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rheinische ART 03/2014

Archiv 2014

KULTUR VERKAUFT SICH
Museumsbesuche auf Rekordhoch

 

Es ist eine vordergründig frohe Botschaft aus der Kulturlandschaft: Noch nie waren die 6355 Museen und Ausstellungshäuser in Deutschland so gut besucht wie 2012. Fast 120 Millionen Besuche meldeten die beiden Kultureinrichtungsarten, im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Steigerung um 2,9 Prozent oder 3,3 Millionen Eintritte. Die neulich vorgelegten Ergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2012 sind die höchsten seit Beginn der Erhebungen vor über dreißig Jahren.

 

Die glänzenden Zahlen resultieren deutschlandweit fast ausschließlich aus Schauen in Museen. Diese meldeten 113 Millionen Besuche. Die Ausstellungshäuser, die zwar keine eigenen Sammlungen besitzen aber überwiegend nicht-kommerzielle Ausstellungen musealen Charakters zeigen, verzeichneten mit 6,6 Millionen Besuchen ein leicht erhöhtes Ergebnis. In diesen 354 Kultureinrichtungen, wozu etwa die Bonner Kunsthalle zu rechnen ist, wurden fast nur Sonderausstellungen für Kunst gezeigt.

 

Bundeskunsthalle Bonn: Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, wie sie genau heißt, zählt mit jährlich fast einer Million Besuchen zu den bundesweiten Giganten in der Kategorie „Ausstellungshäuser“. Mit vier weiteren Einrichtungen an der sogenannten Bonner Museumsmeile gelegen beträgt die Besuchszahl für diesen Gesamtkomplex jährlich über zwei Millionen. Foto © Bundeskunsthalle

 

Der gerne alljährlich bemühte Vergleich „Museumsbesucher contra Fußballfans“ ist auch für 2012 wieder ein populäres Instrument. Also: Die Stadien der Ersten Liga verbuchten in der Saison 2012 rund 13 Millionen Zuschauer. Auf einen Stadiongast kamen damit grob gerechnet neun Besucher in Museen und Ausstellungshäusern.

 

In Nordrhein-Westfalen wurden in Berichtszeitraum fast 16 Millionen Museumsbesuche gezählt. Das waren rund eine dreiviertel Million mehr als im Jahr zuvor. Für das bevölkerungsreichste Bundesland bedeutet dies im nationalen Ranking Platz zwei. Unangefochtener Museumsmagnet ist nach wie vor Bayern mit rund 20 Millionen Besuchen.

 

Die zehn Bundesländer mit den stärksten Besuchszahlen 2012

 

Warum gerade Ausstellungen boomen, während Konzert- und Theaterhäuser, Bibliotheken und Schauspielbühnen vielfach darben, wird zum einen auf die großen und attraktiven Sonderausstellungen zurückgeführt, die 2012 von sich Reden machten. Zum anderen auf bauliche Erweiterungen oder Neubauten, wie im Rheinland zum Beispiel in Kleve das Museum Kurhaus und das Essener Folkwang, sowie die verstärkte Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit, wie sie in Köln beispielsweise das Museum für Angewandte Kunst MAKK konsequent praktiziert. Die generelle Tendenz lautet: Besondere Zuwächse gab es bei den naturwissenschaftlichen und technischen Museen sowie bei den Kunstmuseen, gefolgt von den historischen und archäologischen Museen.

 

Museum Kunstpalast Düsseldorf: 2012 war das erfolgreichste Ausstellungsjahr in der 100-jährigen Geschichte des Museums. Mit den großen Schauen El Greco und Andreas Gursky sprang die Besucherzahl auf über 400.000. Aber derzeit ist wie auch anderenorts ein empfindlicher Sparkurs angesagt. "Wir müssen das Haus in den nächsten drei bis vier Jahren günstiger bespielen", erklärte Kunstpalast-Generaldirektor Beat Wismer. Foto © Museum Kunstpalast

 

Unternehmen Auch die Wirtschaft hat das Ausstellungswesen als elegante Form des Marketings längst erkannt. Firmenmuseen von Autoproduzenten wie Porsche, BMW oder Mercedes verkaufen weit mehr Eintrittskarten als die meisten Kunstmuseen. Aber auch die vielen kleineren Schauräume namhafter Konsumgüterhersteller sind längst keine musealen Geheimtipps mehr und haben, wie etwa in Köln Farina (Duftstoffe) und Rimova (Koffer) oder in Krefeld Dujardin (Brennerei), wachsende Zahlen von Fans.

 

Die besucherstärksten deutschen Museen 2012

 

Ausstellungen ansehen wird, einfach gesagt, immer mehr zur Unterhaltung, zum Event, statt zur bildungsschweren Herausforderung. Wer es versteht, einem breiten Publikum altmeisterliche Gemälde wie auch Kunstinstallationen in einem spannenden Ambiente mit Muße zu präsentieren, gewinnt an Attraktivität.

     Das gelingt aufgrund der infrastrukturellen Ausstattung natürlich in den Großstädten besser als in der Provinz. Und so kommen die 2012 merklich angestiegenen Besuchszahlen für Museen im Wesentlichen durch die großen Sonderschauen der renommierten Häuser in den Metropolen zustande. In Nordrhein-Westfalen sind dies namentlich die starken Kulturstandort Köln, Bonn, Düsseldorf und Essen. Die Schließungen von Museen, wie sie auch 2012 zu beobachten waren, treffen eher die kleinen Einrichtungen auf dem Lande. Und die großen Besucherzahlen dürfen schließlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gestiegenen Unterhalts- und Betriebskosten die Wahrnehmung der ureigensten Museumsaufgaben erschweren. Das finanzielle Polster der Häuser ist meist dünn, die öffentliche Hand zurückhaltend, die private Hand dringend gewünscht; das Sammeln, Bewahren und Forschen wird von der Frage der Bezahlung von Strom, Gas und Wasser nicht selten verdrängt.

 

Die besucherstärksten Kunstmuseen der Welt 2012

 

Dr. Volker Rodekamp, Präsident des Deutschen Museumsbundes: „Museen mit ihren Sammlungen sind unverzichtbare Partner einer vernetzten Informationsinfrastruktur und einer zukunftsfähigen Kulturlandschaft. Die Qualität ihrer Ausstellungen kann auf Dauer nur gesichert werden, wenn auch Aufgaben hinter den Kulissen wie das Sammeln und Forschen nachhaltig wahrgenommen werden können.“

 

► Die Statistik wird jährlich vom Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund erarbeitet.
bra

 

 

 

 

 

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