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rheinische ART 03/2015

Archiv 2015

TEFAF-MARKTBERICHT 2014
Zeit für Zeitgenossen


Der Kunstmarkt war im Kalenderjahr 2014 ein gewaltiger Boommarkt, denn die weltweiten Kunstverkäufe brachen alle bisherigen Rekorde. Ihre Gesamtsumme erreichte etwas mehr als 51 Milliarden Euro. Der traditionelle Kunstmarkt-Bericht der European Fine Art Foundation, der Veranstalterin der Maastrichter TEFAF-Messe, liefert wieder einen detaillierten Blick auf die ökonomische Seite der Kunst.

 

Salvatore Fergola (1799-1874) Moonlight on the Gulf of Pozzuoli, Oil on Canvas, 40 x 53 cm, Aussteller: Paolo Antonacci Antichità S.r.l., Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

In Fachkreisen herrscht weitgehend Einigkeit: Das laufende Jahr 2015 hat das Potential, noch besser zu werden. Dies signalisieren die aktuellen Besucherzahlen auch auf der European Fine Art Fair (TEFAF), eine der wichtigsten weltweiten Kunst- und Antiquitätenmessen überhaupt.

     Breit aufgestellt reicht das Angebot von altmeisterlichen Gemälden über hochwertige Antiquitäten und Antiken bis zu Expressionisten und Zeitgenossen, präsentiert von fast 260 internationalen Ausstellern in diesem Jahr. Eine große Anzahl an privaten und institutionellen Kunstsammlern kommt traditionell mit gut gefüllten Portemonnaies. Und dies aus gutem Grund: exzeptionelle künstlerische Positionen sind hier nicht rar, sondern Standard.

 

Bamboccianti School before 1650, A Shepherd Boy, Oil on Canvas, 70 x 60 cm, Aussteller: Agnew's, Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

Jean Gabriel Domergue Les Folies Bergères, le Promenoir, Oil on Canvas, 85  x 64 cm, Aussteller: Daphne Alazraki, Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

Kunstinvestment Mangels sinnvoller Anlagealternative bleibt das Investment in Kunst eine gefragt Sache, dies also durchaus auch im Sinne einer sichereren Kapitalanlage. Aber es spielen auch andere Beweggründe eine Rolle. So ist der Spaß der Kunstkenner am Kollektionieren einer und - auch dies ist kein Geheimnis – der Geltungsdrang und Prestigegewinn auch Kunstunkundiger ein anderer.

 

Imageschäden durch Unseriösitäten und kriminelles Gebaren der jüngsten Zeit – wie die Vorgänge um den Kunstfälscher Beltracci und den Kunstberater und Autoverkäufer Achenbach - werden zur Kenntnis genommen, sind wenig förderlich, aber verderben die Freude an der Beschäftigung mit der Kunst grundsätzlich nicht. Man stellt sich mit mehr Informationen zur Kunst auf die Situation ein, Käufer wie Verkäufer, denn „Schwarze Schafe“ wird es immer geben.


Marktreport Geografisch betrachtet dominieren auf dem globalen Kunstmarkt drei Regionen, die über vier Fünftel aller Geschäfte auf sich ziehen: die USA (39%), China (22%) und Großbritannien (22%). Der TEFAF-Marktbericht verweist darauf, dass vor allem der britische Kunstmarkt nach jahrelanger Stagnation 2014 um beträchtliche 17% zulegte und allein einen Marktwert von 11,2 Milliarden Euro erreichte. Diese Entwicklung hätte auch Auswirkungen auf die Gesamtleistung von Europa auf der globalen Bühne nach sich gezogen.


Kernaussage Der jährlich im Rahmen der Kunstmesse veröffentlichte Marktbericht wurde von der Dubliner Kunstmarkt-Ökonomin Clare McAndrew verfasst. Sie erklärte in einem Kommentar, dass insbesondere die Bereiche Nachkriegskunst und zeitgenössische Kunst stark zugelegt hätten und daneben die Moderne nur leicht angewachsen sei.

     Gleichwohl, so stellt McAndrew in einer ihrer Kernaussagen fest, sei der Markt „…immer noch sehr polarisiert und eine relativ kleine Anzahl von Künstlern, Käufern und Verkäufern machen einen Großteil des Marktwerts aus.“ In Zahlen ausgedrückt heißt dies, dass keine zwei Dutzend zeitgenössischer Künstler der Oberliga - also Namen wie Warhol, Richter, Bacon - mit nur vier Prozent der Verkäufe für rund 42 Prozent des Umsatzes im Segment der zeitgenössische Kunst sorgen. Oder anders auf den Punkt gebracht: Wenige Künstler erzielen hohe Preise, einige wenige Kunstwerke am Markt bringen sehr viel Geld.

