rheinische ART
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rheinische ART 12/2015

Archiv 2015

701 E.V.
Kunst im Franziskanerkloster

 

In der City von Düsseldorf, an der japanisch geprägten und belebten Immermannstraße gelegen, befindet sich noch für kurze Zeit eine besondere Düsseldorfer Institution: Das Franziskanerkloster. Alsbald wird diese klerikale Oase nicht mehr sein. Die Abrissbirnen stehen bereit. Der Kunst fördernde Verein 701 begleitet den Abschied der Franziskaner von diesem Ort mit einer Kunstschau. Sie titelt: Reflexionen.

 

Reflexionen Piotr Zamojski, Absenz, positioniert im Kirchenschiff. (Die verwendte Schrift wurde von Konrad F. Bauer und Walter Baum entworfen.) Die Bodenskulptur blanco ist von Martin Pfeifle Foto©rART

 

Zuvörderst sind es Düsseldorfer Künstler, die diesem Ort durch ihre Ideen Referenz erweisen. Die Kunst – so sieht es das Ausstellungskonzept vor – soll den Räumlichkeiten und den ihnen inne wohnenden Geist kommentieren und die Besonderheit des Klosters im Kontext der Innenstadt vergegenwärtigen.

     

Impression Franziskanerkloster in Düsseldorf Foto©rART

 

Bespielt werden circa 2.500 Quadratmeter Fläche mit Kreuzgang, Refektorium und Kirchenschiff. Die allesamt ortsspezifischen Arbeiten wurden von Michael Voets kuratiert. Pater Athanasius und seine Mitbrüder des Klosters, die zukünftig nur einen Steinwurf weiter in der Marienkirche ihre Seelsorgearbeit für die Gemeinde fortsetzen werden, baten lediglich darum, trotz Profanierung der Klosterkirche St. Antonius, den Altar nicht in die Kunstschau mit einzubeziehen. Diesem Wunsch kam man unschwer und gerne nach. Das Franziskanerkloster besteht auf diesem Grundstück seit 1853. 1943 bei den Bombenangriffen zerstört, konnte die gesamte Anlage 1959 nach jahrelangen Bauarbeiten wieder fertig gestellt werden.


Ein Besuch der Ausstellung kommt einer letzten öffentlichen Begehung dieser, im Düsseldorfer Volksmund „Klösterchen“ genannten, Lokalität gleich. Die Kunst fokussiert, angesichts des Anlasses und der verbliebenen Zeit, Vergänglichkeit. An einem Ort wie diesem ist ihre Wirkung besonders eindrücklich.

 

Impression - Reflexionen - Kunst im Franziskanerkloster. Im Kreuzgang weisen verwelkte Pflanzen den Weg. Lauschen lohnt ...  Foto©rART


Einige Beispiele Anja Vormann und Gunnar Friel lassen im Kreuzgang, die Lautsprecher zwischen verblühten Pflanzen positioniert, Gesprächsfetzen von Interviews von Zeitzeugen hören, die sich an die Umbettung des Franziskanerbruders Firminius Wickenhäuser erinnern. Die auf dem Boden des Kirchenschiffs ausgebreitete Bodenarbeit "blanco" von Martin Pfeifle zeichnet die Fläche nach, auf der sich die Kirchenbänke befanden. Nika Špan erstellte eine interaktive Intervention mit der „Durchreiche“ zwischen dem Refektorium und der angrenzenden Küche. „Zu dir oder zu mir?“ titelt sie ihre Arbeit und bittet darum, die Schranktüren behutsam zu öffnen und zu schließen. Ihre mechanische Manipulation der Durchreiche gleicht einer „ironischen Sabotage“, wie Voets bemerkt.

 

Impression - Reflexion - Kunst im Franziskanerkloster, im Bild Golgotha von Robert Klümpen Foto©rART

 

Die Videoinstallation „Goldfische“ von Tanja Goethe lässt den Betrachter an einem verlorenen Teil des architektonischen Ensembles teilhaben. Der historische Nutzgarten, heute ein verlassenes Stück Erde, an dessen alte Schönheit nur noch Fragmente erinnern, wurde in historischen Dokumenten festgehalten. Die Videobilder zeigen Ausschnitte aus dem historischen Material und dem gegenwärtigen Zustand kurz vor der Auflösung des Klosters.

 

Impression Klostergarten im Franziskanerkloster Foto©rART


Der Verein 701 bemerkt zu seinem sicherlich außergewöhnlich zu nennenden Projekt im Franziskanerkloster: „Die Ausstellung 'Reflexionen' ... zeigt nicht nur Düsseldorfer 'contemporary art' ... sondern erinnert zugleich an praktische Seelsorge der Franziskaner an dieser Schnittstelle der Düsseldorfer Stadtgesellschaft.“

 

Impression Franziskanerkloster in Düsseldorf Foto©rART

 

 Neben den seelsorgerischen Aufgaben des Ordens in Liturgie, Beichte und Glaubensberatung widmen sich die Franziskaner den bedürftigen und obdachlosen Düsseldorfer Mitbürgern. In der Essensausgabe werden täglich bis zu 200 Besucher verköstigt. Die Straßenzeitung „fiftyfifty“, die inzwischen ein fester Bestandteil des Düsseldorfer Stadtbildes geworden ist, betreibt als langjähriger Gast eine Ausgabestelle im Klostergarten.

 

 Der Verein 701 e.V. (benannt nach der quer durch Düsseldorf führenden Straßenbahnlinie 701) ist eine gemeinnützige Initiative Düsseldorfer Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik. Er versteht sich als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Kunst und verfolgt das Ziel, kreative Netzwerke zu knüpfen und somit nachhaltig das kreative Image der Stadt zu stärken und zu fördern.
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Reflexionen – Ortsspezifische Arbeiten im Franziskanerkloster“ ist bis zum 10. September 2015 zu sehen.
Franziskanerkloster
Immermannstraße / Oststraße

40210 Düsseldorf
Öffnungszeiten
MI – FR 12 18 Uhr
SA + SO 12 – 17 Uhr


Mehr Informationen www.701kunst.de

 

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