rheinische ART
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rheinische ART 02/2014

Archiv 2014

EDITIONEN
26/40, 9/9 oder 38/48

 

Es sind Kunstwerke von Gerhard Richter, seine Editionen, die einen solchen oder ähnlichen Zusatz tragen. Das doppelte Zahlenspiel verrät, wie oft es das Kunstwerk gibt und welches Exemplar vor einem liegt. Dass Editionen zu Unrecht als Kunst zweiter Wahl betrachtet werden, ist derzeit im K20 der Kunstsammlung NRW zu sehen. Sie zeigt die Editionen von Gerhard Richter aus der Olbricht-Kollektion unter dem vielsagenden Titel: Kunst im Plural.

 

Die Idee, die hinter der mehrzahligen Kunst steht, ist eine alte, die immer wieder neu zeitgenössisch mit Inhalt gefüllt wird. Serielle Vervielfältigungen waren schon Rembrandt eigen und auch dieser niederländische große Meister nutzte im Barock die Möglichkeit der Radierung, um seine Werke über das Mittel der Vervielfältigung breit in Europa zu streuen und mit diesen auf sich aufmerksam zu machen. Bei Gerhard Richter liest sich die Absicht von Vervielfältigungen ähnlich.

 

Unikat „Ich sah – und sehe immer noch – Editionen als einen willkommenen Ausgleich für die Produktionen von Gemälden, die Unikate sind. Es ist eine großartige Möglichkeit, meine Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln.“ Dies schrieb er - und das ist so lange noch nicht her - 1998 an das Museum of Modern Art in New York.


Original Für ihn, der mit der revolutionären, gesellschaftskritischen deutschen Pop-Art groß wurde, ist die Kunstfertigung im Plural sicherlich auch eine Option, Kunst zu demokratisieren und einem größeren Kreis zugänglich zu machen. Natürlich ist der finanzielle Aufwand für den Kaufinteressenten ein geringerer als denn für ein Unikat. Mit dem Begriff „Original“ ist in diesem Zusammenhang vorsichtig umzugehen, denn es gibt in einer Edition so viele originale Kunstwerke, wie die Auflage hoch ist. Unsicher wird die Formulierung erst dann, wenn die Edition ein Motiv zeigt, das als Unikat bereits existiert, denn im Sprachgebrauch wird exakt dieses Werk gerne als „Original“ beschrieben. Bezogen auf die Ausstellung ist es überraschend wie auch etwas enttäuschend, festzustellen, dass Richter Motive einige seiner berühmten Gemälde in einer Edition verbreitet hat. „Betty“ von 1988, Edition 1991, zählt dazu, und ein Motiv aus der Serie „Curtain“. Es gibt halt Kunstwerke, denen wünscht man Einmaligkeit. Doch für den Künstler, so steht es in der Ausstellung geschrieben, steht das interessante Motiv im Vordergrund, das sich lohnt, vervielfältigt zu werden.

 

 

In der Ausstellung "Die Kunst im Plural". Gerhard Richters "Mirror". Foto rArt


Edition Die rasante technische Entwicklung im Bereich der Reproduktion bietet Künstlern heute ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten. Auch Richter lässt den digitalen Spielraum zu und der Inkjet-Druck ist zu finden wie der Offset- oder Siebdruck der Druckgrafik.
     Doch Gerhard Richter nutzt noch andere Medien. Künstlerbücher gehören natürlich dazu. Im ersten Moment verwirrend, im Sinne einer Edition aber ideal, ist „Mirror“ von 2008 aus Kristallspiegelglas, Auflage 4/8. Was reproduziert besser als ein Spiegel? In diesem Zusammenhang verschmelzen Unikat und Edition. Seine berühmten Streifen und Farbfelder sind ebenfalls in Auflage zu sehen. Doch was schon durch sein Material sehr für sich einnimmt und mit seinen scheinbar handwerklichen Qualitäten einen originalen Charakter förmlich atmet, sind die großformatigen wie großartigen Tapisserien von 2009. Vier sind in der Präsentation ausgestellt und betitelt mit Musa, Yusuf, Iblan und Abbdu. Aber auch hier ratterte der Webstuhl nicht nur einmal, sondern acht Mal.

 

In der Ausstellung "Die Kunst im Plural". Gerhard Richters "Vorhang", der "Mirror" und darin zu sehen eine der Tapisserien. Foto rArt

 

 Richter hat nach Aussage des Hauses seit 1965 mehr als 160 Editionen geschaffen. In der Ausstellung sind etwa 45 Editionen zu sehen, die der Künstler in den letzten zehn Jahren realisiert hat.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Gerhard Richter. Die Kunst im Plural. Editionen“ ist bis zum 09.03.2014 zu sehen.
K20 Kunstsammlung NRW
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten
DI – FR 10 – 18 Uhr
SA + SO 11 – 18 Uhr
Jeden 1. MI im Monat 10 – 22 Uhr, KPMG-Kunstabend ab 18 Uhr, Eintritt frei

 

 


 

 

 

 

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