    Dieser Trend wird durch andere McAndrew-Erkenntnisse gestützt. Mit Blick auf das Spitzenjahr 2007, jenem Jahr vor der Finanzkrise, in dem der Kunstmarkt weltweit mit 48 Milliarden Euro ein Allzeithoch erreichte, konnte der Kunsthandel 2014 mit fast 7 Prozent mehr auf 51 Milliarden Euro hochschnellen. Die Gesamtzahl der Transaktionen lag dagegen um über 22 Prozent niedriger.


Kunstkategorien Nachkriegskunst und zeitgenössische Kunst, womit in dieser Studie Arbeiten von nach 1910 geborenen Künstlern gemeint sind, waren - nach Kunstkategorien betrachtet - der große Gewinner auf dem Markt für Bildende Kunst. Ihr wertmäßiger Anteil lag bei 48% der Gesamtverkäufe.

 

Antonio Canal called il Canaletto (1697-1768) and workshop A Capriccio with reminiscences of Padua, Oil on Canvas, with the frame of Woburn House, 56 x 73,5 cm,  Aussteller: Altomani & Sons, Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

Im Auktionsgeschäft wurden Nachkriegswerke und Zeitgenössisches für 5,9 Milliarden Euro versteigert, was einem Zuwachs von 19% gegenüber dem Vorjahr entspricht und der höchste je gemessene Wert ist. Beide Segmente konzentrierten sich deutlich auf die USA. Auf 28% des weltweiten Auktionsmarktes kam die Kategorie Moderne Kunst mit Werken von Künstlern, die zwischen 1875 und 1910 geboren wurden. In diesem Bereich wurden von den auf Auktion erzielten Verkäufen im Wert von 3,3 Milliarden Euro die überwiegenden Erlöse in China (30,6%) und den USA (30,5%) erzielt.

 

Lévy-Dhurmer (1865-1953) Two Sikh, Pastel on beige paper, 61 x 47,3 cm, Aussteller: Francesca Antonacci Damiano Lapiccirella Fine Art Lucien, Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

Wertlücke Allerdings zeichne sich hier, so der TEFAF-Report, eine bedenkliche Marktschieflage zu Lasten der Moderne ab. Noch nie sei die Wertlücke zwischen Gegenwartskunst und Moderne so groß gewesen und noch nie hätten lediglich 0,5 Prozent der unter den Hammer gekommenen jüngeren Kunstwerke fast die Hälfte des Gesamtauktionsmarktes abgedeckt. Die Ursache für den Zeitgenossen-Boom sieht der Report in „ungefähr 1530 Lose[n] für mehr als 1 Million Euro“, die 2014 verauktioniert wurden, wobei allein 96 Objekte mit jeweils „über 10 Millionen Euro“ in die Rechnung einflossen.

     Die Präsentation von Gemälden Alter Meister ist traditionell ein starkes Segment der TEFAF. Weltweit nahmen Altmeister laut der Bestandsaufnahme 8% des Auktionsmarktes für Bildende Kunst ein, wobei über die Hälfte aller Umsätze in Großbritannien erzielt wurden, das damit seinen Ruf als Hauptzentrum der Altermeisterwerke unterstrich.


Online Ein vielversprechender Trend, der den rückläufigen Transaktionszahlen mehr oder weniger entgegenwirkt, seien „jedoch der Anstieg von Online-Verkäufen, der zu einem verbesserten Umsatzvolumen in den niedrigeren Preissegmenten beigetragen hat.“ Der Online-Verkauf von Kunst und Antiquitäten liegt dem Bericht zufolge bei geschätzten 3,3 Milliarden Euro beziehungsweise bei 6% des Gesamtverkaufsvolumens, „wobei die Mehrheit der Verkäufe im Bereich von 1.000 – 50.000 Dollar lagen.“

 

Nicolas de Staël (1914-1955) Agrigente, Oil on Canvas, 60 x 81 cm, Aussteller: Applicat-Prazan, Foto © TEFAF Maastricht 2015

 

Arbeitsplatz Kunst Der Kunstmarkt-Report stellt weiter heraus, dass 2014 global etwa 309.000 Unternehmen im Kunsthandel tätig waren, davon der überwiegende Teil als Kleinunternehmen. Sie beschäftigten nach Schätzung etwa 2,8 Millionen Menschen. Die Unternehmen investierten annähernd 13 Milliarden Euro „in eine Reihe von externen Supportleistungen, die direkt mit ihren Unternehmen in Verbindung standen.“ Diese Ausgaben sorgten für geschätzte weitere 300.000 Arbeitsplätze.
cpw/Tefaf

 

Die TEFAF Maastricht läuft noch bis zum 22. März 2015.

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
Forum 100
6229 GV Maastricht
The Netherlands
Tel. 0031 43 383 83 83
Öffnungszeiten
täglich 11 – 19 Uhr

 

 

 

 


 

 

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