Archiv 2014
HEINZ MACK
Licht zwischen Himmel und Erde
Anfang Juni wurde die Installation The Sky Over Nine Columns auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig enthüllt. Die goldenen Stelen des rheinischen Künstlers Heinz Mack sind dort parallel zur Architektur-Biennale zu sehen.
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Heinz Mack The Sky Over Nine Columns, 2014 auf der Isola San Giorgio Maggiore in Venedig. © Foto: Alessandra Chemollo |
Seine neun über sieben Meter hohen Pfeiler, überzogen mit einem goldenen Mosaik, stehen vor der Kirche San Giorgio Maggiore. Mack versteht die mit mehr als 800.000 Mosaiksteinen überzogenen Pfeiler als Instrumente für ein Schauspiel des Lichts. Tag und Nacht reflektieren sie das Licht von Sonne und Mond über Venedig und lassen es sich im Wasser spiegeln. Für den Künstler sind die goldenen Mosaike eine Huldigung an die Stadt Venedig und ihre Tradition in einem Transit zwischen Orient und Okzident.
Stelen „Der Pfeiler repräsentiert den würdevoll aufrecht stehenden Menschen im Raum“, erklärt Mack. Der Pfeiler, das früheste und grundsätzlichste Element der Architekturgeschichte, stelle eine direkte Verbindung zwischen Erde und Himmel dar. Wenn in früheren Zeiten einzelne Steine oder Bäume auf einem Hügel in die offene Landschaft gesetzt wurden, markierten sie häufig einen Versammlungsort. Sie waren Orientierungspunkte, die den gesamten umliegenden Raum repräsentierten, der sich so zu einem Ort verdichtete.
Das goldene Mosaik, das die Oberfläche der Pfeiler bedeckt, verweist als Beispiel der meisterhaften lokalen Handwerkskunst auf die historischen kulturellen Handelsbeziehungen zwischen Orient und Okzident, die in Venedig geknüpft wurden. Das bekannteste Beispiel für prachtvolle goldene Mosaikarbeiten findet sich direkt auf der anderen Seite des Wassers: in der Basilica di San Marco. Für Heinz Mack bildet Gold „die abstrakteste Möglichkeit des Erhabenen“.
Pasquale Gagliardi, Generalsekretär der Fondazione Giorgio Cini, erläutert: „Mit diesem Projekt wird die Insel zu einem wesentlichen Teil der Arbeit. In unserem Programm stellen wir Kunstformen vor, die sich eng auf lokale Traditionen und regionales Kunsthandwerk beziehen...“ „Meine Skulpturen sind Objekte des Lichts im Raum“, schließt sich der Künstler an. „Kommen der ideale Raum, das ideale Licht und der interessierte Betrachter zusammen, kann eine faszinierende Symbiose entstehen.“ Auf der Suche nach idealen Räumen begab sich Mack bereits 1968 auf Expeditionen in die tunesische Wüste und die Arktis und konnte so seine Objekte in der leeren Landschaft platzieren.
ZERO Heinz Mack arbeitet seit über 60 Jahren als Bildhauer und Maler. 1958 gründete er gemeinsam mit Otto Piene (mehr) die Gruppe ZERO (mehr), zu der wenig später auch Günther Uecker (mehr) stieß. ZERO entwickelte sich zu einer internationalen Bewegung mit vielen Künstlerfreunden wie Yves Klein, Lucio Fontana und Piero Manzoni. Die Künstler ergründeten neue Formen der Gestaltung, die sich mit Struktur statt mit Komposition auseinandersetzten, mit Licht und Bewegung.
Heinz Mack 1970 repräsentierte Mack mit drei anderen deutschen Künstlern Deutschland auf der 35. Biennale di Venezia. In den 1950er Jahren entwickelte er seine eigenständige Sprache in der Lichtkunst und zählt seitdem zu den wichtigsten Vertretern der kinetischen Kunst. Die Idee der „Lichtstelen“, auf die auch The Sky Over Nine Columns zurückgeht, wurde von Mack zum ersten Mal in seinem Sahara Projekt Ende der 1950er Jahren formuliert. Seine Arbeiten in öffentlichen Räumen – ob in urbanen Situationen oder in der Natur –, sind stets als Gegenstände für das Licht konzipiert: „Das Licht ist für meine Kunst entscheidend. Was das Licht betrifft, möchte ich an die Grenzen des Möglichen gehen.“
► Die Installation The Sky Over Nine Columns ist kuratiert von Robert Fleck und wurde realisiert von Beck & Eggeling International Fine Art / Düsseldorf und Sigifredo di Canossa, in Kooperation mit der Fondazione Giorgio Cini und unterstützt von der Firma Trend, Vicenza.
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Die Installation The Sky Over Nine Columns von Heinz Mack ist bis zum 23. November 2014 zu sehen.