rheinische ART
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rheinische ART 04/2015

Archiv 2015

GRENZLANDREISE
Gipfelstürmer in der Ebene


Caspar Wolf, der bedeutendste Schweizer Maler der Vorromantik, hielt sich zwischen 1779 und 1781 zum Auskurieren einer Krankheit in Spa und Aachen auf, bevor er nach Düsseldorf aufbrach. Während dieser Zeit bereiste er auch das Umland. Seine Eindrücke hielt er in zahlreichen Veduten fest, die er zumeist in Bleistift und Aquarell ausführte.

 

Caspar Wolf  Fassade des Bodenhofs bei Aachen 1780/1781, Ausstellung Caspar Wolf Grenzlandreise, Foto © Stadtarchiv Aachen, Bildersammlung Caspar Wolf

 

Die Bilder aus der sogenannten „Düsseldorfer Studienmappe“, die seit 1920 in den Magazinen des Aachener Stadtarchivs lagern, werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

     Sie zeigen den Blick des Schweizers auf das Land um Aachen, Limburg und Spa, der die Gemeinsamkeiten dieser grenzübergreifenden Region - in der der diesjährige Karlspreisträger, der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz aufgewachsen ist - sichtbar werden lässt.

 

Architektur Wanderungen im Grenzland um Aachen haben ihn, den Pionier der Hochgebirgsmalerei, auch einen neuen Arbeitsbereich entdecken lassen: die Architektur an sich, aber auch die Architektur in der Landschaft. So befassen sich seine Bilder mit Bauwerken, zum Teil ergänzt um ihre Umgebung.
     Die Bilder mit architektonischen Motiven lassen sein Bemühen deutlich werden, die Architektur im Bild und ihre Perspektive systematisch zu konstruieren. In den ausgestellten Studien, zum Beispiel zur ehemaligen Wasserburg „Bodenhof“ in Aachen oder zum Aachener Dom, wird seine stringente Methodik sichtbar, mit der er sich dem Motiv annähert.

 

Caspar Wolf Karlsthron im Aachener Dom, 1780, Bleistift auf Papier, Ausstellung Caspar Wolf Grenzlandreise, Foto © Stadtarchiv Aachen, Bildersammlung Caspar Wolf

 

Wolfs Landschaftsbilder aus dem Aachener Umland präsentieren eine Qualität, die Tektonik und die Essenz einer Landschaft herauszuarbeiten, die in des Künstlers Hauptwerken - den ausdrucksstarken Bildern der Schweizer Berge mit ihren Höhlen, Wasserfällen, Tälern und Schluchten - besonders zum Tragen kommt. 

 

Die Schweizer Berglandschaft war sein Sujet.

Caspar Wolf Unterer Grindelwaldgletscher, Lütschine und Mettenberg, um 1775, Öl auf Leinwand, 53,5, x 81 cm, Museum Oskar Reinhart, Winterthur. Foto © SIK-ISEA, Philip Hitz (nicht in der Ausstellung)

 

Im Fokus der Aachener Ausstellung stehen auch kleinere Landschaftsausschnitte wie zum Beispiel eine Studie der Burgruine Frankenberg. Sie zeigen Wolfs Faszination für die neuen optischen Reize, die ihm im Aachener Grenzland begegnet sind.

 

Caspar Wolf  Die Ruine der Burg Frankenberg, 22. September 1780, Aquarell, Ausstellung Caspar Wolf Grenzlandreise, Foto © Stadtarchiv Aachen, Bildersammlung Caspar Wolf

 

Mit Geografen und Glaziologen Caspar Wolf (1735 – 1783) ist einer der wichtigsten Vorläufer der europäischen Romantik. Der Schweizer Künstler gilt als Wegbereiter der alpinen Landschaftsmalerei. Angezogen vom Einmaligen, Merkwürdigen und Großartigen der Alpenwelt nahm Wolf ab 1774 als Mittdreißiger über fünf Jahre lang an verschiedenen Studienreisen ins Gebirge teil und widmete der genauen Naturbeobachtung ebenso viel Aufmerksamkeit wie der Darstellung des Erhabenen. Er war nicht nur Maler der Naturphänomene, sondern auch im weiteren Sinne ein Chronist der Arbeiten von Geografen, Geologen, Geodäten und Glaziologen, die er auf ihren wissenschaftlichen Bergexpeditionen begleitete. Seine bildlichen Dokumentationen fertigte er im Auftrag des Berner Verlegers Abraham Wagner an, der selbst Expeditionsmitglied war und mit dem befreundeten Naturforscher und Pfarrer Jacob Samuel Wyttenbach aus Bern in die Berge stieg.

 

Caspar Wolf Dala-Schlucht, bergwärts gesehen, um 1775, Musée d’art du Valais, Sion/Schweiz Foto © Heinz Preisig, Sion (nicht in der Ausstellung)

 

Caspar Wolf Blick vom Haarener Heidgen auf Laurensberg, 10. November 1780. Aquarell, Ausstellung Caspar Wolf Grenzlandreise Foto, © Stadtarchiv Aachen, Bildersammlung Caspar Wolf

 

Vergessen  Während die Wissenschaftler Messungen vornahmen und Beschreibungen verfassten, legte Wolf Skizzen und Zeichnungen an, die später auch als Kupferstichvorlagen dienten.
     Nach seinem Tod wurden seine Arbeiten lange fast nicht beachtet. Erst in den 1940er Jahren wurde er wiederentdeckt. Seither ist Caspar Wolf in der europäischen Kunstgeschichte immer größere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Heute gilt er als einer der wichtigen Vertreter der Aufbruchszeit zwischen Aufklärung und Romantik.

 

Ausstellungen Mit Ausnahme der Präsentation seiner schon vor 200 Jahren berühmten Alpen-Aquarelle 1781 in Düsseldorf wurde das Gesamtwerk des Schweizer Malers in Deutschland erstmals in einer Ausstellung im Winter 2009 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf vorgestellt. Im Mittelpunkt der Schau, die seinerzeit von Beat Wismer und Stephan Kunz kuratiert wurde, standen Bergbilder aus den 1770er Jahren, ergänzt durch die - so die Kuratoren - ungemein modern wirkenden Studien. Daneben wurde eine Reihe von Blättern aus der sogenannten „Düsseldorfer Studienmappe“ mit Ansichten von Düsseldorf und der Umgebung präsentiert.


Caspar Wolf wird häufig mit dem dänischen Maler Per Kirkeby (mehr) in Verbindung gebracht. So auch in der Ausstellung 2009 in Düsseldorf, in der parallel zur Wolf-Exposition eine Kirkeby-Retrospektive ausgerichtet wurde. Wolfs geologisches Interesse verbindet sich über die Jahrhunderte hinweg mit dem Per Kirkebys, der seinerseits promovierter Geologe ist und in jungen Jahren ebenfalls Teilnehmer geologischer Expeditionen war. Kirkeby bezeichnete denn auch Wolf als einen seiner „alten Favoriten“.

CPW

 

Die Ausstellung „Caspar Wolf (1735-1783) Grenzlandreise“ wird bis zum 14. Juni 2015 (verlängert bis Ende August) gezeigt. Sie wird vom Suermondt-Ludwig-Museums und dem Stadtarchiv Aachen zu Ehren des Karlspreisträgers Martin Schulz ausgerichtet.

Suermondt-Ludwig- Museum

Wilhelmstraße 18
52070 Aachen
Tel 0241 / 47980-0
Öffnungszeiten
DI, DO, FR 12 - 18 Uhr
MI 12 - 20 Uhr
SA, SO 11 - 18 Uhr

 

 

 

 

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