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rheinische ART 11/2017

Archiv 2018

ENERGIELAND NRW 
Ohne Glückauf in die Zukunft


Im Dezember 2018 schließt die letzte deutsche Steinkohlezeche. Damit geht eine Ära in der Energiegeschichte nicht nur an Rhein und Ruhr, sondern in der gesamten Bundesrepublik Deutschland zu Ende.

 

Windkraft versus Braunkohle Kraftwerk Niederaußem im Rheinischen Braunkohlerevier. Foto © Rheinische ART 2017

 

Wechselt Nordrhein-Westfalen, das Land der Mühlen und Zechen, nun zu Energie aus Sonne und Wind? Dieser Frage geht aktuell eine Sonderausstellung in Regie des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) nach. Ausstellungsort ist das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen.

 

Rheinische Braunkohlen-Inszenierung in der Ausstellung: Baggerschaufel, Ortschild und abgebaggerte Ortschaften, Foto: Jürgen Hoffmann, © LVR-Industriemuseum

 

Ausstellungsstand der Stadtwerke Oberhausen für elektrische Haushaltsgeräte, 1930, © Stadtarchiv Oberhausen

 

Die Schließung der Zeche Prosper Haniel in Bottrop hat, wie die Kuratoren der Ausstellung betonen, „Symbolcharakter in Zeiten der ´Energiewende` und einer zunehmend schärfer geführten Debatte um die Kohle im Zeichen des Klimawandels.“

     Denn global betrachtet ist das Zeitalter der Kohle und deren Verstromung noch längst nicht vorbei. Die weltweite Förderung dieses fossilen Energieträgers hat Ausmaße erreicht, „gegen die selbst die einstigen Höchstfördermengen des Ruhrreviers marginal erscheinen“.

     Es steht heute außer Frage, dass dieser Trend nicht zukunftsfähig ist und nur eine radikale Reduzierung des Kohleverbrauchs den Klimawandel, wie ihn die Weltklimakonferenz in Bonn im November 2017 thematisiert (mehr), in Grenzen halten kann.


Unter dem Titel „Energiewenden – Wendezeiten“ bietet die Schau in Oberhausen einen Blick zurück auf die Geschichte der Energie, aber auch einen Blick nach vorne in deren Zukunft und betrachtet die Möglichkeiten, Chancen und Risiken des Wandels von Energiesystemen.
     Im Zentrum dieses großen Ausstellungsprojekts steht die Energiewirtschaft an Rhein und Ruhr, die bis heute den größten Kraftwerkspark Europas auf der Basis von Stein- und Braunkohle betreibt.

     Der Rhein-Ruhr-Raum illustriert mehr als jede andere europäische Region, wie die intensive Nutzung von Energieressourcen eine Kulturlandschaft prägt und verändert. In 200 Jahren wurden hier in den Stein- und Braunkohlerevieren Millionen Tonnen des heimischen Energieträgers gefördert, in den Hochzeiten über 600.000 Menschen beschäftigt und Machtkämpfe um Kohle, Öl und Kernkraft ausgetragen.

 

Inszenierung des Leitstands Philippsburg I aus dem Simulationszentrum Essen in der Ausstellung, Foto: Jürgen Hoffmann, © LVR-Industriemuseum

 

Die Region hat einige Energiewenden erlebt und steht mit den aktuellen Neuerungen erneut vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Ausstellung erzählt auf fast 1000 Quadratmetern die spannende Historie der Energie im Rhein-Ruhr-Raum als eine Abfolge von Umwälzungen des Energiesystems, die damals wie heute große Folgen für Mensch, Gesellschaft und Umwelt hatten.

 

Nachtaufnahme der Viehofer Straße in Essen mit dem RWE-Stammsitz 1939. Der Verstromer von Steinkohle begann 1906 unter Hugo Stinnes mit der Stromerzeugung aus Braunkohle im Rheinland. Foto © Leihgeber Historisches Konzernarchiv RWE, Essen

Kohle und Dampfmaschinen begründeten ab etwa 1850 die erste Energiewende und brachen damit die vorindustrielle Vorherrschaft von Wind, Wasser und Sonne. Fünfzig Jahre später begann das „Zeitalter der Energie“, die faszinierende neue Elektrizität ließ die Städte nachts erstrahlen und brachte „saubere Energie“ in jedes Haus.

     Mit Talsperren, Großkraftwerken und flächendeckenden Leitungsnetzen wurde eine Strom-Infrastruktur aufgebaut, die das gesamte 20. Jahrhundert überdauerte. Dem kriegsbedingten Energiemangel Mitte der 1940er Jahre folgte durch Wirtschaftswunder und Massenkonsum eine Ära des Energieüberflusses. Den einst gewaltigen Fördermengen der Ruhrkohlezechen machten aber bald billiges Erdöl und preiswerte Braunkohle aus dem Großtagebau des Rheinlands Konkurrenz.

 

Doch die Montanindustrie als Ganzes sollte auf Dauer keinen Bestand haben. 1980 wurde erstmals eine „Energiewende“ propagiert. Es galt die Devise: Weg von den fossilen Brennstoffen und der „nuklearen Wende“, die in Nordrhein-Westfalen mit den Reaktorruinen von Hamm und Kalkar eh nur ein Episode blieb. Diese Energiewende ist noch lange nicht abgeschlossen.

     Die Ausstellung geht den Pionieren der aktuellen Energiewende nach, schaut an einer zentralen Globusinstallation aber auch über den Tellerrand der Region Rhein/Ruhr in die Welt. Dort stellt sie Projekte rund um den Globus vor, die für eine Vielfalt von Energiewenden weltweit stehen.
K2M

 

Die Ausstellung „Energiewenden – Wendezeiten“ wird bis zum 28. Oktober 2018 gezeigt.
LVR-Industriemuseum
Zinkfabrik Altenberg

Hansastraße 20
46049 Oberhausen
Tel 02234 / 9921-555
Öffnungszeiten
DI – FR 10 – 17 Uhr
SA, SO 11 – 18 Uhr

 

 

 

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