorischen Museumsarbeit, nämlich wie wechselnde Ausstellungen der gezielten Ergänzung der Sammlung dienlich sein können und umgekehrt wie aus der Sammlung heraus neue Ausstellungen zu initiieren sind“, erklärt das Museum Ludwig.
Im Reigen bedeutender Ausstellungen darf natürlich die alle zehn Jahre stattfindende Skulptur Projekte Münster nicht fehlen. König wurde 1943 im westfälischen Mettingen geboren und für ihn als Westfale lag es nahe, dem beschaulichen Münster Kunst näher zu bringen. Hier wird Kunst ausschließlich im öffentlichen Raum gezeigt, und viele der Werke verbleiben an ihrem Platz. Noch zur letzten Ausstellung, 2017, hatte er mehr als ein Wörtchen mitgeredet (mehr).
Die Liste der Schauen, die von ihm kuratiert wurden, ist lang und kann hier nicht aufgeführt werden. Es gibt nur eine Leerstelle, die bleibt: Er hat nie die documenta in Kassel kuratiert! In Erinnerung bleibt ein kluger, durchsetzungsstarker Mann, der Zeitgeschichte geschrieben hat.
2012 übergab König sein Privatarchiv aus rund 40 Regalmetern (insbesondere Korrespondenzen mit Künstlern und deren Projektskizzen sowie Materialsammlungen, etwa von Isa Genzken, Claes Oldenburg, Gerhard Richter, oder Thomas Schütte), dem Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels ZADIK (mehr). Es bleibt zu hoffen, dass diese Unterlagen einmal wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Im vergangenen Jahr hatte König dem Museum Ludwig eine Auswahl von rund 50 Werken aus seiner privaten Sammlung geschenkt und trat somit selbst als Sponsor auf. Darunter befindet sich konzeptuelle Kunst, die im Zusammenhang mit der Museumssammlung steht oder diese besonders gut ergänzt. Im Herbst wird seine private Sammlung bei dem Auktionshaus Van Ham in Köln versteigert.
Kasper König, er wird fehlen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke