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rheinische ART 06/2019

Archiv 2019

PETER SCHENCK
Spitzenkraft im "Gouden Eeuw"

 

Irgendwann tauchen sie immer wieder auf: die Vergessenen, Verkannten, Verlorenen und Versteckten in der Kunst. Der aus Elberfeld stammende Peter Schenck ist zweifellos einer dieser bislang wenig beachteten Künstler.

 

Peter Schenck Lady Howard spätes 17. Jh./frühes 18. Jh. Mezzotinto Foto © Von der Heydt-Museum Wuppertal 

 

Vor über 300 Jahren war Peter Schenck besonders für seine Portraits, Landkarten und Stadtansichten bekannt. Vor allem aber gilt er als Mit-Erfinder des Farbstichs.
     Eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum in Wuppertal rückt ihn hierzulande nun erstmals wieder ins Rampenlicht und wirbt mit dem Titel: Peter Schenck – Der berühmteste Elberfelder, der jemals in Vergessenheit geriet. Das dürfte zutreffend sein!

 

Peter Schenck Portrait des Künstlers spätes 17. Jh./frühes 18. Jh. Radierung Foto © Von der Heydt-Museum Wuppertal 

 

In der Kunstgeschichte wird der Künstler durchweg als Niederländer geführt, doch geboren wurde er in (Wuppertal-) Elberfeld.
     Im 17./18. Jahrhundert, dem „Goldenen Zeitalter“ (Gouden Eeuw) der Niederlande, erlebte die europäische Bildkunst eine gewaltige Hochblüte. Kunst und Kommerz gingen eine bis dahin beispiellose Symbiose ein - es wurde viel Geld in Gemälde und Kulturelles jeglicher Art gesteckt. Kunst war ein großes Geschäft und Schenck einer der großen Profiteure. Er erkannte früh Marktlücken und Käufergeschmack und erzielte mit seinen Arbeiten beachtliche kommerzielle Erfolge als Druckgrafiker, Verleger und Hofgraveur.
 
Peter Schenck wurde um 1660 geboren und kam schon früh nach Amsterdam, was vermutlich zur Folge hatte, dass man in ihm später den Niederländer sah.
     Er absolvierte eine Lehre bei Gerard Valck, einem niederländischen Graveur, Verleger und Kartografen. 1687 heiratete Schenck dessen Schwester Agatha Valck. Gemeinsam mit seinem Lehrer und Schwager übernahm er bald den Kunstverlag J. Jansen, den er zu großem Erfolg führte.
 

Peter Schenck Renatus Descartes spätes 17. Jh./frühes 18. Jh. Mezzotinto Foto © Von der Heydt-Museum Wuppertal 

 

Neben dem Landkartenstich etablierte der „Künstler-Unternehmer“ die in der damaligen höfischen und bürgerlichen Welt sehr gefragte Gattung  des Portraits.
     Zu den berühmten Persönlichkeiten, die er portraitierte, gehörten etwa der französische Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes oder König Karl II von Spanien.
     Er besuchte berufsbedingt regelmäßig die berühmte Leipziger Messe in seiner Heimat Deutschland. König August der Starke von Sachsen-Polen, ein passionierter Kunstmäzen und -sammler, ernannte ihn zu seinem Hofgraveur. Schenck starb vermutlich 1711 – Tag und Ort seines Todes sind bislang unbekannt.
 

Peter Schenck Das Rathaus von Amsterdam Spätes 17. Jh./frühes 18. Jh. Farbstich Foto © Von der Heydt-Museum Wuppertal 


Zeitgenossen schätzten Schenck besonders für seine Farbdrucke. In Kooperation mit dem niederländischen Radierer, Erfinder, Philosophen, Mathematiker und Unternehmer Johannes Teyler produzierte er eine Reihe von Farbstichen, schon Jahrzehnte bevor sich diese Technik durchsetzte.
     Das neue Verfahren ermöglichte es, Farbe direkt von der Platte zu drucken, ein nachträgliches Kolorieren – wie bis dahin üblich – war nicht mehr nötig. Schenck nutzte das neue Know how unter anderem für seine Landschaftsdarstellungen, die dadurch eine besondere Qualität erhielten. In der Von der Heydt-Schau wird eine Reihe dieser Farbblätter präsentiert. Seine Arbeiten hatten zudem früh weite Verbreitung gefunden und ihm finanziellen Erfolg beschert. Kuratorin Anna Storm bringt es auf eine schlichte Formel: Der Mann habe einfach „marktorientiert gearbeitet“.
 

Peter Schenck Das Innere der Peterskirche in Rom spätes 17. Jh./frühes 18. Jh. Farbstich Foto © Von der Heydt-Museum Wuppertal

 

Anders als Gemälde oder Zeichnungen waren Druckgrafiken damals leicht einem breiten Publikum zugänglich zu machen. So besaß etwa auch Goethes Vater, der über eine reiche Sammlung druckgrafischer Blätter verfügte, Werke von Schenck.
     Die meisten seiner Drucke sind in der Schabkunstmanier hergestellt. Dieses auch als Dunkel-Druck oder Mezzotinto bekannte Verfahren gilt als besonders malerisch und ermöglicht Effekte, die von Kunstsammlern sehr geschätzt wurden.
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Das Von der Heydt-Museum verfügt über ein großes Konvolut druckgraphischer Werke von Schenck, das es nun erstmalig zeigt. Eine Sonderschau dieser bisher kaum ausgestellten Grafiken soll nicht nur die thematische Vielseitigkeit und Könnerschaft des Künstlers ausweisen, sondern auch ästhetische und technische Fragen beleuchten.

► Schencks Oeuvre erstreckt sich von landschaftlichen Darstellungen, Veduten und Landkarten über Tier- und Kostümmotive, mythologische Szenen sowie Genre- und Sittenbilder. Es existieren zahlreiche Portraits berühmter Persönlichkeiten. Die Ausstellung zeigt diese „Promis“ des Goldenen Zeitalters. 

Die Ausstellung „Peter Schenck - Der berühmteste Elberfelder,
der jemals in Vergessenheit geriet“ wird bis zum 25. August 2019 gezeigt.

Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal
Telefon 0202/563-6231
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr
DO 11 – 20 Uhr

 

 

 

 

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