rheinische ART
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rheinische ART 12/2015

Archiv 2015

OTTO PANKOK IN BERLIN
Porträts Düsseldorfer Sinti

 

Seine Kunst wirkt heute eindringlicher denn je. Denn Otto Pankok, einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts, stand mit seinem Leben und Werk stets in enger Beziehung zu ethnischen Minderheiten wie den Sinti und Roma.

 

Otto Pankok Aus Ausschwitz zurück oder Gaisa an der Wand (Ausschnitt), Kohlezeichnung, 1948, 99 x 117 cm © Otto Pankok Museum Haus Esselt

 

Anlässlich der Eröffnung einer neuen Repräsentanz im Berliner Aufbau Haus zeigt das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Berlin derzeit in Zusammenarbeit mit dem Otto-Pankok-Museum Haus Esselt und der Galerie Kai Dikhas eine beeindruckende Auswahl an Kohlezeichnungen, Bronzen und Grafiken des Niederrheiners.

 

Otto Pankok Zigeunerjunge Papelon, 1931, Kohle auf Papier, 89 x 119 cm  © Otto Pankok Museum Haus Esselt

 

Das Lebenswerk von Otto Pankok (1893‐1966) umfasst über 5.000 Kohlezeichnungen, fast 800 Holzschnitte und Radierungen, ungefähr 500 Lithographien, Steinätzungen und Monotypien, zahlreiche Zeichnungen für die Düsseldorfer Zeitung „Der Mittag“ und über 200 Plastiken. Er ist ein führender Künstler des expressiven Realismus in Deutschland.

     Ob der „Violinspieler“ oder das „Liebespaar“, der „Zeitungsleser“ oder die „Kinder im Raum“ – der Maler, Grafiker und Bildhauer Pankok gilt als der bedeutendste deutsche Künstler des 20. Jahrhunderts, dessen Leben und Wirken in enger Beziehung zu verfolgten Minderheiten wie den Sinti und Roma standen (mehr). Speziell waren es die „Zigeuner des Heinefelds“, denen Pankoks Sympathie und Anteilnahme galten und mit denen er zeitweise zusammenlebte.

 

Otto Pankok und Düsseldorfer Sinti bei der Eröffnung der Ausstellung „Zigeuner“ in der Düsseldorfer Kunsthalle 1932 © Otto Pankok Museum Haus Esselt

 

Das Heinefeld war ein wildes Siedlungsgebiet mit Ghettocharakter an der Stadtperipherie Düsseldorfs, um 1933 zählte es schätzungsweise 3.000 Personen. Überwiegend waren es Alleinerziehende mit Kindern, verarmte Familien und Alleinstehende, Dauerarbeitslose, Nichtseßhafte und Obdachlose, die in den ursprünglichen Munitionsbaracken nahe der Golzheimer Heide unter mangelhaften hygienischen Verhältnissen hausten. 1936 wurde unter der Nazi-Herrschaft das Gelände teilweise geräumt und die Bewohner unter Zwang „erbbiologisch“ untersucht. Viele von ihnen, vor allem Sinti und Roma, wurden in die Konzentrationslager deportiert.

 

Otto Pankok Zigeunerin, 1931, Kohle auf Papier, 99 x 108 cm © Otto Pankok Museum Haus Esselt

 

Otto Pankok Ossi mit Kertscha, 1948, Kohle auf Papier, 118 x 100 cm © Otto Pankok Museum Haus Esselt

 

Otto Pankok schrieb 1947 rückblickend über die verfolgten Zigeuner des Heinefeld-Geländes: „Wer hätte in jenen Jahren gedacht, daß dies für so viele das Ende der Reise sein würde. Wer hätte gedacht, daß nach wenigen Jahren Kerle in schwarzen Uniformen in das Dörfchen [Heinefeld] einbrechen würden, um mit Stahlpeitschen seine Bewohner zusammenzuschlagen und sie zu zwingen, mit Brecheisen die Wände ihrer Hütten einzustoßen, um für die Feste am Schlageter-Kreuz ein ´Aufmarschgelände gewaltigsten Ausmaßes´, wie das hieß, zu errichten. Hier begannen die SS-Stiefel das Werk des Niedertrampelns.“

 

Die im Aufbau Haus gezeigten Porträts entstanden von Beginn der Dreißigerjahre an bis nach dem Zweiten Weltkrieg und umfassen alle künstlerischen Techniken, derer Pankok – zu dessen Studenten später auch der junge Günter Grass gehörte – sich bediente: von der Kohlezeichnung über Bronzearbeiten bis hin zum Holzschnitt. Dabei ließ Pankok die von ihm porträtierten Menschen in ihrer Individualität und in ihrer unbedingten Würde hervortreten, wie die Ausstellungsmacher betonen.


„Pankoks Leben und künstlerisches Werk ist eng mit der Geschichte unserer Minderheit verbunden“, erklärte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

     „Diese persönliche Beziehung reicht zurück bis in das Jahr 1931, als der Künstler in der Siedlung Heinefeld nahe Düsseldorf erstmals in engeren Kontakt mit Sinti trat. Bald gehörten sie zu seinen wichtigsten Modellen. Ohne dass Otto Pankok dies zum damaligen Zeitpunkt ahnen konnte, wurden seine am Vorabend des Dritten Reiches entstandenen Porträts von Düsseldorfer Sinti zu Zeugnissen eines beispiellosen Verbrechens. Denn die meisten Männer, Frauen und Kinder, die er auf großformatigen Kohlezeichnungen, in Holzschnitten und Plastiken darstellte, kamen in den nationalsozialistischen Konzentrations‐ und Vernichtungslagern ums Leben.

     Seine Bilder überlebender Sinti, die er nach dem Krieg wieder traf, spiegeln die tiefe körperliche und seelische Verwundung der Menschen eindringlich wider.“ Rose würdigte dieses Werk als einen der wichtigsten Beiträge künstlerischer Auseinandersetzung „mit dem Holocaust an unserer Minderheit.“

rART

 

Die Ausstellung „Otto Pankok – Porträts Düsseldorfer Sinti (1931-1949)“ läuft bis zum 19. Dezember 2015

Galerie Kai Dikhas  

Galerie für zeitgenössische Kunst der Sinti und Roma

Aufbau Haus am Moritzplatz

Prinzenstr. 84 I Aufgang 2

10969 Berlin

Tel 030 - 343 993 08/09

Öffnungszeiten 

DI-SA 12 - 18 Uhr

Eintritt frei                                                                                                                                                                                                                            

 

 

 

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